Lübeck

hergestellt
sein, und der Zuckeranteil darf höchstens ein Drittel der Ingredienzien
ausmachen. Erst 1714 durfte der edle Stoff nach einem Ratserlass auch von
Krämern und Zuckerbäckern hergestellt werden; fortan florierte der Handel.
1873 wurde das Lübecker Marzipan auf der Wiener Weltausstellung prämiert,
1908 wurde Niederegger Hoflieferant des deutschen Kaisers. Heute fabrizieren
die bekanntesten Firmen Carstens, Lubeca, Mest und Niederegger (→
Cafés/Eiscafés, sowie Spaziergang 5) v. a. in der Vorweihnachtszeit
tonnenweise Marzipan. Beim Branchenprimus Niederegger, der bereits in der
siebten Generation existiert, sind es sage und schreibe 30 Tonnen täglich.
Über 300 unterschiedliche Konfekte werden daraus gemacht.Ein Besuch lohnt sich auch
beim Konkurrenzunternehmen Marzipanland (An der Untertrave 98,
Tel. 8973939, www.marzipanland.de ),
das herrlichen Marzipanbruch (z. B. mit Schokoglasur) zu anständigen Preisen
bietet, darunter die abgeflämmte, leicht karamellisierte Königsberger
Variante. Selbst eine Marzipanshow (Eintritt 3 €, Di–Do jeweils 11 und
14 Uhr) kann dort besucht und das „Marzipan-Abitur“ abgelegt
werden …
    Niederegger Stapelware
    Wer vom Marzipangenuss die Nase voll hat, kann sich im Amaro , dem
besten Schokoladenladen der Stadt, austoben. Neben erlesenen Kaffees,
Schokotafeln und edlen Alkoholika darf man zwischen sechs Trinkschokoladen
(z. B. Mandel, Nougat – keine Instantprodukte!) zu je ca. 3 € wählen.
Mo–Fr 10–18 Uhr, Sa 10–14 Uhr. Amaro ,Glockengießerstr. 67, www.amaro-luebeck.de .
    Eine andere Besonderheit der Stadt ist der Lübecker Rotspon, ein Rotwein,
der in Frankreich gekeltert wird, aber in den Lübecker Holzfässern sein
volles Aroma entfaltet. Durch den (See-)Handel im späten Mittelalter gelangte
junger französischer Wein von der Biskaya als Beifracht nach Lübeck. Die
Lagerung in den feuchten Kellern und die besonders salzhaltige Luft des Nordens
sollen die exquisite Note begünstigt haben. Wissenschaftlich ist diese These
allerdings umstritten, und einige mutmaßen sogar, dass Rotholzspäne als
Geschmacksverstärker in den Wein gegeben wurden, wer weiß … Jedenfalls
färbte der rote Bordeaux die Fässer intensiv ein. Daher auch der Name, der
sich auf „roten Span“, also auf rotes Holz bezieht und als „Rotspon“ im
Niederdeutschen seine Wurzeln hat.
    Guten Rotspon
bekommt man heute bei von Melle (Beckergrube 86, Tel. 71059, www.von-melle.de ), wo es z. B. den
Réserve zu 15,90 € gibt, der es als einziger in Deutschland abgefüllter
Bordeaux sogar unter die Top 100 von 460 Bordeaux-Weinen geschafft hat.Tatsächlich befindet sich
auch die älteste Weinhandlung Deutschlands in Lübeck: Carl
Tesdorpf (Mengstr. 64, Tel. 799270, www.tesdorpf.de ). 1678 gründete der
hanseatische Patrizier Peter Hinrich Tesdorpf das Geschäft, von dem aus er
z. B. den Zarenhof in St. Petersburg und die preußischen Könige und Kaiser
in Berlin und Potsdam belieferte. Der immer aktuelle Bestseller ist natürlich
Lübecker Rotspon: Die letzten Jahre war es der „Cuvée Exceptionnelle“ zu
9,90 €.

Essen und Trinken
Restaurants
    In Lübeck findet sich eine große Auswahl an Restaurants, die von deftiger
deutscher Hausmannskost – darunter beliebte norddeutsche Grünkohlgerichte – bis hin zu europäischer (Spitzen-)Küche für
jeden Gaumen etwas zu bieten haben. Den besten (Ostsee-)Fisch gibt es in
Travemünde, doch auch die küstenferneren Lokale Lübecker Hanse und besonders
Der Butt bieten gediegene Fischgerichte, die freilich auch etwas teurer sind.
Und mit dem Wullenwever befindet sich sogar ein 1-Sterne-Restaurant in der
Innenstadt.
    Während des Weihnachtsmarktes ist es ohne Reservierung schwierig bis
unmöglich, einen Platz in einem der Restaurants zu finden. Man sollte
außerdem an Wochenenden in der Hochsaison von Juni bis Aug. oder an
verlängerten Wochenenden vorbestellen.
    Marzipan selbst gemacht – ein Rezept
    Die Marzipanrezepte der großen Firmen sind Staatsgeheimnisse. Wer sich
selbst an der „üppigen Magenbelastung“ (Thomas Mann) versuchen und die
einfache Variante wählen will, nehme 200 g Mandeln, 200 g Puderzucker (oder
etwas weniger) und 1–2 Esslöffel Rosenwasser. Die Mandeln mit kochendem
Wasser übergießen, bis sie bedeckt sind. Dann warten, bis das Wasser handwarm
abgekühlt ist, um sie abzuziehen. Die Mandeln anschließend fein reiben oder
fein mixen und die entstandene Masse mit dem Puderzucker und dem