Lucifers Lady
über Bord werfen, aber dann erinnerte sie sich, warum er das Schiff angegriffen hatte. Rache. Er würde keine Rache bekommen, wenn er sie an die Haie verfütterte.
„Santos!“ brüllte er, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. „Wir kommen an Bord.“
Catherine fuhr herum und sah zu seinem Schiff hinüber. Ein untersetzter Mann stand an Deck. In der Hand hielt er ein dickes Seil, das von einem der Masten herabhing.
„Brauchst du Hilfe?“ rief der Mann lachend zurück, und die Piraten auf beiden Schiffen stimmten in sein Gelächter mit ein.
„Wirf das Seil, Santos“, befahl er schroff, und das Gelächter verstummte sofort.
Mit der freien Hand fing er das Seilende und schlang es sich um den Unterarm wie eine Schlange, ehe er es fest umklammerte. Er ließ Catherines Arm los, doch ehe sie die schmerzende Haut reiben konnte, hatte er sie um die Taille gefasst und zog sie an sich.
„Halten Sie sich fest“, befahl er, „falls Sie nicht wollen, dass das finstere Meer Ihr Grab wird.“
Um diesem Schicksal zu entkommen, umklammerte sie ohne zu zögern seinen Nacken. Sie versuchte, den Kopf nicht an seine Brust zu legen, aber als er sich auf die Reling stellte und ein wenig schwankte, tat sie es doch.
Als sie vom Schiff sprangen, umklammerte Catherine ihn noch fester. Sie presste ihr Gesicht mit aller Kraft an seine Brust. Dort war es warm, und der gleichmäßige Schlag seines Herzens wirkte beruhigend. Er schien sich nicht zu fürchten, sondern davon überzeugt zu sein, sie beide sicher hinüberzubringen. Ein beruhigender, ernüchternder Gedanke für Catherine.
Jubelgeschrei erklang, als sie auf dem Deck des Piratenschiffes landeten. Sie hielt sich fest, bis sie beide auf sicheren Füßen standen, dann ließ sie ihn los und trat zur Seite.
Er gestattete es ihr. Vermutlich spielte es nun, da er sie auf sein Schiff gebracht hatte, keine Rolle mehr. Wohin hätte sie auch gehen sollen?
Er packte noch einmal ihren Arm und schob sie in Richtung auf das Achterdeck. Sie sprang über Taurollen und kleine Fässer und wäre ein paar Mal gewiss gestürzt, hätte er sie nicht gehalten.
„Sie müssen . . .“
Abrupt blieb er stehen und riss sie herum. Sie hob die Hand und stemmte sie gegen seine Brust, sonst wäre sie gegen ihn geprallt.
„Hier befehle ich. Ich nehme keine Befehle entgegen.“
„Ich möchte nur mit Ihnen sprechen.“ Ihre Stimme zitterte. Seine Worte hatten grob und grausam geklungen.
„Wenn ich dazu bereit bin“, entgegnete er. „Santos, treib die Männer an. In zehn Minuten möchte ich unterwegs sein.“
„Aye, Captain“, rief Santos zurück, dann hob er die Stimme und brüllte etwas in Worten, die nicht für die Ohren einer Dame bestimmt waren.
Es blieb Catherine nichts anderes übrig, als dem Captain zu folgen. Sie wurde Stufen hinuntergezerrt und durch einen dunklen Gang, bis er einen Riegel zurückschob und sie vor sich her durch eine Tür schob.
Dann ließ er sie los, ging hinter ihr her und verschloss die Tür.
Das laute Geräusch ließ sie zusammenzucken. Überrascht stellte sie fest, dass die rückwärtige Wand der Kabine vier Fenster hatte. Die Aussicht war verblüffend - endlos schien sich das Meer vor ihren Augen auszudehnen und sie an ihre Gefangenschaft zu erinnern.
Sie fuhr herum. „Rache wofür?“
Er lächelte. Ein Lächeln, bei dem er langsam die Mundwinkel hob, so dass sein schönes Gesicht sich so herausfordernd aufhellte, dass Catherine der Atem stockte.
„Wenn ich bereit bin“, sagte er, und sein Lächeln verschwand.
Sie fühlte, dass sie fröstelte, obwohl die Kabine von der Morgensonne erwärmt wurde. Er würde ihr keine Antworten geben, dessen war sie sicher. Wenn er bereit war. Dann und nur dann würde sie den Grund für seine grausamen Taten erfahren.
Stumm und reglos stand sie mitten im Raum. Wenn er ihre Fragen nicht beantworten wollte, dann würde sie warten. Es blieb ihr nichts anderes übrig.
Er ging zum Bett, das breit genug war für zwei Menschen, und am Boden befestigt war wie alle anderen Möbel in der Kabine. Er zog sein weißes Hemd aus, warf es auf den Boden, dann löste er die schwarze Schärpe von seiner Taille, ließ auch sie fallen.
Catherine trat beunruhigt einen Schritt zurück.
Er löste seine Hose so weit, dass der Stoff über seine Hüften glitt.
Fasziniert betrachtete sie seine breite Brust, die schmale Taille, den flachen Bauch, aber sie weigerte sich absolut, ihren Blick tiefer wandern zu lassen. Schlimm genug, dass sein
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