Luegen haben huebsche Beine
ausreichte, einen Mann zu bezahlen, der Anzüge von Hugo Boss und teure Schuhe trug, nur war das jetzt nicht die Zeit, sich darüber Sorgen zu machen, wie wir ihn uns leisten sollten.
Irgendwann durften wir gehen, nachdem wir versprochen hatten, den Landkreis nicht zu verlassen und in der folgenden Woche nochmals für weitere Verhöre zum Polizeirevier zu kommen. Charlie rief uns ein Taxi, und wir fuhren nach Hause. Es war schon fast Mittag, und ich wollte nur noch ins Bett. All das Adrenalin, das mich in den vergangenen zwölf Stunden auf Hochtouren hatte laufen lassen, war aus mir raus, und ich war erschöpft.
Unsere Leibwächter waren entschwunden, nachdem sie gesehen hatten, dass man uns in Polizeigewahrsam nahm. Ich hatte gehört, wie einer von ihnen auf dem Friedhof über sein Handy telefonierte. Er hatte Spanisch gesprochen, und deshalb ging ich davon aus, dass er Philippe Bericht erstattete. Seine Mama würde zweifelsohne erleichtert sein, dass ihr Sohn jetzt jedweden Kontakt zu uns abbrechen konnte, da Freddie tot war und wir uns nicht länger in Gefahr befanden. Ich fragte mich, wie Philippe selbst dazu stand.
Ich starrte im Badezimmer mein Spiegelbild an, bevor ich mir die Überreste meines Bühnen-Make-ups vom Gesicht wusch. Es war kein Wunder, dass Mike so erschüttert gewesen war, als er mich in meiner Kleine-alte-Dame-Aufmachung gesehen hatte. Mit dem Haar, das mir strähnig über den Schultern hing, und dem dicken, zementartigen Make-up, das durch die Versuche, es herunterzureiben, verschmiert und fleckig war, sah ich aus wie eine verrückte alte Obdachlose.
Für einen kurzen Augenblick, als er auf dem Friedhof auf uns zugerannt war und fragte, wo ich sei, hatte ich wirklich gehofft, dass vielleicht, vielleicht ja doch noch eine winzig kleine Aussicht bestand, dass wir wieder zusammenkamen. Er hatte ehrlich besorgt gewirkt; das konnte ich mir nicht eingebildet haben, oder etwa doch? Ich spritzte ein wenig Flüssigseife in meine Hand und rieb sie zu einer schaumigen Masse. Wem wollte ich hier etwas weismachen? Wenn man logisch darüber nachdachte, hatten wir keine Chance, je wieder zusammenzukommen.
Ich wusch mir den Rest des Make-ups vom Gesicht und tupfte es mit einem Handtuch trocken. Jetzt, da die ganze Schmiere herunter war, konnte ich die dunklen Schatten unter meinen Augen sehen, die ich dem Schlafmangel verdankte. Ich war wieder Abigail Gifford. Durchschnittlich aussehend, die Art von Mädchen, die einem in keiner Menschenmenge auffiel. Durchschnittliche Größe, durchschnittliches Haar mit einer mittelmäßigen Figur, nichts, was einen Typen wie Mike veranlassen würde, ein zweites Mal hinzusehen. Ich hatte mir selbst einfach nur etwas vorgemacht.
Kip klopfte gegen die Badezimmertür. »Mach hin, Abbey.«
Ich schloss die Tür auf und ließ ihn herein. Claude jagte ihm in seinem Hamsterball hinterher, und seine Hamster-Barthaare zuckten, als er gegen die Badewanne schlug.
»Ich bin froh, dass du nicht gestorben bist.« Der Adamsapfel in Kips Kehle hüpfte rauf und runter, als er schluckte. Das war eine klassische Kip-Bemerkung.
»Das bin ich auch.«
»Ich will nicht mehr auf einem Bauernhof leben. Nicht, wenn das bedeutet, dass du und Charlie ermordet werdet.«
»Ich denke, mit der Idee mit dem Bauernhof ist es eh vorbei, Kip, und Charlie und ich haben nicht die Absicht, uns ermorden zu lassen.«
»Heißt das, dass ihr keine weiteren Dinger mehr drehen werdet?« Er sah aus, als sei er erleichtert.
»Ich denke, dass wir unsere Karriere als Kriminelle beendet haben.« Das hatten wir tatsächlich, wenn wir Glück hatten. Ich glaube, dass es nach allem, was wir hinter uns hatten, am Ende sogar Charlie reichte. Es musste da einfach auch noch einen anderen Weg geben.
Es war früher Abend, als ich endlich wieder aufwachte und nach unten ging. Meine Kehle war ausgetrocknet, und es kratzte darin, und von meinem Sturz auf dem Friedhof hatte sich tatsächlich auf meinem Oberschenkel ein großer violettfarbener Bluterguss gebildet.
Charlie war bereits in der Küche. »Kip schläft noch.« Sie goss mir eine Tasse Tee ein.
»Wie fühlst du dich?« Es war ungewöhnlich für meine Schwester, dass sie sich nicht die Mühe gemacht hatte, Make-up aufzulegen, und ihr Haar war schlaff und ungebürstet und zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden. Ebenso wie ich trug sie immer noch ihre Nachtwäsche.
»Es hat schon Tage gegeben, an denen ich mich besser gefühlt habe.« Sie zwang sich zu
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