Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lucy

Lucy

Titel: Lucy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Gonzales
Vom Netzwerk:
Subjekt nach eigenem Ermessen zu ergreifen und festzuhalten, ohne irgendeine Verpflichtung, über dessen Verbleib, Gesundheit oder rechtlichen Status zu berichten.
Sollte die Senatsvorlage 5251, das sogenannte »Lex Lucy«, passieren, wären ohnehin alle rechtlichen Bedenken irrelevant, da der Hybrid dann de jure zu einem Tier und nicht zu einem Menschen erklärt werden würde.
In diesem Zusammenhang ist festzuhalten, dass das U S-Landwirtschaftsministerium , die für das bundesstaatliche Tierschutzgesetz zuständige Behörde (das einzige Gesetz, das diese Entscheidung beeinträchtigen könnte), keinen rechtlichen Zugriff auf das APF hat, da insbesondere Forschungseinrichtungen der U S-Regierung vom Tierschutzgesetz ausgenommen und berechtigt sind, mit Tieren nach eigenem Gutdünken zu verfahren.

|264| 26
    Die Coverstory der
Teen Vogue
trug den Titel »Hinter den Kulissen mit Lucy Lowe«. Das Foto zeigte Lucy und Amanda in Outfits aus Betsey Johnsons »Beat Chick«-Kollektion und mit hochgesteckten Haaren. In der Zeitschrift fand sich dann ein geistloses Interview, das die beiden Mädchen wie zwei dümmliche Teenies wirken ließ, die Bemerkungen machten wie: »Am liebsten chille ich einfach bloß mit meinen Freunden.«
    »Harry, ich schwöre, dass ich nicht ›chillen‹ gesagt habe«, rief Lucy.
    »Sie hat definitiv nicht ›chillen‹ gesagt«, bestätigte Amanda.
    »Ich sage nie ›chillen‹!«
    Es war August, und sie saßen auf Harrys großem Balkon, der auf den Garten hinausging. Auf dem Tisch standen Tomaten, Käse und Oliven vom Wochenmarkt. Durch die französischen Türen drang Musik zu ihnen heraus, die Lucy nicht kannte, und sie fragte Harry, was das sei.
    »Das ist die Bobby Blue Band.«
    »Seit wann hörst du denn R&B?«, fragte Jenny. »Hast du nicht immer eher Miles und Coltrane laufen im Operationssaal?«
    »Ja, meistens Jazz. Nichts zu Heftiges. Man will ja schließlich nicht im Takt mitwippen, wenn man versucht, einen Schnitt zu setzen. Aber in letzter Zeit habe ich im OP auch langsame Rhythm-and-Blues-Sachen laufen. Ich weiß selber nicht warum.«
    |265| »Sie hören Musik beim Operieren?«, fragte Amanda.
    »Klar. Alle Chirurgen, die ich kenne, lassen während einer Operation Musik laufen.«
    »Glaubst du, dass die Patienten sie auch hören können?«, fragte Lucy.
    »Das wissen wir nicht. Wir wissen im Grunde kaum etwas darüber, was die Patienten während der Operation fühlen können, vor allem weil sie Propofol bekommen. Die Anästhesisten nennen Propofol ›Milch des Vergessens‹, weil es weiß ist und die Patienten sich danach an nichts mehr erinnern können.«
    Jenny blätterte in den Presse-Ausschnitten. »Schau mal, Harry. Das hier ist aus dem
Rolling Stone

    »Na, sieh mal einer an. Unser kleines Mädchen hat es aufs Cover vom
Rolling Stone
geschafft. Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher, ob ich das Konzept hier wirklich gelungen finde.«
    Das Foto zeigte Lucy in zerrissenen Jeans und mit leicht wirren Haaren. Sie stand da in einer Art Rock’n’Roll-Pose, in der einen Hand eine Banane, während sie den anderen Arm um den Ast eines unechten Baums geschlungen hatte, so als wollte sie sich jeden Moment davonhangeln. Es war in einem Fotostudio aufgenommen worden.
    »Warten Sie, bis Sie den Artikel gelesen haben«, sagte Amanda. »Da haben sie alle politischen, soziologischen und ethischen Probleme, die ihnen eingefallen sind, reingepackt, das ist der reinste Orwell.«
    Harry las vor. »›Wenn ein wissenschaftliches Experiment scheitert‹   – sagt ein evangelikaler Prediger aus Texas   –, ›dann zerstört der Wissenschaftler das unbrauchbare Material auf möglichst humane Weise und wendet sich anderen Dingen zu.‹ Lucy, pass bloß auf dich auf. Diese Welt ist voller Durchgeknallter.«
    |266| »Ein paar von diesen Durchgeknallten hab ich sogar schon selbst gesehen«, erwiderte Lucy.
    Steven Rhodes, der die Vorlage zum Lex Lucy in den Senat eingebracht hatte, wurde zitiert mit den Worten, dass auch er Lucy zwar nicht in einen Zoo sperren wolle, dass aber dennoch eine angemessene Einrichtung für ihre Unterbringung gefunden werden müsse, so dass sowohl sie selbst als auch die Menschen um sie herum in Sicherheit leben könnten. »Dort«, erklärte Rhodes, »kann sie dann von qualifizierten wissenschaftlichen Experten erforscht werden und ihr Leben in allem Komfort leben, während sie der Menschheit den bestmöglichen Dienst erweist.« Als der Abgeordnete zu Lucys Erziehung

Weitere Kostenlose Bücher