Love you, hate you, miss you: Roman (German Edition)
weißt, dass ich …«
»Nein, bitte nicht«, flehte Mom mit bebender Stimme und ich konnte die Worte, die sie nicht hören wollte, auf ihrem Gesicht geschrieben sehen.
»Ich hab sie umgebracht. Du weißt das. Ich weiß es. Warum kannst du nicht … warum sagst du es nicht einfach?«
»Weil es nicht wahr ist.« Dad stieß seinen Stuhl zurück und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Wie kannst du nur so was sagen? Wie kannst das auch nur denken?«
»Ja, wie denn nicht?«, schrie ich los. »Ich hab ihr gesagt, dass sie ins Auto steigen soll.«
»Aber sie ist selber eingestiegen – es war ihre Entscheidung«, sagte Mom.
Ich schüttelte den Kopf, wischte ihre Worte weg, dieses Echo von Lauries Worten. Und ich wischte auch die Wirkung weg, die diese Worte – von Laurie und jetzt von Mom – auf mich hatten – die Hoffnung, die sie in mir aufkeimen ließen.
Mom beugte sich zu mir vor und fasste meine Hände.
»Hör mir zu, Amy«, sagte sie und ließ nicht los, als ich meine Hände wegziehen wollte. Sie hielt mich ganz fest. »Wir alle treffen Entscheidungen, manchmal gute, manchmal schlechte. So wie du in jener Nacht, aber auch Julia. Was passiert ist, war schrecklich, und trotzdem bist du nicht schuld daran – wirklich nicht – und du musst aufhören, dir Vorwürfe zu machen.«
»Ich … aber wenn ich das nicht gemacht hätte, dann …«
»Es war ein Unfall«, sagte Dad und seine Stimme war unendlich sanft. Und fest. »Ein schrecklicher Unfall, einer, bei dem du deine beste Freundin verloren hast, aber eben ein Unfall. Und nichts sonst.«
»Aber …« Meine Augen brannten, mein ganzer Körper brannte und ich zitterte und Mom sagte: »Amy,Schätzchen, es ist in Ordnung«, dann legte sie die Arme um mich und hielt mich fest.
Sie hielt mich fest und ich ließ sie. Wollte es.
»Wir haben dich doch gern um uns, dein Vater und ich, und wir möchten für dich da sein«, sagte sie. »Wir möchten dir die Augen öffnen, damit du begreifst, dass Julias Tod nicht deine Schuld war. Wir möchten eine Familie sein. Das sind unsere Entscheidungen.«
»Ich …« Ich machte mich los und schaute sie an. Erst Mom, dann Dad.
»Versuch es«, sagte Dad. »Gib uns eine Chance, Amy, damit du siehst, wie sehr wir dich lieben und dass du nicht schuld an Julias Tod bist. Das ist alles, was wir uns von dir wünschen. Nur, dass du es mal versuchst. Bitte.« Er räusperte sich und blinzelte heftig. »Okay, und weißt du jetzt schon, welchen Film du ansehen willst?«
Also suchte ich einen Film aus und wir schauten ihn zusammen an. Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte, und alles andere … was sie gesagt haben, ich …
Ich möchte ihnen so gern glauben.
Ich denke daran, was Laurie gesagt hat: dass man lernen kann, glücklich zu sein, und vielleicht … vielleicht schaffe ich das ja auch. Lernen, wie man glücklich ist.
Vielleicht.
Julia ist trotzdem tot. Damit werde ich leben müssen. Ich werde ohne sie leben müssen.
24
Heute Abend war ich auf einer Party.
Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Satz je wieder aussprechen würde.
Die Party fand bei Mel statt, weil seine Eltern in Aruba sind oder was auch immer. Ich war natürlich nicht eingeladen – Mel spricht nicht mehr mit mir, seit er mich gefragt hat, was mit Patrick los sei –, aber ich wusste alles darüber, weil Mel so laut redet und heute gleich nach Englisch Caro gefragt hat, ob sie kommen würde.
Oder vielmehr sagte er: »Du musst unbedingt kommen, Caro. Ich muss mit dir reden.« Und das alles vor Beth. Ich war über Mittag im Info-Center, sodass ich das Drama verpasste, aber Caros Augen waren hinterher ganz rot, und jeder Idiot konnte sich zusammenreimen, was passiert war.
Ich war im Info-Center, weil ich nicht mehr in der Cafeteria esse. Ich hatte genug von dem täglichen Wettlauf mit der Schnurrbärtigen, nur um einen beschissenen Platz und beschissenes Essen zu ergattern. Stattdessen nehme ich mir jetzt einen Joghurt ins Info-Center mit. Und der Clou ist, dass Giggles mich darauf gebracht hat.
Sie hat mich im Flur erwischt, als meine Physikstunde schon angefangen hatte, und ich musste zu ihr ins Büro.(Der Grund war, dass Patrick vor dem Klassenzimmer stand, mit einem Gesicht, als ob gleich die Welt untergehen würde, und da habe ich mich bis zum Läuten im Klo versteckt. Fünfzehn Tage. Fünfzehn Tage sind vergangen und ich denke immer noch an ihn.)
Als Giggles merkte, dass sie mich nicht nachsitzen
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