Lügen haben sexy Beine
arbeitete?
„Okay“, sagte Nathan. „Dann ist mir lieber, du bist schlecht drauf, schaffst es aber, mit dem Spiel rechtzeitig fertig zu werden. Übrigens, wie läuft’s denn?“
Jetzt waren sie wieder beim eigentlichen Thema. Tanners Firma King Games arbeitete mit Nathans Firma King Computers zusammen. Das neue Computerspiel, an dem Tanner gerade arbeitete, sollte in jedem neuen King-Computer standardmäßig vorinstalliert werden. Eine hervorragende Sache – vorausgesetzt Tanner hielt sich an dem Zeitplan.
Aber genau das wurde problematisch – dank der Angelfarm und nicht zuletzt dank Ivy Holloway.
Eigentlich war das Spiel so gut wie fertig. Die künstlerische Arbeit hatte er schon vor Wochen erledigt, auch die Programmierer hatten ihren Teil beigetragen. Auf dem Plan standen noch einige Korrekturen an der Story und an den Grafiken. Trotzdem lief Tanner die Zeit davon. Natürlich hätte er viel an seine externen Grafiker delegieren können. Doch genau an der Gestaltung des Spiels lag ihm so viel. Es war sein Herzblut – es bedeutete ihm einfach zu viel, als dass er die künstlerische Verantwortung aus der Hand gegeben hätte.
Außerdem sollte ein Spiel von King Games verdammt noch mal auch von einem King entwickelt werden.
„Letzte Nacht hatte ich einige Probleme.“ Tanner seufzte und rieb sich die Augen.
„Die Produktion soll nächsten Monat anlaufen.“
„Danke für den Hinweis, aber ich kenne den Zeitplan.“
„Ich sage ja bloß, dass die ersten Spiele zum Weihnachtsgeschäft fertig sein sollten.“ Nathan atmete hörbar aus. „Wir können uns keine Verzögerung leisten, Tanner.“
„Ich schaffe das. Ich wäre dir nur sehr dankbar, das Wort ‚Weihnachten‘ nicht in meiner Gegenwart auszusprechen, okay?“ Oder atemberaubende kluge Blondinen zu erwähnen. Doch über Ivy schwieg er sich aus. Sie würde sowieso bald wieder weg sein.
„Gut. Ich habe in einer Viertelstunde ein Meeting mit den Vertriebsleuten, um mit ihnen über dein Spiel zu sprechen. Also lass uns beim Thema bleiben, okay?“
„Entspann dich, Nathan. Ich weiß, wie wichtig die Sache ist. Für uns beide.“
Tanners Firma war zu diesem Zeitpunkt bereits erfolgreicher, als er sich jemals hätte träumen lassen. Er hatte seinem Unternehmen weltweit zu einem hervorragenden Renommee verholfen – die Partnerschaft mit seinem Cousin würde King Games an die Spitze katapultieren. Und dorthin wollte er.
Er musste sich einfach nur konzentrieren.
Und die Frau in der Etage unter ihm aus seinem Hirn verdrängen.
Zwei Stunden später waren die Lebensmittel aus der Stadt bereits angeliefert und in den Schränken verstaut worden.
Ivy war absolut hingerissen von Tanner Kings Haus. Vor allem von der Küche,dachte sie .
Oh, natürlich liebte sie auch das kleine viktorianische Haus, in dem sie lebte. Das hatte durchaus Charakter – vieles war schrullig, aber liebenswert. In jedem Winkel des schiefen Häuschens steckten Erinnerungen, die Ivy um keinen Preis hergegeben hätte. Und wenn doch, dann nur gegen Tanner Kings Haus.
„Was für eine Schande. Der Mann hat eine Küche zum Niederknien, aber alles, was er darin aufbewahrt, sind Knabbergebäck und Bier. Kein Wunder, dass er Hilfe braucht.“ Ihr Selbstgespräch half ihr, die unheimliche Stille zu ertragen.
Ihr wollte einfach nicht in den Kopf, dass er in dieser nüchternen Atmosphäre arbeiten konnte. Dass er hier Spiele voller Magie und Intelligenz erfand.
Ivy musste unter Menschen sein. Sie blühte erst richtig auf, wenn sie sich kopfüber ins Leben stürzen konnte. Deshalb tat es ihr auch jeden Abend aufs Neue leid, sich schlafen legen zu müssen. Denn es gab ja noch so viel zu tun und zu entdecken. Sie hatte das Gefühl, dass ein Leben nicht ausreichte, um alles zu verwirklichen, was sie sich vorgenommen hatte.
Deshalb fiel es ihr natürlich noch schwerer, einen Mann wie Tanner King zu verstehen, der sich lieber verkroch. Ivy war völlig unbegreiflich, dass sich jemand für dieses Dasein entschied.
Seit zwei Monaten lebte Tanner King in Cabot Valley, ohne dass eine Menschenseele über ihn Bescheid wusste. Nicht einmal Merry Campbell, die berüchtigt dafür war, alles über jeden herausfinden zu können. Aber dazu hätte dieser Mann ja auch einen Fuß in ihren Laden setzen müssen.
Das hatte er natürlich nicht getan.
Soweit Ivy wusste, war er kein einziges Mal in der Stadt gewesen, seit er seinen Palast aus Glas und Holz bezogen hatte. Lebensmittel ließ er sich
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