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Lovecraft, H. P.

Lovecraft, H. P.

Titel: Lovecraft, H. P. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stadt ohne Namen
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Harris, dem Sohn von Peleg, erzogen.

    Rathbone war ein praktischer Mann, deshalb vermietete er das Haus in der Benefit Street, trotz Williams Wunsch, es unbewohnt zu lassen. Er betrachtete es als Verpflichtung seinem Mündel gegenüber, aus dem Besitztum des Jungen das Beste herauszuholen, auch kümmerten ihn die Todesfälle und Krankheiten nicht, die einen häufigen Mieterwechsel verursachten, oder die ständig zunehmende Abneigung, mit der das Haus allgemein betrachtet wurde. Es ist wahrscheinlich, daß er lediglich Verärgerung empfand, als ihn im Jahre 1804
    der Stadtrat aufforderte, wegen der vieldiskutierten vier Todesfälle, die wahrscheinlich durch die im Abnehmen begriffene Fieberepidemie verursacht worden waren, das Haus mit Schwefel, Teer und Kampferholz auszuräuchern.
    Sie sagten, der Ort habe einen Fiebergeruch.
    Dutee selbst dachte wenig an das Haus, denn als er erwachsen war, wurde er Matrose auf einem Kaperschiff und diente mit Auszeichnung auf der Vigilant unter Kapitän Caboone im Kriege von 1812. Er kehrte unverletzt zurück, heiratete im Jahre 1814 und wurde in jener denkwürdigen Nacht des 23.
    September 1815 Vater, als ein großer Sturm die Wasser der Bucht über die halbe Stadt schwemmte und eine große Schaluppe die Westminster Street hinauftrieb, so daß ihre Masten beinah an die Fenster des Harris−Hauses stießen, eine symbolische Bestätigung, daß Welcome, der neugeborene Knabe, der Sohn eines Seefahrers sei.
    Welcome überlebte seinen Vater nicht, sondern er lebte nur, um bei Fredericksburg 1862 ruhmreich zu sterben. Weder er noch sein Sohn Archer kannten das gemiedene Haus als etwas anderes als eine beinah unmöglich zu vermietende Belastung − vielleicht wegen der Dumpfheit und des ungesunden Geruches vernachlässigten Alters. Es wurde tatsächlich nach einer Serie von Todesfällen, die ihren Höhepunkt 1861 erreichte, welche die Kriegsbegeisterung beinah in Vergessenheit brachte, nie mehr vermietet.
    Carrington Harris, der Letzte der männlichen Linie, kannte es nur als den verlassenen und irgendwie malerischen Mittelpunkt von Sagen, bis ich ihm von meinen Erlebnissen erzählte. Er hatte die Absicht gehabt, es abzureißen und an der Stelle ein Apartment−Haus zu errichten, er entschied sich jetzt nach meinem Bericht, es stehen zu lassen, Leitungen zu installieren und es zu vermieten. Auch hat er bis jetzt nie Schwierigkeiten gehabt, Mieter zu finden.
    Das Grauen ist daraus verschwunden.
    III
    Man kann sich wohl vorstellen, wie stark mich die Annalen der Familie Harris beeindruckten. In diesen fortlaufenden Aufzeichnungen schien mir eine hartnäckige böse Macht zu brüten, die unzweifelhaft mit dem Haus und nicht mit der Familie in Zusammenhang stand. Dieser Eindruck wurde durch die weniger systematische Gliederung verschiedener Daten meines Onkels bestätigt
    − Lebensbeschreibungen, die nach Klatsch von Hausangestellten niedergeschrieben wurden, Zeitungsausschnitte, Kopien von Sterbeurkunden, von zeitgenössischen Ärzten ausgestellt, und dergleichen mehr. Ich kann nicht damit rechnen, das ganze Material verarbeiten zu können, denn mein Onkel war ein unermüdlicher Altertumsforscher und an dem gemiedenen Haus außerordentlich interessiert; aber ich möchte auf verschiedene wichtige Punkte hinweisen, die wegen ihrer ständigen Wiederkehr in vielen Berichten aus verschiedenen Quellen bemerkenswert sind. Zum Beispiel war der Dienstbotenklatsch beinah einmütig darin, dem schwammverseuchten und übelriechenden Keller des Hauses ein großes Vorherrschen übler Einflüsse zuzuschreiben. Es hatte Bedienstete gegeben − besonders Ann White −, die sich weigerten, die Küche im Keller zu benutzen, und zum mindesten drei klarumrissene Beschreibungen bezogen sich auf die merkwürdigen, quasimenschlichen Konturen, welche Baumwurzeln und Schimmelflecken in diesem Bereich annahmen. Letztere Erzählungen interessierten mich zutiefst, auf Grund dessen, was ich in meiner Knabenzeit dort gesehen hatte, aber ich fühlte, daß die Bedeutung zum größten Teil in jedem Fall durch Hinzufügungen aus dem üblichen Bestand an lokalen Geistergeschichten stark verdunkelt wurde.
    Ann White, mit ihrem Exeter−Aberglauben hatte die ausgefallenste und gleichzeitig folgerichtigste Geschichte ausgestreut; die darauf anspielte, daß unter dem Haus einer jener Vampyre begraben sein müsse − einer jener Toten, die ihre Körperform beibehalten und sich vom Blut oder Atem der Lebenden ernähren − deren

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