Love just happens
Zeitmesser und der Einstellung herumgefummelt, bis ich versehentlich selbst auf das Foto draufkam, als ich zur Kamera zurückgerannt bin, um nachzusehen, ob sie noch funktioniert. Ich bin nur als Klecks erkennbar, als verschwommener Wirbel, aber Brianna ist ganz still, fast überscharf eingefangen. Ich habe das Foto danach bearbeitet, sodass Brianna geradezu darin leuchtet, und den Klecks, der ich bin, habe ich zu einem gespenstischen Schimmer verwischt.
»Klar will sie mit«, sagt Brianna zu Ryan und stößt mich mit dem Fuß an. »Tommy kommt vielleicht auch, hab ich gehört.«
Ich zucke die Schultern. Tommy ist in meiner Englisch- und Chemieklasse und er ist süß. Und natürlich ist er hoffnungslos in Brianna verknallt.
Aber im Gegensatz zu den meisten Typen, die nicht beiBrianna landen können, weiß er, dass er keine Chance bei ihr hat. Deshalb ist er auf mich umgestiegen. Heute Morgen in der Schule hat er mich gefragt, ob ich abends zu der Party kommen würde, und ich hab genau gemerkt, dass er mich ausquetschen wollte, ob Brianna auch da ist, aber er konnte sich gerade noch bremsen. Er weiß ja, dass sie vergeben ist.
Und dass er sich jetzt um mich bemühen muss.
»Er ist doch süß, oder?«, sagt Brianna.
»Er ist okay.« Das stimmt. Tommy ist wirklich okay. Er hat Augen und einen Mund und Haare, die nicht so aussehen, als sei er unter den Rasenmäher gekommen. Seine Klamotten sind nicht hässlich und er stinkt nicht und spuckt nicht beim Reden.
»Na, dann komm doch einfach mit. Ryan hat genug Platz in seinem Auto, wie du weißt. Da würde die ganze Schule reinpassen. Toll, echt!« Brianna schaut mich an und verdreht die Augen.
Ich lächle, weil es stimmt, dass in Ryans Auto viel Platz ist. Er fährt einen Station Wagon, was Brianna oberpeinlich findet. Sie will, dass er sich von seinen Eltern ein neues Auto geben lässt, und reitet auf diesem Thema herum, seit sie vor über sechs Wochen zusammengekommen sind.
»Ich mag mein Auto«, sagt Ryan und schaut mich an.
Ich lasse meinen Blick sekundenlang auf ihm ruhen, fange ein flüchtiges Bild von ihm auf – dunkles Haar, ausdrucksvolle Augen (so blau wie der Himmel an einem wolkenlosen, heißen Sommertag) und eine winzige Narbe,die sich über seine rechte Augenbraue zieht und von einem Fußballspiel in der siebten Klasse stammt.
»Ich kann nicht mit«, sage ich. »Ich meine, klar könnte ich, aber ich bin müde, und ich musste heute Abend wieder überbackenen Mais und Reistopf essen und der Bauch tut mir weh – das war schließlich das vierte Mal hintereinander –, und deshalb würde ich lieber nach Hause gehen und …«
»Ach, komm, bitte, bitte!«, drängt Brianna.
»Nein, lass – ich bin so vollgestopft mit Reis und Mais und ich würde euch sowieso nur den Spaß verderben …«
»Also langsam glaub ich’s auch, dass dir was quersteckt«, sagt Brianna kopfschüttelnd und fügt seufzend hinzu: »Okay, gut. Geh nur heim und lass mich und Ryan ganz allein auf die Party gehen.«
»Ihr amüsiert euch auch ohne mich«, sage ich.
»Ja, klar«, sagt Brianna. »Aber ich will dich trotzdem dabeihaben. Ich finde es immer gut, wenn du dabei bist.«
Wieder sehe ich Ryan an, ein letzter Blick, bevor ich gehe.
Er schaut zurück und eine Sekunde lang, eine winzige, verrückte Sekunde lang, stelle ich mir vor, wie es wäre, wenn
ich
jetzt neben ihm säße und nicht Brianna. Dann stehe ich auf, sage lächelnd »Tschüs« und »Gute Nacht« und gehe nach draußen zu meinem Auto.
Kapitel 3
Ich mag Ryan schon lange. Peinlich lange, aber niemand, nicht mal Brianna, weiß das. Sie glaubt immer noch, dass ich nur nett zu ihm sein wollte, als er mich in der achten Klasse zu einer Schulparty eingeladen hat und ich Ja gesagt habe. Ich habe ihr schon damals gesagt: »Ich … also ich mag ihn irgendwie«, weil ich hoffte, dass sie es gut finden würde, aber sie meinte nur: »Ach komm, das nehm ich dir nicht ab. Wir reden von Ryan, Mann!«
Am Ende konnte Ryan dann doch nicht, weil seine Oma gestorben war und er nach Seattle zur Beerdigung fliegen musste, und ich weiß noch, wie Brianna zu mir sagte, ich könne froh sein, dass mir der Abend erspart geblieben sei. Damals war Ryan unter ihrer Würde – die reine Zeitverschwendung – und deshalb durfte ich ihn auch nicht gut finden.
Aber ich mochte ihn und ich
wollte
mit ihm zu der Party, wollte seine Freundin sein, aber die Party fiel ins Wasser, und als Ryan von der Beerdigung zurückkam, hatte Brianna längst
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