Lucy & Olivia - Die Vampirprüfung
stehen, egal was passiert.«
Plötzlich wich Lucys Verlegenheit und machte Ärger Platz. Sie schoss ihren Todesblick auf Charlotte Brown ab und war kurz davor, eine giftige Erwiderung loszulassen, als es läutete.
Charlotte drehte sich auf dem Absatz um und ging mit ihrem Fanclub im Schlepptau zur Tür. Auch der Rest der Menge begann, aus dem Zimmer zu strömen.
Toby Decker, der die Aufmerksamkeit, die seine Reportage hervorrief, sichtlich genoss, klopfte Olivia und Lucy aufmunternd auf die Schulter, als er sich an ihnen vorbeischob.
»Vielleicht hätten wir es besser keinem erzählt«, zischte Lucy leise ihrer Schwester zu.
Olivia nickte und grinste dann. »Aber da wir es schon getan haben, hätten wir uns heute vielleicht wenigstens gleich anziehen sollen!«
In der Mittagspause wurde Olivia auf ihrem Weg durch die Schulmensa von lauter Leuten, die sie nicht kannte, aufgefordert, sich doch an deren Tisch zu setzen.
Zum Glück entdeckte sie Lucys blasse Hand, die ihr von einem Tisch am Fenster zuwinkte, wo sie sich hinter Brendan versteckte. Olivia ging schnell zu ihr. »Was für ein Irrsinn!«, rief Olivia und stellte ihr Tablett ihrer Schwester gegenüber ab. Dann setzte sie sich erleichtert.
»Brendan hat gehört, dass jemand Bilder von uns im Internet versteigert«, sagte Lucy trocken.
»Die Angebote liegen bereits bei zehn Dollar«, verkündete Brendan.
Lucys beste Freundin Sophia, die einen Fotoapparat um den Hals hängen hatte, stellte ihr Tablett neben Lucys ab. »Zehn Dollar wofür?«, fragte sie.
»Irgendjemand verkauft Fotos von Lucy und mir im Internet«, erklärte Olivia ihr.
Sophia sah verlegen aus.
Lucy starrte sie ungläubig an. »Sag mir bitte, dass das nicht du bist, Sophia!«
»Entschuldigung«, entgegnete Sophia schuldbewusst und schluckte.
»Wow«, sagte Olivia spaßhaft. »Von der besten Freundin verkauft!«
»Ich hatte vor, das Geld mit euch zu teilen!«, bot Sophia verzweifelt an.
»Oh«, antwortete Lucy und ihr Gesicht entspannte sich zu einem Grinsen. »Dann ist ja alles in Ordnung!«
Alle lachten, aber nur eine Sekunde später stellte Olivia fest, dass sie die Einzige war, die immer noch kicherte. Der Blick ihrer Schwester war fest auf etwas hinter ihrer Schulter gerichtet.
»Hi, Vera«, sagte Lucy zurückhaltend.
Olivia drehte sich um und erblickte hinter sich ein Grufti-Mädchen mit einer weißen Haarsträhne. Sie kannte Vera von den Treffen des Organisationskomitees für die Halloween-Party, bei denen sie sich als Lucy ausgegeben hatte.
»Öl und Wasser vermischen sich nicht«, verkündete Vera mit einem vielsagenden Blick auf Olivia. »Zumindest war das beim letzten Mal, als ich es ausprobiert habe, noch so.« Dann streckte sie die Nase in die Luft und stolzierte davon.
»Was sollte das denn?«, fragte Olivia, als Vera außer Hörweite war.
Lucy senkte die Stimme. »Einige Vampire sind ein bisschen … extrem in ihren Ansichten über den Umgang mit Häschen – äh, Menschen, meine ich.«
»Warum denn?«, wollte Olivia wissen. »Müssten wir nicht eigentlich Angst vor euch haben?«
»Nicht wirklich«, antwortete Sophia. »Die Vertreter eurer Spezies haben die Angewohnheit, nicht lange zu fackeln, bevor sie den Holzpflock rausholen.«
Lucy verdrehte die Augen. »Als ob das in diesem Jahrhundert schon mal vorgekommen wäre.«
»Wie auch immer«, sagte Brendan diplomatisch. »Es ist nicht leicht, Beziehungen zu Nicht-Vampiren zu unterhalten, wenn man an einen strengen Geheimkodex gebunden ist und komische Sachen isst.«
»Stimmt«, räumte Lucy ein. »Mit dir ist es einfacher, weil du Bescheid weißt«, fügte sie, an Olivia gewandt, hinzu.
»Meinst du, dass uns unsere Eltern vielleicht deswegen getrennt haben?«, dachte Olivia laut nach. Fast von Anfang an, seit sie sich kannten, hatten sie und ihre Schwester versucht herauszufinden, wie es möglich war, dass ein Vampir und ein Mensch Zwillinge waren – und warum ihre Eltern sie voneinander getrennt hatten. »Vielleicht hatten sie Angst, dass das Vampirgeheimnis nicht sicher wäre, wenn ein Vampir und ein Mensch zusammen aufwachsen würden?«, vermutete Olivia.
Lucy verzog das Gesicht. »Na ja, und ich bin der beste Beweis dafür, dass sie recht hatten.« Sie seufzte. Sie hatte das Oberste Gesetz der Dunkelheit gebrochen, indem sie Olivia die Wahrheit über Vampire erzählt hatte, als diese gesehen hatte, wie ein paar üble Kratzer auf ihrem Arm in Sekundenschnelle verheilt waren.
»Du weißt,
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