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Luegen haben huebsche Beine

Luegen haben huebsche Beine

Titel: Luegen haben huebsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nell Dixon
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paar weitere Schritte auf Freddie zu, der wie eine dicke, fette Spinne in der Dunkelheit wartete. Mit jedem Schritt, den sie ihm näher kam, pochte das Blut in meinen Ohren lauter.
    »Bleib da stehen.« Freddie trat aus der Dunkelheit, um meiner Schwester gegenüberzutreten.
    Die beiden starrten einander an. Die Zeit schien stillzustehen.
    »Hol das Geld raus und leg es auf den Boden.«
    Charlie öffnete ihre Imitations-Burberry-Tasche.
    »Keine Tricks.« Er bewegte sich, und als das Mondlicht neuerlich die Wolkendecke durchbrach und die gesamte Szenerie erhellte, sah ich das Glänzen von Metall in seiner Hand.
    Charlie holte einen großen braunen Briefumschlag hervor, den sie vor sich ins Gras legte. Ich umklammerte die Elektroschockpistole und versuchte, mich zu erinnern, wie ich sie zu bedienen hatte. Ich war mir nicht einmal sicher, ob es klappen würde. Ich meine, das gehörte ja nicht zu den Dingen, die man mal eben an jemandem ausprobieren konnte. Kip hatte behauptet, Menschen würden davon das Bewusstsein verlieren. Ich hoffte einfach mal, dass das stimmte.
    »Das Geld ist im Umschlag.« Charlie hob das Kinn. Jetzt brauchte sie Freddie nur noch beschäftigt zu halten, bis ich nahe genug an sie beide herangekrochen war, um ihn außer Gefecht zu setzen.
    »Das kann ich in deinem ureigenen Interesse nur hoffen.« Freddie hob seine Pistole und zielte damit auf Charlie.
    Scheiße.
    Ich zielte ebenfalls und drückte ab.
    Nichts.
    Erinnerungen an meine Mutter und daran, wie sie gestorben war, rasten mir durchs Hirn. Dieses elende Stück Dreck hatte meine Mum umgebracht. Meine Schwester würde er nicht töten. Mit einem lauten Schrei sprang ich aus meinem Versteck und sprang auf seinen Rücken. Freddie fluchte und machte ruckartige Bewegungen, mit denen er mich schließlich abwarf, sodass ich lautstark auf dem Rasen aufschlug. Die Elektroschockpistole rutschte mitten in den Haufen verrottenden Grases und vertrockneter Blumen.
    Ich hatte Mühe durchzuatmen. Meine Rippen und meine Knie schmerzten von dem Aufprall auf dem unwegsamen Grund. Schon jetzt spürte ich, wie die Feuchtigkeit des Grases durch meinen Oma-Rock aufstieg und mein Hintern nass wurde. Was hatten wir hier jetzt gerade gelernt? Dass man einem Typen in einem Pub niemals eine illegale Waffe abkaufen durfte! Wir hätten wissen müssen, dass sie nur eine Attrappe war.
    Freddie drehte sich um die eigene Achse wie ein grotesk übergewichtiger Ballett-Tänzer und richtete seine Waffe abwechselnd auf Charlie und auf mich.
    »Was zum Teufel geht hier vor?« Er starrte mich an.
    Als er sich kurz zuvor auf den Weg gemacht hatte, um Charlie das Geld wieder abzunehmen, hatte seine Liste potenzieller Probleme, die dabei auftreten konnten, vermutlich nicht beinhaltet, von jemandem attackiert zu werden, der aussah wie eine kleine, alte Dame.
    »Keine Bewegung.« Er drehte sich wieder zurück und zielte mit der Waffe auf Charlie, die einen Schritt vorgetreten war, um zu mir zu gelangen.
    »Das hier ist heiliger Grund und Boden, Söhnchen!« Ich sprach, so gut ich eben konnte, mit wehklagendem Stimmchen wie Tante Beatrice. Wenn es mir gelang, wirklich als alte Dame durchzugehen, kamen Charlie und ich ja vielleicht doch noch davon. Ich war mir ziemlich sicher, dass er die Elektroschockpistole gar nicht gesehen hatte. Wir konnten allerdings Probleme bekommen, wenn er hinter dem Bühnen-Make-up Lady Charlottes eher unfähige persönliche Assistentin wiedererkannte.
    »Nimm dir, weshalb du gekommen bist, und verschwinde.« Charlies Gesicht verriet, dass sie Todesangst hatte, doch blickte sie Freddie weiterhin fest in die Augen.
    »Eine junge Frau anzugreifen, die sich nicht wehren kann! Sie sollten sich schämen!«, fügte ich hinzu, während Freddie seine Aufmerksamkeit weiterhin zwischen uns aufteilte und dabei ein Ausdruck auf seinem Gesicht lag, der vollkommene Verwirrung widerspiegelte.
    In der Ferne hörte ich das Heulen einer Sirene. Gott, ich hoffte schwer, dass scharfe Geschütze im Anmarsch waren.
    »Steh auf, alte Schachtel, und halt dich da raus.« Freddie zeigte mit der Waffe auf mich.
    Ich stemmte mich auf meine Knie und tat so, als ob es mir schwerfiel aufzustehen, wobei mein Verstand wie verrückt raste, weil ich versuchte, einen neuen Fluchtplan auszuarbeiten.
    Freddie verzog das Gesicht. Seine geröteten Züge verzerrten sich vor Schmerz, und er rieb sich mit der freien Hand die Brust. »Da rüber, zu ihr.« Er bedeutete mir mit der Waffe, mich neben

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