Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Lüge eines Lebens: Stachelmanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
Vom Netzwerk:
Stachelmann erhob sich, ging zurück zur Tür und trat hinaus. Er hatte Angst, aber seit er Taut gesehen hatte da draußen, konnte er wieder denken. Wenn die vielen Polizisten herumstanden ohne Deckung, dann war das Schießen vorbei. Stachelmann ging mit Gummiknien zu Taut. Der erkannte ihn sofort.
    »Herr Dr. Stachelmann, sind Sie verletzt?«
    Der blickte an sich hinunter, sah seine verdreckte Kleidung und schüttelte den Kopf. Taut schaute sich hektisch um, entdeckte eine Frau in einem weißen Kittel, schickte einen uniformierten Polizisten zu ihr und wies auf Stachelmann. Die Ärztin eilte zu Taut. Der Hauptkommissar sagte der Ärztin etwas und zeigte wieder auf Stachelmann. Die Ärztin nahm Stachelmann an der Hand und führte ihn zu einem großen Krankenwagen, dessen Hecktüren
    geöffnet waren. Daneben weitere Krankenwagen. Sanitäter standen herum. Offenbar waren mehr Krankenwagen herangerast, als gebraucht wurden.
    »Setzen Sie sich hinein«, sagte sie freundlich, aber eindringlich. Mit einer Pinzette zupfte sie ihm Steinstückchen aus der Gesichtshaut, zwei Wunden überklebte sie mit Pflaster. Dann fühlte sie den Puls und maß seinen Blutdruck. »Legen Sie sich eine Weile auf die Liege, dann geht es wieder«, sagte sie.
    Er tat es und schloss die Augen. In seinem Kopf hallten die Schüsse nach. Er hörte noch einmal die Schreie. Träume ich? Es ist doch unmöglich, dass hier einer wild herumballert. Wir sind doch nicht in Amerika. Aber es war möglich. Kein Zweifel, da hatte jemand geschossen. Auf ihn. Jetzt hörte er es wieder splittern, pfeifen und knallen. Er schaute sich um, als könnte er den Schützen ausfindig machen. Was für einen Grund konnte der haben, auf Stachelmann zu schießen? Ein Amokläufer? Er hob den Kopf und sah, wie Leute ziellos umherliefen. Sie waren überfordert. Das hatten sie noch nicht erlebt. Er setzte sich auf die Liege, ihm schwindelte. Er fixierte das Rücklicht eines Polizeiwagens, bald sah er klarer. Mit den Händen stützte er sich, während er vorsichtig aufstand. Wer hatte geschossen? Und warum? Das musste er begreifen.
    Taut stand vor ihm. »Was ist hier los? Wissen Sie etwas?«
    »Jemand hat auf mich geschossen.«
    »Auf Sie?«
    »Ja«, schnauzte Stachelmann. »Auf mich.«
    Taut starrte ihn an, dann schaute er sich um. »Können Sie gehen?«
    »Lassen Sie ihn«, sagte der Sanitäter.
    »Ja«, sagte Stachelmann. Er stand auf, ihm wurde schwindlig, er stützte sich auf die Stoßstange des Krankenwagens.
    Der Sanitäter fasste ihn an der Schulter. »Sie müssen sich ausruhen.«
    »Nein«, sagte Stachelmann. Der Schwindel ließ nach.
    »Haken Sie sich ein«, sagte Taut. Er hielt Stachelmann seinen Arm entgegen.
    »Das können Sie nicht machen!«, sagte der Sanitäter energisch.
    Stachelmann hakte sich ein und spürte den massigen Körper des Kriminalpolizisten.
    »Zeigen Sie mir, wo Sie waren, als die Schüsse fielen.«
    Stachelmann guckte sich um, bald hatte er sich orientiert. Er führte Taut zu der Stelle, wo er auf dem Pflaster gelegen hatte. Zwei Einschläge waren mit Kreide markiert. »Hier«, sagte Stachelmann.
    Sie näherten sich der Eingangstür des Philosophenturms, Stachelmann brauchte die Stütze, seine Knie waren aus Gummi. Ein paar Schritte vor der Tür wieder ein kleiner Krater, darum ein Kreidekreis. Jemand hatte Schneematsch zur Seite geschoben. Stachelmann erinnerte sich. Er war gerannt, als es neben ihm einschlug. Dann hatte er die Tür aufgerissen. »Dort«, sagte Stachelmann. Er fühlte sich schwach und elend. »Dort ist die letzte Kugel eingeschlagen.« Er zeigte zur Tür. Auch dieses Einschussloch war gekennzeichnet. Taut zog Stachelmann zur Tür. Vorne ein kleines rundes Loch, auf der Rückseite der Tür hatte die Kugel Holzsplitter herausgerissen. Sie lagen verstreut auf dem Boden.
    »Das war kein Kleinkalibergewehr«, sagte Taut. Er zog Stachelmann zur Kantine. Die Frau, die auf dem Boden gelegen hatte, war weg. Sie setzten sich an den Tisch. Außer ihnen war niemand im Raum. »Der hat wohl Sie gemeint«, sagte Taut. »Nehmen Sie es mir nicht übel. Aber das hilft uns weiter.«
    Stachelmann nickte. Die Schüsse hatten ihm gegolten. Aber viermal hatte der Schütze ihn verfehlt. Beim ersten Mal war Stachelmann gelaufen, bei den beiden folgenden Schüssen hatte er auf dem Boden gelegen, beim letzten, der die Tür traf, war er gerannt. »Er hat viermal vorbeigeschossen.«
    »Das ist unser Glück, aber es ist seltsam. Sobald wir die Stelle gefunden

Weitere Kostenlose Bücher