Love Takes a Detour - Liebe auf Umwegen
ich wusste, dass Annika vom Wäschewaschen ebenfalls herzlich wenig Ahnung hatte, folgte ich den beiden in die Waschküche. Mir war sowieso nicht wohl bei dem Gedanken, dass sie im Keller miteinander allein waren. Wer weiß, zu was für Liebesschwüren und anderen Peinlichkeiten sich Annika hinreißen ließ.
“Oh my God, the laundry basket is → overflowing ”, stellte Chris fest.
Annika schaute hilflos drein. “I think we should → sort everything by colour.”
“No, sort it by → fabric first, then by light and dark colours”, erklärte ich.
“Ah, that → makes sense .” Chris zupfte eine Unterhose aus dem Korb und warf sie auf den Boden. “First → pile .”
Annika zupfte und verteilte mit, bis sechs Wäscheberge um sie herum aufgetürmt waren. Sie sah dabei so glücklich aus, dass ich anfing, an ihrem Verstand zu zweifeln.
Machte die Liebe einen wirklich so wuschig, dass man sich wie im Paradies vorkam, während man die dreckige Wäsche anderer Leute sortierte? Und war das nun gut oder schlecht, wenn man so den Realitätssinn verlor?
“What next?”, fragte Chris.
“You have to put one of the piles into the → washing machine ”, sagte ich.
“OK. Which is the one with Grandpa’s T-shirts?”
“That one.”
Chris beförderte die Shirts in die Maschine und schloss das Bullauge.
“Leave the rest to me”, sagte ich. “It’s going to take forever to explain how the machine works and which programme to use for what kind of fabric.”
“But we did a great sorting job, didn’t we?” Annika strahlte Chris an und der lächelte hemmungslos zurück. Flirtete er gern oder war ihm gar nicht bewusst, welche Wirkung er auf manche Mädchen hatte?
Ich musste Annika irgendwie retten, ich wusste bloß noch nicht wie.
MITTWOCH
Ertappt beim Händchenhalten
Ich schleppte mich in die Schule, als wäre ich zwei Zentner schwer. Annika hüpfte um mich herum, wie ich sie seit unserer Kindergartenzeit nicht mehr hüpfen gesehen hatte. “Wie sorgfältig er die Socken behandelt hat”, schwärmte sie.
“Was?”
“Na, Chris, gestern, beim Wäschesortieren. Er war ja so süß. Ich meine, die meisten würden eine dreckige Socke einfach nur hinpfeffern, aber er hat sogar jede einzelne angeschaut, ob sie umgedreht gehört.”
“Toll”, sagte ich ohne echte Begeisterung.
“Und die Unterhosen. Die –”
Ich hielt mir die Ohren zu. Als ich die Hände wieder wegnahm, sagte Annika gerade: “Das hatte so etwas Magisches.”
Ich fragte lieber nicht nach, bei welchem Wäscheteil sie inzwischen angelangt war, sondern brummte nur.
“Sag mal, was ist eigentlich mit dir los?”
“Ach, nix.”
“Ne, echt, kannst es mir ruhig sagen.”
Stimmte eigentlich. Gestern Abend hatte ich ja überlegt, wem ich mich anvertrauen sollte. Wenn Annika schon fragte ...
“Also, es ist wegen Marco. Ich weiß nicht so recht, wie ich ...”
Ginas Kopf schob sich zwischen uns. “Was ist mit Marco?”
“Was soll mit ihm sein?”
Gina sah mich durchdringend an. “Da ist doch was im Busch. Du meinst bestimmt Marco Johannsen.”
“Ja.”
“Der in meine Klasse geht.”
“Ja.”
“Und der am Montag so ein geniales Referat über Eisbären gehalten hat.”
Ich beschränkte mich inzwischen aufs Nicken.
“Und der mit dir ins Aikido geht.”
Jetzt reichte es aber. Ich machte einen Ausfallschritt nach vorn, um Ginas Hand loszuwerden. Doch sie ließ nicht locker.
“Ich sehe da etwas in deinen Augen.”
“Ach, von hinten?”
Gina baute sich vor mir auf. “Läuft da was zwischen euch?”
“Gina, jetzt hör aber auf. Ich wollte Annika nur gerade erzählen, dass ich gestern nach dem Training noch mit Marco bei seiner Tante Hella Abendbrot gegessen habe.”
Während ich das sagte, kramte ich ein Taschentuch aus meinem Rucksack und tat so, als müsste ich mich schnäuzen, damit sie nicht sah, wie rot meine Nase wurde.
Gina legte den Kopf schief. “Tja, hat durchaus Qualitäten.”
“Hellas Abendessen?”
“Nein, du Dummie.”
Jetzt redete sie mit mir wie Sven mit Ronny. Ich ließ es ihr nur deswegen durchgehen, weil ich die Unterhaltung nicht unnötig in die Länge ziehen wollte.
“Ich meinte natürlich, Marco hat Qualitäten.” Gina zwinkerte Annika verschwörerisch zu. “Ich komme nach der Schule bei dir vorbei. Viel Glück mit dem Brief.”
“Tussi”, sagte ich aus vollem Herzen, während sie zu ihrer Clique lief, die sich vor dem Schultor versammelt hatte. Bestimmt erfuhren jetzt alle
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