Lucifers Lady
Nabel zu sehen war. Mehr wollte sie nicht sehen. Ganz und gar nicht.
„Das Schwelt bietet eine mächtige Rache“, sagte er leise.
Sie machte große Augen. Er meinte doch wohl nicht. . .
Sie hatte gehört, wie Dulcie über die Kühnheit von Henrys Schwert sprach, und dummerweise gebeten, es einmal sehen zu dürfen. Dulcie war dunkelrot geworden und hatte widerstrebend erklärt, dass ein gewisser Teil der männlichen Anatomie damit gemeint war, wenn von einem Schwert die Rede war.
Catherine öffnete noch einmal den Mund, um nach dem Warum zu fragen.
„Tun Sie es nicht“, befahl er schroff.
„Wenn Sie bereit sind?“
„Wenn ich bereit bin“, entgegnete er und kam auf sie zu.
Catherine bewegte sich nicht. Schweiß trat aus ihren Poren, vor Angst und vor Ungewissheit, prickelte auf ihrer Haut, bis ihr das Kleid am Körper klebte. Ihr Mund war trocken, und es fiel ihr schwer zu sprechen, aber sie versuchte, sich so gut wie möglich zu verteidigen. „Was ist mit der Ehre? Was mit dem einmal gegebenen Wort? Gibt es all das nicht unter Piraten?“
„Nichts davon“, erwiderte er ohne Zögern und ging prüfend langsam um sie herum.
„Dann hatten Sie von Anfang an nicht die Absicht, unseren Vertrag einzuhalten?“
„Nein.“
„Und der Beweis für die Unschuld meines Vaters?“
„Sie werden ihn sich verdienen.“
Sie schloss die Augen vor den Gedanken, die seine Worte hervorriefen.
Beruhige dich, Catherine. Beruhige dich und denk nach.
Dicht vor ihr war er stehen geblieben. Sie hörte seinen gleichmäßigen Atem, und sie roch den Geruch des Kampfes - Schießpulver, Schweiß und Blut. Er beherrschte nicht nur vollkommen diese Situation, sondern auch sich selbst. Dieser Mann zweifelte niemals daran, das zu bekommen, wonach es ihn verlangte, und die Vorstellung von so viel Selbstvertrauen und Kraft erschreckte Catherine. Sie war für ihn keine Gegnerin.
Sein bloßer Arm streifte ihr Kleid, als er an ihr vorüberging.
„Sie haben genau zwanzig Minuten, Madam.“
Sie öffnete die Augen und drehte sich um. Er stand an der Tür, die Hand auf den Riegel gelegt. „Zwanzig Minuten?“ wiederholte sie.
„Genau. Zwanzig Minuten, um sich auszuziehen und in das Bett dort zu legen.“
Zorn erfasste Catherine bei dieser unverhohlenen Forderung. „Das werde ich nicht tun.“
Captain Lucifer stand einen Moment lang da und musterte sie gründlich, die Lippen finster aufeinander gepresst. Dann nahm er seine Hand von dem Riegel und ging auf sie zu.
„Sie werden tun, was ich Ihnen sage.“
„Ich frage .. ."
Mit der freien Hand packte er ihren Arm und schüttelte sie wie ein ungehorsames Kind, dem eine Lektion erteilt werden sollte. „Sie werden nie wieder zu mir sagen: Das werde ich nicht tun. Sie werden nie wieder Nein zu mir sagen. Sie werden niemals verweigern, was ich von Ihnen verlange. Sie werden jedem meiner Befehle Folge leisten. Und jetzt ziehen Sie sich aus und steigen in dieses Bett, oder ich werde Ihnen bei meiner Rückkehr die Kleider vom Leibe reißen, und es wird mir großes Vergnügen bereiten.“
Er ließ sie los und ging zur Tür.
„Warum?“ fragte sie und versuchte noch einmal, einen Sinn in diesem Albtraum zu erkennen.
„Damit Sie für die Sünden Ihres Vaters zahlen“, sagte er. „Ich werde Sie benutzen, bis ich Ihrer überdrüssig bin. Wenn Sie mir gefallen, werde ich Ihnen den Beweis für die Unschuld Ihres Vaters geben. Dann werden Sie nach England zurückkehren, als beschädigte Ware. Wie wird sich der Marquis fühlen mit einer Tochter, die die Hure eines Piraten gewesen ist?“
Nach dieser Erklärung ging er hinaus und schloss die Tür hinter sich ab.
Langsam sank Catherine zu Boden und schlang sich die Arme um die Taille. Was vorher schon keinen Sinn ergab, schien jetzt noch unsinniger. Warum benutzte er sie, um zu bestrafen? Welche Sünden hatte ihr Vater seiner Meinung nach gegen ihn begangen? Sie kannte ihren Vater als gerechten Mann. Welch wahnsinnige Vorstellung veranlasste Captain Lucifer zu solchen Handlungen?
Denk nach, Catherine. Denk nach!
Ihre Gedanken stürzten wirr durcheinander, überschlugen sich. Sie konnte nicht klar denken. Angst. Ihre Angst verursachte diese Verwirrung. Die Angst vor dem, was Captain Lucifer für sie geplant hatte, und die Angst, dass seine Taten ihren
Vater vielleicht vernichteten, vielleicht seinen Tod verursachen würden.
Verdränge die Angst, Catherine, und denk nach!
Captain Lucifer glaubte, er würde ihren Vater beleidigen,
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