Loving
mit ihrer Persönlichkeit in den Vordergrund drängen, dort stehen die Schriftsteller und ihre Bücher, was ich sehr elegant finde. Doch ich habe das Gefühl, ich würde mich auch privat gut mit ihr verstehen. Mir gefällt die Art, wie sie über Bücher und Autoren bloggt. Am liebsten würde ich ihr die ganze Sache mit Melanie und Zoe und Luca erklären, aber das wäre natürlich zu privat.
Daher frage ich per Mail nur vorsichtig nach ihrer Meinung zu Stolz und Vorurteil an und ob sie das Buch kennt und mich hier etwas unterstützen kann. Die Antwort kommt fast sofort.
Kenne ich, habe ich aber noch nicht gelesen. Was willst du denn wissen?
Ich erkläre ihr die Sache mit dem Internetauftritt der Schule, wie sehr ich das Buch mag, und dass es mir gerade deshalb schwer fällt, es zu untersuchen und zu analysieren. Und ich schreibe von meinem unbrauchbaren Arbeitspartner, der eher Mädchen verführt, als sich für Literatur zu interessieren. Diesmal kommt ihre Antwort nur Sekunden, nachdem ich die Mail abgeschickt habe.
Verstehe. Was sagt dein Freund dazu?
Ich lächele. Klar, mit dem Schulcasanova in einer Gruppe. Wenn ich einen Freund hätte, würde ihm das vermutlich gar nicht gefallen. Und auf einmal sind wir doch in einem ganz privaten Mailkontakt. Genau das, was ich mir gewünscht habe und da Alex online ist und am Computer sitzt, ist es fast wie ein Chat. Ich tippe:
Habe Keinen.
Kann ich mir nicht vorstellen.
Da ich kein Bild von mir auf meiner Website oder sonst wo habe, frage ich mich natürlich, wie sie darauf kommt.
Wieso?
Du bist intelligent, witzig, schlagfertig.
Wie kommst du darauf?
Ich lese deinen Blog!
Ich starre auf die Zeilen und überlege, ob jetzt der Zeitpunkt ist, meine Defizite aufzuzählen: Brillenträgerin, Nerd, Einzelgängerin . Und entscheide mich dagegen.
Danke. Und was den Freund angeht: Ich bin vermutlich noch nicht bereit dafür.
Halt mich auf dem Laufenden!
Alex bietet mir großzügig an, mit mir Stolz und Vorurteil zu lesen, sich weiter mit mir auszutauschen und wünscht mir viel Glück für meine Arbeit. Sie hat keine Ahnung, wie viel mir das bedeutet und wie sehr mich das aufrichtet.
Es gibt Leute, die behaupten, das Internet sei eine Gefahr und es gäbe zu viele Leute, die ständig online und bei Facebook und Twitter oder in Foren unterwegs sind, aber ich glaube nicht, dass diese Leute wissen, wie viel Gutes täglich in diesen Netzwerken passiert.
Die nächsten Wochen fliegen vorbei und das ist gut so. Ich freue mich auf meinen Geburtstag, die Woche Winterferien und dass es Frühling wird, aber so lange es schneit, habe ich vor, die Zeit mit Lesen zu verbringen.
Unser Deutsch Leistungskurs läuft wieder ganz normal, jeder sitzt auf seinem Platz, da Frau Bolder davon ausgeht, dass wir alle unsere Bücher lesen und dafür bis nach den Winterferien brauchen. Mir ist das nur recht. Glücklicherweise fällt auch Sport in der einen Woche aus, in der nächsten habe ich meine Monatsblutungen und in der letzten Woche vor den Ferien machen wir nur ein leichtes Balltraining in Zweiergruppen. Ich übe mit Melanie, die, seit sie gehört hat, dass ich eine Party veranstalte, auffallend nett zu mir ist. Ich weiß nicht, was Zoe verbreitet hat, vielleicht, dass ich in einem modernen Palast wohne, aber seitdem sind auf einmal sehr viele Leute in der Schule extrem freundlich zu mir.
»Mein Bruder würde den DJ machen!«, sagt Melanie und löffelt den Volleyball zu mir herüber.
»Ich dachte, ihr seid zum Skifahren.«
»Wir sind Samstagabend wieder zurück.«
»Toll. Gerne«, sage ich immer noch verdutzt darüber, wie schnell und einfach man offenbar in der Beliebtheitsskala aufsteigen kann. Allerdings mache ich mir nichts vor. Nach der Party werde ich wieder in der Anonymität versinken, so viel ist klar. Ich baggere den Ball zu Melanie und sie fängt ihn auf und hält ihn fest.
»Zoe meinte, wir können uns ja verkleiden ...«
»Fasching ist erst eine Woche später.«
»Nein, eher so ein Maskenball.«
Wie bei Romeo und Julia , denke ich.
»Wie bei Gossip Girl! «, sagt Melanie und ich stelle mal wieder fest, in welch unterschiedlichen Welten wir leben.
»Noch einen Tag Schule und dann sind Winterferien!«, seufzt Zoe, als wir zwei Tage später zusammen die Schule verlassen.
Ich grinse. »Noch einmal schlafen und ich habe Geburtstag.«
»Ja, nur schade, dass ich es niemanden verraten durfte, die hätten dir sicher alle gerne gratuliert.«
»Damit ich sie auch sicher zu
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