Ludlum Robert - Covert 01
Arbeitsplatz und sortierte die Post. Er öffnete einen offiziell wirkenden Briefumschlag, auf dem das Logo des amerikanischen Verteidigungsministeriums prangte.
Nachdem er den Brief zweimal gelesen hatte, beugte er sich über die Trennwand, die seinen Arbeitsplatz von dem seiner Kollegin Sandra Quinn abgrenzte. »Ich werde nach Okinawa versetzt.«
»Sie machen Witze.«
»Wir hatten die Hoffnung schon aufgegeben.« Takeda grinste.
Seine Freundin Miko war in Okinawa stationiert.
»Sagen Sie es der Chefin besser sofort«, warnte Sandra. »Das
bedeutet, dass sie einer neuen Kraft beibringen muss, wie man
mit den gottverdammten zerstreuten Professoren hier umgehen muss. Es wird sie ankotzen. Wegen des neuen Virus sind sie
heute sowieso alle von der Rolle.«
»Sie soll mich doch mal am Arsch lecken«, meinte Takeda
gut gelaunt.
»Nicht in meinem schlimmsten Alptraum.« Sergeant Major Helen Daugherty stand in der Tür ihres Büros. »Würden Sie bitte eintreten, Mister Takeda?«, fragte sie übertrieben höflich. »Oder soll ich Sie lieber gleich k. o. schlagen?«
Daugherty war eine imposante, über einen Meter achtzig große blonde Frau, deren weibliche Rundungen den Männern ein bewunderndes Pfeifen entlockten. Mit dem Lächeln eines Piranhas blickte sie auf den einen halben Kopf kleineren Takeda herab. Der gehorchte und eilte mit einem nervösen, ängstlichen Gesichtsausdruck, der nicht gänzlich gespielt war, in das Büro seiner Vorgesetzten. Bei Helen Daugherty, die sich wie jeder gute männliche Sergeant Major verhielt, wusste man nie genau, ob man sich in Sicherheit wiegen konnte.
»Schließen Sie die Tür und setzen Sie sich.«
Takeda befolgte ihre Anweisungen.
Helen Daugherty fixierte ihn mit einem stechenden Blick. »Wie lange wissen Sie schon von einer möglichen Versetzung, Hideo?«
»Die Nachricht kam heute Morgen aus heiterem Himmel. Ich habe den Brief gerade geöffnet.«
»Und wir haben die Versetzung für Sie beantragt… War das nicht vor fast zwei Jahren?«
»Vor zweieinhalb Jahren, gleich nach meiner Rückkehr aus Okinawa. Wenn Sie mich noch eine Weile hier brauchen, Sergeant Major…«
Helen Daugherty schüttelte den Kopf. »Selbst wenn ich es wollte, es sieht nicht so aus, als ob das möglich wäre.« Mit einem Finger tippte sie auf ein Schriftstück auf ihrem Schreibtisch. »Diese E-Mail habe ich ungefähr zur selben Zeit erhalten, als Sie den Brief geöffnet haben. Es sieht so aus, als ob Ihre Nachfolgerin bereits hierher unterwegs ist, Sie kommt aus der Führungsetage des Militärischen Nachrichtendiensts im Kosovo. Darunter tun sie es nicht.« Helen Daughertys Gesichtsausdruck war nachdenklich. »Sie muss bereits im Flugzeug gesessen haben, bevor der Brief bei Ihnen landete.«
»Wollen Sie damit sagen, dass sie bereits heute kommen wird?«
Helen Daugherty blickte auf die Uhr auf ihrem Schreibtisch. »In zwei Stunden, um genau zu sein.«
»Meine Güte, das geht ja schnell.«
»Allerdings«, stimmte sie zu. »Für Sie gibt es genaue Anordnungen. Sie haben einen Tag, um Ihren Arbeitsplatz aufzuräumen. Morgen früh sitzen Sie im Flugzeug.«
»Einen Tag?«
»Machen Sie sich besser an die Arbeit. Und viel Glück, Hideo, Ich habe gern mit Ihnen zusammengearbeitet und werde eine positive Beurteilung für Ihre Akte schreiben.«
»Jawohl, Sergeant Major. Vielen Dank.«
Immer noch etwas verwirrt verließ Takeda das Büro seiner Vorgesetzten, die weiter über die ihr zugegangene Nachricht nachdachte. Sie rollte einen Stift zwischen den Händen hin und her und starrte geistesabwesend ins Leere, während Takeda begeistert seinen Schreibtisch ausräumte und dabei einen Triumphschrei unterdrückte. Er hatte es satt, nicht bei Miko sein zu können. Vor allem aber war er es leid, in diesem USAMRIID-Hexenkessel leben zu müssen. Er hatte hier jede Menge Krisensituationen miterlebt, aber diese beunruhigte, ja verängstigte alle mehr als jede andere zuvor. Er war froh, von hier wegzukommen.
Drei Stunden später salutierte Takedas Nachfolgerin Adele Schweik vor dem Schreibtisch von Sergeant Major Helen Daugherty. Schweik war eine kleine Frau mit dunkelbraunem, fast schwarzem Haar, einer steifen Körperhaltung und wachen grauen Augen. Ihre Uniform war makellos und sie trug zwei Reihen von Ordensbändern, die bewiesen, dass sie in vielen Ländern und bei vielen militärischen Einsätzen in Übersee gedient hatte. Sogar in Bosnien hatte sie einen Orden erhalten.
»Rühren.«
Schweik gehorchte. »Danke, Sergeant
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