Lovers (German Edition)
einzuatmen.
“Wie schön es hier ist. So friedlich.”
“Ja, nicht wahr? Ich habe mich vom ersten Augenblick an in dieses Haus verliebt. Ich glaube, woanders könnte ich gar nicht mehr schreiben. Dir wird es bestimmt gefallen.”
“Das glaube ich auch.”
Wir holpern über das letzte Stück Straße und fahren hinter einem ausgedehnten, zweistöckigen Bungalow in spanischem Stil vor. Ein schindelgedecktes Dach und hohe Bogenfenster vervollständigen das Bild. Eine Bougainvillea rankt an den weißen Wänden hoch, und noch mehr Eukalyptus und ein paar vom Wind gebeugte Zypressen spenden dem weitläufigen Haus Schatten. Wir steigen aus dem SUV, und Viviane lässt die Heckklappe herunter, damit Sid rausspringen kann. Für eine so schwere Kreatur hievt er seine braunweiße Körpermasse erstaunlich behände aus dem Wagen. Ich kann das Rollen der Wellen in der Ferne hören, und die Luft schmeckt schärfer und sauberer als vorhin am Bahnhof.
“Deine Taschen holen wir später”, sagte Viviane. “Komm erst mal mit, und lern alle anderen kennen. Also zumindest die, die bisher schon eingetroffen sind.”
Sie führt mich zur Seite des Hauses und durch eine Tür ins Innere, die direkt in die Küche führt. Die Küche ist ein riesiger, offener Raum mit Terrakottafliesen und dicken, kobaltfarbenen Kacheln als Fliesenspiegel über der Küchenzeile. Die Decke ist aus dunklem Holz mit dicken Balken, und am einen Ende des Raums gibt es einen offenen Kamin, um den ein paar Stühle aus braunem Ledergeflecht um einen niedrigen Tisch aus schweren, unbearbeiteten, dunklen Holzbalken arrangiert sind. Dieser Raum wirkt wie aus einem Wohnmagazin, bloß wohnlicher. Ich liebe ihn sofort.
In der Mitte der Küche befindet sich eine Kochinsel, eine sehr schlanke, vogelgleiche Frau mit kurzen mausbraunen Haaren, ungefähr Anfang fünfzig, schneidet hier auf einem großen Brett Gemüse.
“Bettina, das ist Patrice Michaels. Unsere Expertin für historische Krimis.”
Patrice lächelt. Es ist nur ein leichtes Heben ihrer Mundwinkel. Sie hat ein schmales Gesicht und scharfe, dunkle Augen. Ich fühle mich jetzt noch mehr von ihr eingeschüchtert als vorher im Netz. Patrice ist für ihre unverhohlene und manchmal schmerzhafte Ehrlichkeit bekannt, aber sie ist eine talentierte Autorin und schon länger im Geschäft als wir anderen. Sie ist großzügig und eine riesige Informationsquelle, wenn es ums Schreibhandwerk und die Verlagsbranche geht. Trotzdem bin ich nicht sicher, ob ich mich in der Nähe dieser Frau mit ihrer trockenen, scharfsinnigen Beurteilung meines Könnens überhaupt wohlfühlen kann.
“Hallo Bettina. Wie ich sehe, bist du gut angekommen.”
“Ja, vielen Dank.”
“Das Essen ist in einer Stunde fertig.”
“Patrice ist eine großartige Köchin”, mischt Viviane sich ein. Sie schafft das Unmögliche: Die ältere, säuerliche Frau lächelt ehrlich überrascht.
Viviane kann jeden zum Lächeln bringen. Ich bin froh, dass sie bei mir ist und mir den Einstieg erleichtert. Zum Glück bin ich mit dem Rest der Gruppe nicht allein. Mit Viviane habe ich am meisten online kommuniziert. Ihr vertraue ich. Ohne sie hätte ich mich nicht auf diese Reise eingelassen.
“Bettina!”
Ich drehe mich um. Hinter mir ist ein stämmiger Mann mit silbernem Schopf und wasserblauen Augen durch die Küchentür getreten. Er strahlt mich an. Kenneth Bergen.
“Kenneth. Wie schön, dich kennenzulernen.”
Er kommt zu mir rüber und nimmt meine Hand in seine Hände. Eine warme, angenehme Umarmung folgt. “Oh, du bist so hübsch. Findest du nicht auch, Audrey?”, fragt er über seine Schulter hinweg.
Sie steht noch in der offenen Tür und sieht aus wie ein Straßenkind, obwohl ich weiß, dass Audrey LeClaire schon Anfang dreißig ist. Sie besteht nur aus langen, dunklen Haaren und großen, rauchblauen Augen, die von den längsten Wimpern umrahmt sind, die ich jemals gesehen habe. Mit der olivfarbenen Haut und der kleinen, schmalen Gestalt wirkt sie auf mich wie ein Waldgeist, der zum Leben erwacht ist. Bis auf ihre Brüste, die von dem Bikinioberteil nur knapp bedeckt werden und für ihren Körper fast zu groß wirken.
Wieso fällt mir das überhaupt auf?
“Ja, wunderschön. Komm, sag Hallo, Bettina. Keine Angst, ich beiße nicht.” Audrey lächelt. Ihre vollen Lippen öffnen sich, und in einer Wange erscheint ein Grübchen. Sie kommt zu mir und schließt mich in die Arme.
Sie riecht nach Zitronen. Und nach Sex.
Mir wird heiß.
Was
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