Lovecraft, H. P.
mit Ehre, Tugend und gutem Geschmack, mit Wohlwollen und Gelehrsamkeit angefüllt waren.
Ich habe zu seinem Gedenken eine Marmorurne im St.−Johns−Friedhof aufstellen lassen −dem Ort, den Poe liebte − der verborgenen Waldung aus riesigen Weiden, die auf dem Hügel liegt, wo Gräber und Grabsteine sich still zwischen der alters− j grauen Masse der Kirche und den benachbarten Häusern und Böschungen der Benefit Street zusammendrängen.
Die Geschichte des Hauses, die inmitten eines Durcheinanders von Daten beginnt, gab keinen Hinweis auf das Düstere, weder auf den Bau noch auf die'
wohlhabende und ehrenwerte Familie, die es errichtete. Dennoch war von Anfang an der Fluch des Unheils zu erkennen, der bald zu schicksalsträchtiger Bedeutung anwuchs. Die sorgfältig zusammengetrage;nen Aufzeichnungen meines Onkels begannen mit der Errichtung des Gebäudes im Jahre 1763, und sie verfolgten das Thema mit ungewöhnlich vielen Einzelheiten. Offenbar wurde das gemiedene Haus zuerst von William Harris, seiner Frau Rhoby Dexter und ihren Kindern, der 1755 geborenen Elkanah, der 1757 geborenen Abigail, dem 1759 geborenen William jr. und der 1761 geborenen Ruth bewohnt. Harris war ein bedeutender Kaufmann und Seefahrer im Handel mit Westindien und stand in Beziehung zu der Firma des Obadiah Brown und seines Neffen. Nach Browns Tod im Jahre 1761 machte die neue Firma Nicholas Brown & Co. Harris zum Kapitän der in Providence gebauten Brigg Prudence mit 120 Tonnen, was ihm die Möglichkeit gab, die neue Heimstatt zu errichten, die er sich seit seiner Verheiratung gewünscht hatte.
Der Standort, den er gewählt hatte − ein erst kürzlich begradigter Teil der neuen und eleganten Back Street, die über dem dichtbewohnten Cheapside an der Seite des Hügels entlanglief − war alles, was man sich wünschen konnte, und das Gebäude machte seiner Lage alle Ehre. Es war das Beste, das man sich mit bescheidenen Mitteln leisten konnte, und Harris hatte es eilig, einzuziehen, ehe das fünfte Kind, das die Familie erwartete, geboren würde. Das Kind, ein Knabe, kam im Dezember, aber es war eine Totgeburt. Auch wurde nie mehr über anderthalb Jahrhunderte dort ein Kind lebend geboren.
Im nächsten April wurden einige der Kinder krank, Abigail und Ruth starben, bevor der Monat herum war. Dr. Job Ives diagnostizierte die Störung als ein Kindesfieber, obwohl andere behaupteten, es sei ein Dahinsiechen oder ein Verfall gewesen. Es schien jedenfalls ansteckend zu sein; da Hannah Bowen, eine der beiden Bediensteten, im darauffolgenden Juni starb. Eil Lideason, der andere Bedienstete, klagte dauernd über Schwäche und wäre auf die Farm seines Vaters in Rehoboth zurückgekehrt, hätte er nicht plötzlich zu Mehitabel Pierce, die als Hannahs Nach−folgerin eingestellt worden war, eine Zuneigung gefaßt. Er starb im folgenden Jahr − das in der Tat ein trauriges Jahr war, da es den Tod von William Harris selbst sah, der durch das Klima auf Martinique geschwächt war, wo ihn sein Beruf für beträchtliche Zeiträume während des abgelaufenen Jahrzehnts festgehalten hatte.
Die verwitwete Rhoby Harris erholte sich nie mehr von dem Schock, den der Tod ihres Mannes verursacht hatte und das Dahinscheiden ihrer Erstgeborenen, Elkanah, zwei Jahre danach, versetzte ihrer Vernunft den Todesstoß, 1768 fiel sie einer milden Form von Geisteskrankheit zum Opfer und hielt sich danach nur noch im oberen Teil des Hauses auf, ihre ältere, unverheiratete Schwester Mercy Dexter war eingezogen, um sich der Familie anzunehmen. Mercy war eine reizlose, grobknochige Frau und von großer Stärke, aber ihre Gesundheit verschlechterte sich auffallend seit der Zeit ihrer Ankunft. Sie hing sehr an ihrer unglücklichen Schwester und hatte zu ihrem einzigen noch lebenden Neffen eine besondere Zuneigung, der sich aus einem kräftigen Kleinkind zu einem kränklichen, spindeldürren Jungen entwikkelt hatte. In diesem Jahr starb die Dienerin Mehitabel, und der andere Diener, Preserved Smith, kündigte ohne vernünftige Erklärung oder zum mindesten nur mit unglaublichen Geschichten und Klagen, er verabscheue den Geruch des Hauses. Eine Zeitlang konnte Mercy keine weitere Hilfe mehr auftreiben, da sieben Todesfälle und ein Fall von Wahnsinn, die sich alle innerhalb eines Zeitraums von fünf Jahren ereignet hatten, einen Komplex von Haus zu Haus geflüsterten Gerüchten auslöste, der später so ausartete. Sie bekam indessen am Ende zwei Bedienstete von außerhalb,
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