Lucy & Olivia - Die Vampirprüfung
möge. Wundersamerweise kam sie tatsächlich von alleine wieder ins Gleichgewicht.
So ein kleiner Stoß löst bestimmt nicht gleich Alarm aus, dachte Lucy erleichtert.
Aber auf einmal wurde das Büro von blinkenden roten Lichtern und einem dröhnenden schrillen Geräusch erfüllt. Lucy und ihre Schwester stürzten unter den Edelstahltisch, gerade noch rechtzeitig, bevor der Wachmann durch die Tür geplatzt kam.
Da er nichts Ungewöhnliches wahrnahm, stieß er ein verwirrtes Grunzen aus und ging um den Tisch herum, um die Vitrine zu untersuchen. Olivia und Lucy krochen vorsichtig ans andere Ende des Tischs und huschten dann hinter seinem Rücken im Schutz des dröhnenden Alarms aus der Tür.
Die Eingangstür zur ASMM glitt auf und die Zwillinge rannten hindurch und den Flur entlang. Der Aufzug piepte und die Türen begannen, sich zu öffnen, als sie vorbeirasten. Nachdem sie am Ende des Flurs, wo sich V-Gen befand, um die Ecke gebogen waren, warf Lucy einen Blick über die Schulter zurück und sah eine Horde uniformierter Wachmänner, die aus dem Aufzug auf die ASMM zustürmte.
Wir haben’s geschafft!, jubelte Lucy innerlich und wechselte einen triumphierenden Blick mit ihrer Schwester, als sie durch die Tür ins V-Gen -Labor traten.
»Hey!« Brendan winkte ihnen von seinem Platz in der Ecke aus zu. Er nippte an einem großen Glas Wasser.
»Ist alles in Ordnung mit dir?« Lucy lief zu ihm und umarmte ihn in gespielter Besorgnis.
»Mir geht’s gut«, sagte Brendan und grinste. Sein Gesicht war feucht, irgendwie war es ihm gelungen, Olivias Rouge abzuwischen. »Es muss irgendwas gewesen sein, was ich heute in der Schulmensa gegessen habe.«
Mr Daniels tauchte hinter ihnen auf. »Sie sollten nicht überall Knoblauch reintun, wenn doch so viele junge Leute allergisch darauf reagieren«, sagte er mit ernster Stimme. Dann wandte er sich an Lucy. »Wohin seid ihr beiden denn verschwunden?«
»Wir waren auf der Toilette«, antwortete Lucy schnell. »Ich habe mir solche Sorgen um Brendans Zustand gemacht, dass ich ganz dringend musste.« Sie gab sich Mühe, verlegen auszusehen.
»Ihr wart bestimmt eine Viertelstunde weg«, bemerkte Mr Daniels.
»Wir haben uns ausgesperrt«, stammelte Olivia. »Wir mussten erst einen Wachmann bitten, uns wieder reinzulassen.«
»Oh nein!« Mr Daniels klang ernstlich besorgt. »Tja, sieht so aus, als hätten wir alle einen ziemlich ereignisreichen Nachmittag gehabt.«
Als die drei ein paar Minuten später Arm in Arm das Bürogebäude verließen, berichteten Lucy und Olivia Brendan von ihrer Unternehmung.
»Das ist ja mördergeil«, fand Brendan. »Ihr habt fast alles herausgefunden, was ihr erhoffen konntet!«
»Dank dir«, strahlte Lucy ihren Freund an und drückte seinen Arm.
Die Sonne ging langsam unter, als die drei dicht nebeneinander auf der Bordsteinkante vor dem Wachhäuschen kauerten und auf den Bus warteten.
»Vielleicht wollten unsere Eltern unsere Existenz geheim halten«, vermutete Lucy.
»Vor der ASMM ?«, fragte Brendan.
Lucy nickte.
»Und vielleicht auch vor der ganzen Familie Lazar«, sagte Olivia. »Schließlich waren die Lazars dagegen.«
Lucy verschränkte ihre Finger mit denen ihrer Schwester und sah auf das abwechselnde Muster aus rosa und dunklen Fingernägeln hinab. Sie lehnte ihren Kopf an Olivias Schulter. »Wenigstens kennen wir jetzt ihre Namen«, bemerkte sie.
»Karl und Susannah«, seufzte Olivia.
»Karl und Susannah«, wiederholte Lucy nachdenklich.
Den ganzen Dienstag über war Olivia immer noch irrsinnig ausgelassen wegen ihres Erfolgs im Büro der ASMM . Sie summte sogar am Mittwochmorgen noch vor sich hin, als Lucy und Sophia an ihrem Schließfach auftauchten, während sie gerade ihre Jacke wegbrachte.
»Parole Schwarz.« Sie grinsten, bevor sie davonstürmten.
Olivia wusste von der Affäre um Serena Star, dass »Parole Schwarz« bedeutete, sie sollte sofort zum Klo bei den Labors zu einem Geheimtreffen mit ihnen erscheinen. Schnell knallte sie ihre Schließfachtür zu und folgte ihnen den Gang entlang.
»Mit einem solchen Lächeln seid ihr eine Schande für alle Gruftis«, zog Olivia die beiden Freundinnen auf, als sich die Klotür hinter ihr schloss. »Was gibt’s?«, wollte sie wissen.
Lucy bückte sich, um sicherzugehen, dass alle Kabinen leer waren. Als sie bestätigend den Daumen hochreckte, griff Sophia in ihren schwarzen Katzenrucksack und zog eine Zeitschrift hervor. Sie hielt sie Olivia mit beiden Händen
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