Lucifers Lady
wenn er sie entehrte. Und natürlich stimmte das. Die Gesellschaft verzieh nicht, wenn eine junge Frau einen Fehltritt beging, nicht einmal dann, wenn sie dazu gezwungen worden war. Es blieb auch dann noch immer ihre Schuld. Natürlich hatten verheiratete oder verwitwete Frauen kleine Affären und wurden dennoch gesellschaftlich akzeptiert, aber es wurde niemals offen darüber gesprochen.
Also wollte Captain Lucifer ihre Jungfräulichkeit als Beute. Aber wenn sie sie nun bereits verloren hätte? Der Gedanke gefiel ihr, und sie dachte darüber nach.
Wenn er sie als bereits beschädigte Ware ansehen musste, was dann? Würde er dann trotzdem wollen, dass sie gleich das Bett mit ihm teilte? Oder wäre sie dann ein Hindernis auf seinem Rachefeldzug? Und was war mit dem Beweis für die Unschuld ihres Vaters? Eines nach dem anderen. Zuerst musste sie ihn davon überzeugen, dass sie gewissermaßen nicht mehr ganz unberührt war.
Natürlich würde sie sich trotzdem ausziehen und nackt vor ihn hintreten müssen. Und sie musste ihn davon überzeugen, dass ihr das überhaupt nichts ausmachte. Dass sie schon oft das Bett mit einem Mann geteilt und dass es ihr Vergnügen bereitet hatte.
„Nackt“, flüsterte sie. Wie um alles in der Welt sollte sie es fertig bringen, vor ihm zu erscheinen, ohne auch nur im Geringsten bekleidet zu sein? Er würde sie mit seinen kalten Augen betrachten. Würde er ihren Betrug durchschauen?
Was hatte ihre Tante Lilith doch gleich noch so oft zu ihr gesagt? Etwas wie: Eine Dame ist immer bekleidet, wenn sie -was trug?
Catherine fasste nach dem Saum ihres Kleides und riss daran. „Bitte, oh bitte. Lass dies das Kleid sein.“ Aufgeregt zerrte sie an dem Stoff, bis . . .
„Ja!“ sagte sie triumphierend und zog eine lange Perlenkette aus dem zerrissenen Saum. „,Eine Dame ist erst dann richtig bekleidet, wenn sie ihre Perlen trägt.“ Danke, Tante Lilith, für diesen Rat, den ich niemals vergessen habe.“
Die Perlenkette würde dafür sorgen, dass sie sich in Anwesen-heit Captain Lucifers nicht ganz nackt fühlen würde. Sie war das Letzte, was sie stets anlegte, nachdem sie sich angekleidet hatte. Deswegen würde sie sich nicht ganz nackt fühlen, wenn sie sich auszog und dann die Perlenkette nahm. Sie würde sich vollkommen bekleidet fühlen.
Gott sei Dank waren die Perlen in genau dieses Kleid eingenäht worden. Es war Schicksal. Das Glück war auf ihrer Seite. Die Perlen waren aus einem bestimmten Grund da - um sie zu beschützen.
Catherines Hände zitterten, als sie aufstand und begann, die Bänder ihres Kleides zu lösen, das ersetzt werden sollte von einer Perlenkette.
Sie lachte leise. Sie konnte einfach nicht anders. Sie war aufgeregt und nicht sicher, ob ihr Plan funktionieren würde.
Catherine zog sich aus, faltete ihre Kleider zusammen und legte sie dann auf die Kiste am Fenster. Die Sonne schien durch das Glas auf ihre nackte Haut, und sie schlang die Arme um sich, als ihr bewusst wurde, wie verletzlich sie ohne Kleidung war. Eilig schlang sie sich die einreihige Perlenkette um den Hals. Sie fühlte sich kühl an, war von jungfräulichem Weiß und reichte ihr bis zum Nabel.
„Mein Schutzschild“, flüsterte sie.
Dann widmete sie ihre Aufmerksamkeit ihrem Haar. Die silbernen Locken waren wirr, und sie fuhr mit den Fingern hindurch, bis sie ihr über die Schultern und den Rücken hinunterfielen.
„Ich bin bereit“, sagte sie zu sich selbst und ging zum Bett.
Daneben blieb sie stehen, ein wenig unsicher bei der Vorstellung, hineinsteigen zu sollen. Aber so war es. Dies war ihre einzige Chance. Sie musste überzeugend wirken. Sie musste ihn glauben machen, dass sie sich darauf freute, seine Lippen zu spüren, seine Hände, auf die Vereinigung mit ihm. Sie erschauerte bei dem Gedanken an seinen kräftigen Körper.
„Hör auf, Catherine“, ermahnte sie sich leise.
Dann stieg sie ins Bett. Die Decken waren warm und heimelig. Sie kuschelte sich hinein und lehnte sich an das Kissen. Aber sie fühlte sich nicht wohl.
Sie fühlte sich steif und befangen. Eine Frau, die ihren Liebhaber erwartete, würde so nicht liegen. Sie würde versuchen, verführerisch zu wirken.
Aber wie wirkte man verführerisch?
Vielleicht sollte man nicht zu viel zeigen, auf der Seite liegen, die Beine überkreuzt, so dass die blonden Haare zwischen ihren Schenkeln nur gerade so verlockend hervorblitzten.
Catherine errötete heftig. Gütiger Himmel, was dachte sie da? An Verlockungen? Sie
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