Lügen haben sexy Beine
anliefern. Sonst mied er den Kontakt zu den Menschen, die hier lebten.
„Obwohl“, sagte sie sich, „nicht zu allen.“ Selbstverständlich hatte er sich bereits unzählige Male beim Sheriff von Cabot Valley beschwert. Über die Menschenmassen, den Lärm, die Musik und den Verkehr.
Man sollte meinen, er hätte Besseres zu tun, sagte sie sich. Aber nein, er zog ins Valley und versuchte sofort, alles so zu ändern, wie es ihm gerade passte. Damit würde er allerdings nicht weit kommen. Denn keiner hier würde bei Tanner King angekrochen kommen. Und je früher er das begriff, desto besser. Doch zunächst musste sie alles tun, um sein Vertrauen zu gewinnen. Vielleicht konnte sie ihn dann sogar mit den anderen bekannt machen. Und ihm klarmachen, dass die Angel Christmas Tree Farm eine wichtige Feste dieser Gemeinschaft war.
Der Versuch, ihn mit gutem Essen zu ködern, war immerhin ein Anfang.
Vorsichtig öffnete sie die Ofentür, hob die Backform heraus und stellte sie zum Abkühlen auf ein Gitter. Während der Duft des frischgebackenen Brots die Küche erfüllte, widmete Ivy sich der Suppe, die auf dem Herd köchelte. Obwohl sie hier hatte improvisieren müssen, duftete die Suppe sehr gut. Zusammen mit dem Brot war die Mahlzeit wahrscheinlich besser als alles, was Tanner in den letzten Monaten gegessen hatte.
Ihre Mom sagte immer, mit einer anständigen Mahlzeit und einem herzlichen Lächeln könne man jeden Mann herumkriegen. Hoffentlich behielt sie damit recht.
Denn sonst hätte Ivy kaum eine Chance, die Angel Christmas Tree Farm vor einem Mann zu retten, dem sie ein Dorn im Auge war.
Tanner gelang es nicht, sich zu konzentrieren. Jedes Mal, wenn er sich der Programmierung widmete, schweiften seine Gedanken zu dieser Frau. Blondes Haar, blaue Augen, Grübchen. Und dann der Klang ihrer leicht rauchigen Stimme, ihr Duft nach Zitronen. Verdammt.
Es waren ja nicht nur die Gedanken an sie, die ihn verrückt machten. Wie sollte er in Ruhe arbeiten, wenn ein anderer Mensch in seinem Haus war? Auch wenn er bis jetzt keinen Staubsaugerlärm oder Ähnliches gehört hatte. Aber zweifellos wedelte sie mit einem Staubtuch herum, lief umher, sah sich um. Atmete seine Luft ein.
Tanner lehnte sich zurück und fuhr sich durchs Haar. Allmählich kochte die Wut in ihm hoch. Er hatte noch genau dreißig Tage, um sein Spiel fertig zu stellen. Stattdessen saß er da und dachte an Ivy Holloway.
„So geht’s nicht“, murmelte er und griff zum Telefon.
Nach dreimaligem Klingeln hob sein Anwalt ab. „Hallo?“
„Mitchell, du musst diese Haushälterin feuern.“
Er lachte auf. „Hi, Tanner. Schön, dass du anrufst! Ja, Karen geht es gut. Danke der Nachfrage.“
Tanner strich sich übers Gesicht. „Sehr witzig. Das hier ist kein Plauderstündchen.“
„Tatsächlich?“ Mitchell seufzte. „Sie ist nicht einmal einen ganzen Abend bei dir, und du willst sie schon wieder hinauswerfen?“
Er sprang auf und blickte finster aus dem Fenster, auf seinen Widersacher. „Es war nicht meine Idee, sie einzustellen. Schon vergessen?“
Mitchells Vorschlag, ihm eine Haushälterin auf Teilzeitbasis zu besorgen, hatte zuerst vernünftig geklungen. Gott, ja, es hatte ihm allmählich zum Hals herausgegangen, sich andauernd von Tiefkühlgerichten zu ernähren und sich selbst um die Wäsche kümmern zu müssen. Aber er stand unter Zeitdruck und litt außerdem unter Schlafmangel. Daher war es für eine Haushälterin der denkbar ungünstigste Zeitpunkt.
„Vergiss es, Tanner. Du brauchst jemanden, der für dich kocht und aufräumt.“
„Klar, damit ich mich noch schlechter konzentrieren kann.“
„Weißt du“, erwiderte sein Freund, „es gibt einen Unterschied zwischen jemandem, der sich zurückzieht, um zu arbeiten, und einem Einzelgänger.“
Finster kniff er die Augen zusammen. „Ich bin kein Einzelgänger.“
„Noch nicht.“ Mitchell seufzte. „Wäre es dir lieber, sie käme tagsüber, wenn du schläfst?“
„Nein.“ So weit kommt’s noch, dachte er. Draußen der Lärm und drinnen jemand, der in seinem Haus herumwirbelte. Abgesehen davon würde er bestimmt versuchen, seine attraktive Haushälterin während ihrer Arbeitszeit in sein Bett zu locken, anstatt zu schlafen. Nein, da war es schon besser, sie erledigte ihren Job, wenn er ebenfalls arbeitete.
„Na, dann ist ja alles klar. Versuch einfach, nett zu ihr zu sein.“
„Ich bin Frauen gegenüber immer nett“, sagte Tanner beleidigt. Ivy Holloway schien jedenfalls
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