Lovers (German Edition)
du nach, Bettina?”
Mist.
“Ich … nichts. Wirklich. Ich bin immer noch etwas fertig von der Reise. Nach dem Dinner werde ich bestimmt wieder munter.”
“Falls nicht, geh einfach früh ins Bett. Ich komme dann und decke dich zu.”
Sie zieht leicht an meinen Haaren, dann beugt sie sich vor und haucht einen Kuss auf meine Wange.
Mein Körper steht vollends in Flammen.
Ich bin sicher, dieser Kuss ist ganz und gar unschuldiger Natur. Sie will nur nett sein. Aber Audrey riecht nach Sex. Den Begriff habe ich früher schon öfter gehört, aber ich bin vorher noch nie jemandem wie ihr begegnet. Das muss es sein. Ihre natürliche erotische Ausstrahlung und die Ausläufer meines Traums vermischen sich hier. Ich kann doch nicht wirklich Sex mit einer Frau haben wollen. Das wollte ich doch noch nie, oder? Ich habe mich nie danach verzehrt, die Haut einer Frau zu berühren und ihre vollen Brüste mit beiden Händen zu umschließen. Ihre Nippel in den Mund zu nehmen. Von ihr berührt werden …
Ich atme tief durch und zwinge meinen Puls, sich zu beruhigen. Ich sage mir, dass ich Audrey nicht will. So jedenfalls nicht.
Warum fühlt es sich dann wie die größte Lüge an, die ich mir selbst bisher je erzählt habe?
2. KAPITEL
Inzwischen ist es Zeit fürs Abendessen, und ich verlasse mein gemütliches, kleines Cottage etwas beklommen. Schon jetzt ist die Hütte für mich eine Art Refugium. Ich kann vom Fenster aus den Ozean sehen und rieche das Meer und den Sommer, selbst wenn die Fenster geschlossen sind. Bis ich in meine Sandalen schlüpfe und mich auf den Weg zum Haupthaus mache, lasse ich sie allerdings offen stehen.
Ich habe meine Koffer ausgepackt, die Kleider im kleinen Schrank verstaut, mein Notebook und einen kleinen Bücherstapel auf den Tisch gelegt und meinen Vibrator in die Schublade des Nachttischchens gelegt. Sofort fühle ich mich zu Hause, weil alle meine Sachen ihren Platz gefunden haben.
Ich habe dieses merkwürdige Gefühl, hier sicher zu sein. Beschützt. Ich passe hier genauso perfekt hin wie meine Sachen. Als sei dieses Häuschen nur für mich erbaut worden. Aber zugleich ist da noch diese seltsame Anspannung, die mich innerlich völlig aufgelöst und zittrig zurücklässt. Vielleicht hat es was damit zu tun, was vorhin mit Audrey und mir passiert ist. Obwohl eigentlich nichts passiert ist. Außer, dass ich irgendwie anfange zu glauben, dass ich will, dass etwas passiert.
Gott, ich weiß ja nicht mal, was ich denken soll!
Ich schließe die Tür hinter mir und begebe mich auf dem Kiesweg in Richtung Haus. Alle anderen haben sich schon auf dem Patio versammelt, der von einem langen Tisch mit weißer Tischdecke dominiert wird, die in der leichten, vom Meer heraufwehenden Brise flattert. Der Tisch ist bereits mit großen Schüsseln und Platten voller Speisen gedeckt. Geschirr, das blau, gelb und weiß strahlt. Auf dem Tisch stehen bestimmt ein halbes Dutzend Flaschen Wein, dazu mehrere Körbe Brot, Glaskaraffen mit, wie ich glaube, Olivenöl und Balsamico-Essig. Alle tragen legere Kleidung: Viviane in Jeans, Kenneth in einer kurzen Hose und einem Hawaiihemd. Patrice trägt eine abgeschnittene Cargohose. Audrey trägt noch immer die Shorts und das Bikinioberteil, darüber hat sie sich eine durchsichtige, weiße Bluse geworfen, und der Wind spielt mit dem luftigen Stoff wie mit der Tischdecke.
Audrey bemerkt mich zuerst. Sie lächelt, kommt auf mich zu und hakt sich besitzergreifend bei mir unter, um mich zu einem Stuhl zu führen.
“Heute Abend gehört Bettina mir”, verkündet sie. Dann wendet sie sich zu mir und flüstert mir etwas ins Ohr. Ihr Atem ist warm und kitzelt. “Ich sitze immer neben dem letzten Neuankömmling. Das ist schon Tradition.”
Warum habe ich trotzdem das Gefühl, dass sie mir besonders viel Aufmerksamkeit schenkt?
Vielleicht, weil ich es so sehr will.
Alle setzen sich. Viviane sitzt am Kopfende des Tischs, Kenneth ihr gegenüber. Patrice sitzt Audrey und mir gegenüber. Sid umkreist den Tisch und bleibt bei jedem stehen, grinst und wedelt mit dem Schwanzstummel. Vermutlich hofft er, dass vom Tisch etwas für ihn abfällt. Ich kraule seinen großen Schädel, ehe er weiterzieht.
Die offenen Weinflaschen werden herumgereicht, und ich fülle mein Glas mit einem kalifornischen Chardonnay, der kühl und frisch schmeckt. Ich nehme einen Schluck. Audrey entscheidet sich für den Cabernet.
“Lasst uns auf unser neuestes Mitglied der Sommerfluchten trinken”, verkündet
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