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Lügen haben hübsche Beine

Lügen haben hübsche Beine

Titel: Lügen haben hübsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Schuster
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letzten Mal erhielt sie irgendwann erneut einen kleinen Schubs und schob sich an dem Vorhang vorbei hinaus auf den Laufsteg. Sie bemühte sich um einen lässigen Gesichtsausdruck und stöckelte das Podest entlang, blieb dann vorne stehen.
»Drehen!«, quakte die ihr nur allzu gut in Erinnerung gebliebene Stimme von Harriet Grumb ihr entgegen.
Vorsichtig drehte sie sich einmal um die eigene Achse, starrte angestrengt in die Schwärze vor sich, versuchte etwas zu erkennen, doch auch dieses Mal vergeblich.
Leises Gemurmel erklang, dann wurde sie zurückgeschickt.
In der Garderobe reichte man ihr sofort ein Abendkleid und gab ihr den Befehl, sich umzuziehen. Widerwillig tat sie wie befohlen, ein Stylist steckte ihr die Haare hoch und zog ihr den Lippenstift nach. Anschließend musste sie sich setzen und warten, bis sie wieder an der Reihe war.
Es erfolgte die gleiche Prozedur – Vorhang, laufen, drehen, stehen, Gemurmel, zurücklaufen.
Erleichtert ließ sie sich im Umkleideraum auf einen Stuhl sinken, sie war froh, dass sie diese beiden Runden ohne größere Katastrophen hinter sich gebracht hatte. Wenn Mandy recht hatte, war jetzt der Bikini dran. Als Jill gerade überlegte, ob sie sich das wirklich antun sollte, warf ihr eine der Assistentinnen auch schon zwei winzige Stofffetzen zu.
»Auf, auf, umziehen!«
Völlig hilflos starrte sie den Bikini an, das Ding war so mickerig, dass es vermutlich mehr entblößte als verdeckte, und schmerzhaft krampfte sich ihr Magen zusammen.
»Was ist los, schlaf nicht ein!«, fuhr die Assistentin sie an, und zerrte ihr das Abendkleid herunter.
Wenig später hatte sie den Bikini an, schlüpfte in ein Paar hochhackige Schuhe, deren Anblick allein reichte, um ein Schwindelgefühl auszulösen, und stand anschließend wieder angespannt im Nebenraum am Vorhang.
Als sie dran war, machte sie zögernd ein paar Schritte hinaus, hielt dann inne und zupfte verschämt an ihrem Oberteil herum.
»Du kannst ruhig näherkommen, wir beißen nicht!« tönte eine amüsierte Stimme aus der Dunkelheit, zur Abwechslung mal nicht die von Harriet, sondern scheinbar von einem ihrer Mitjuroren.
Langsam stakste sie nach vorne, blieb stehen und starrte verlegen auf den Boden.
»Drehen!«, befahl Harriet wieder, hörbar genervt.
Hastig vollführte sie eine Drehung, schlang dann schützend die Arme um sich.
»Gut, du kannst gehen.« Harriet klang keineswegs begeistert.
Erleichtert drehte Jill sich um und stürmte so schnell es mit den hohen Absätzen ging, auf den Vorhang zu.
»Sie hat eine tolle Figur«, hörte sie im Weggehen noch den Kommentar des Einen, und der Andere fügte hinzu: »Ja, und sie ist wirklich niedlich.«
Mehr bekam sie nicht mit, sie stürzte fluchtartig in die Garderobe, griff nach ihren Sachen und zog sich im Eiltempo um. Am liebsten wäre sie jetzt verschwunden, aber sie mussten alle warten, bis die Jury sich beraten und geeinigt hatte, also blieb ihr nichts anderes übrig, als auszuharren.
Irgendwann tauchte Mandy wieder an ihrer Seite auf. »Und, wie ist es gelaufen?«
»Keine Ahnung«, erklärte Jill achselzuckend, während sie sich im Stillen wünschte, dass sie sich so ungeschickt angestellt hatte, dass man sie in hohem Bogen hinauswerfen würde. Lieber würde sie künftig jeden Tag auf irgendeiner Kreuzung den Verkehr regeln, als sich nochmal so angaffen zu lassen.
»Und bei dir?«, wollte sie dann von Mandy wissen.
»Ich glaube ganz gut, aber lassen wir uns mal überraschen. – Ich hoffe, wir kommen beide weiter.«
»Ja«, nickte Jill mit einem schiefen Lächeln, und schickte tausend Stoßgebete zum Himmel, dass es nicht so sein würde.
Irgendwann waren alle Mädchen durch, es dauerte noch eine ganze Weile, bis die Jury sich ihr Urteil gebildet hatte, danach bat man sie alle in den Saal. Sie gruppierten sich an einer Seite des Raums, wurden dann einzeln aufgerufen und mussten vor den Jurytisch treten, bekamen dort die Entscheidung mitgeteilt. Dadurch, dass die Scheinwerfer jetzt auf diesen Punkt des Saales gerichtet waren, war das Blenden weg. Die Schwärze im Raum wich einem Halbdunkel, sodass Jill nun zum ersten Mal die Personen hinter dem Jurytisch erkennen konnte.
Tatsächlich waren es Harriet Grumb, Mick Fairgate und Craig Peters, die da saßen. Langsam ließ Jill ihren Blick über die drei Juroren gleiten.
Selbst auf diese Entfernung sah sie, dass Harriet ziemlich aufgedonnert und stark geschminkt war. Ihr knallrot gefärbtes Haar war zu einer seltsamen Frisur aufgetürmt, und

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