Ludlum Robert - Covert 01
häufig genug und auch für mich liegt Peru lange zurück. Aber wenn Sie sich nicht erinnern…« Ihre Stimme versagte. Sie war fürchterlich enttäuscht. »Ich bin sicher, dass ein solcher Virus existierte. Eventuell werde ich Kontakt nach Peru aufnehmen. Dort muss es Akten über ungewöhnliche Heilmittel der Indios geben.«
Victor Tremonts Stimme wurde etwas lauter. »Vielleicht wird das nicht notwendig sein. Ich habe noch ein Journal von der damaligen Reise. Es enthält Notizen über Pflanzen und möglicherweise neu zu entwickelnde Pharmazeutika. Vielleicht habe ich auch etwas über Ihren Virus niedergeschrieben. Ich werde nachsehen.«
Sofort ging Sophia auf seinen Vorschlag ein. »Das wäre sehr nett von Ihnen.«
Tremont lächelte. Jetzt hatte er sie. »Die Notizbücher sind irgendwo in meinem Haus, wahrscheinlich auf dem Dachboden oder im Keller. Ich rufe Sie morgen zurück.«
»Ich stehe in Ihrer Schuld, Victor. Vielleicht wird bald die ganze Welt in Ihrer Schuld stehen. Bitte denken Sie morgen sofort an mich. Sie haben keine Ahnung, wie wichtig es sein könnte.« Sie gab ihm ihre Telefonnummer.
»Ich glaube schon, dass ich das weiß«, versicherte Tremont dann. »Spätestens morgen früh werde ich es wissen.«
Nachdem er aufgelegt hatte, drehte er sich erneut in seinem Schreibtischsessel und blickte auf den jetzt heller strahlenden See und die hohen Berge, die plötzlich nah und unheildrohend aufzuragen schienen. Tremont stand auf und ging zum Fenster hinüber. Er war ein großer Mann mit mittelstarkem Körperbau und unverwechselbaren Gesichtszügen. Die Natur hatte es gut mit ihm gemeint. Der Jugendliche mit der übergroßen Nase, den unförmigen Ohren und hohlen Wangen hatte sich zu einem gut aussehenden Mann entwickelt. Mittlerweile war er Mitte Fünfzig und hatte voll ausgeprägte Gesichtszüge. Sie waren adlerartig, sympathisch und aristokratisch. Seine Nase hatte genau die richtige Größe - sie war gerade und stark und passte zu seinen sehr englischen Zügen. Mit seiner gebräunten Haut und dem dichten, stahlgrauen Haar zog er überall die Aufmerksamkeit auf sich. Aber er wusste, dass die Leute ihn nicht wegen seiner Würde und Attraktivität anziehend fanden, sondern wegen seines Selbstvertrauens. Er verströmte eine Aura der Macht und weniger selbstsichere Menschen fanden das faszinierend.
Im Gegensatz zu dem, was er Sophia Russel erzählt hatte, machte Victor Tremont keinerlei Anstalten, in sein abgelegenes Haus zurückzukehren. Stattdessen starrte er gedankenverloren auf die Berge und kämpfte gegen die Anspannung an. Er war wütend und verärgert.
Sophia Russel. Mein Gott, Sophia Russel!
Wer hätte das gedacht? Anfangs hatte er sich nicht einmal an ihren Namen erinnert. Tatsächlich konnte er sich an keinen Namen der Mitglieder dieser unbedeutenden Studentengruppe erinnern und er bezweifelte, dass seiner irgendjemandem von ihnen noch etwas sagte. Aber Sophia Russel hatte sich an ihn erinnert. Was für ein Gehirn behielt so ein Detail? Offensichtlich war ihr das Triviale zu wichtig. Angewidert schüttelte er den Kopf. In Wahrheit stellte sie kein Problem dar, sondern nur eine Belästigung. Dennoch musste man sich um sie kümmern. Nachdem er die Geheimschublade seines mit Schnitzereien verzierten Schreibtischs aufgezogen hatte, zog er ein Handy hervor und wählte.
»Ja?«, fragte eine emotionslose Stimme mit leichtem Akzent.
»Wir müssen uns treffen«, sagte Victor Tremont. Er beendete das Gespräch, legte das Handy wieder in die Schublade und griff nach seinem normalen Telefon. »Muriel? Verbinden Sie mich mit General Caspar in Washington.«
3
Montag, 13. Oktober, 9 Uhr 14 Fort Detrick, Maryland
Als die Angestellten an diesem Montagmorgen im USAMRIID eintrafen, verbreitete sich auf dem Gelände der Forschungseinrichtung schnell die Nachricht, dass die Bemühungen des Wochenendes, die Gefahr zu bannen, die von dem Killervirus ausging, erfolglos geblieben waren. Die Presse hatte noch nicht Wind von der Story gekriegt und aus dem Büro des Direktors kam die Anordnung, den Medien gegenüber Stillschweigen zu bewahren. Niemand sollte mit einem Journalisten reden und nur die Mitarbeiter der Labors wurden über die quälende Suche auf dem Laufenden gehalten.
Unterdessen mussten die Routinetätigkeiten weiterhin erledigt werden. Formulare waren auszufüllen, Geräte zu warten, Anrufe zu beantworten. Im Vorzimmer des Sergeant Major saß Hideo Takeda an seinem durch Zwischenwände abgetrennten
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