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Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ponsonby
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Krieges kehrte Ciganowitsch wieder zurück, und die Regierung schenkte ihm in der Nähe von Üsküb ein Stück Land, wo er dann seinen Wohnsitz aufschlug.
    Daß die österreichische Regierung in der Weigerung der serbischen Regierung, Ciganowitsch ausfindig zu machen oder andere nach ihm suchen zu lassen, ein Schuldbekenntnis erblickte und deshalb zum Kriege schritt, ist nicht überraschend.
    In Belgrad wurde eine Postkarte „poste restante“ gefunden, die von Serajewo aus von einem der Verbrecher an einen seiner Kameraden geschickt worden war. Es wurde jedoch die Spur nicht verfolgt. Wie Ljuba sagt:
     
    Alles in allem genommen, ließ sich erwarten, daß es Wien nicht gelingen würde, den Beweis zu erbringen, daß zwischen dem amtlichen Serbien und dem Geschehnis am Miljacka irgendein Zusammenhang bestand.
     
    Die Bemerkung eines serbischen Studenten: „Sie sehen, der Plan war erfolgreich. Wir haben Großserbien gemacht“, faßt den Fall in wenigen Worten zusammen. Und Herr Paschitsch selbst erklärte am 13. August 1915:
     
    Noch nie in der ganzen Geschichte haben für die serbische Nation bessere Aussichten bestanden, als wie sie sich seit Kriegsausbruch ergeben haben.
     
    Es war eine Überraschung für die serbische Regierung, daß Ljubas Enthüllung Aufsehen erregte. Sie glaubte, Großbritannien hätte alles, was vorgefallen war, verstanden und in seiner Gier, Deutschland zu bekämpfen, den Vorwand mit Freuden ergriffen. Als jedoch die Wahrheit ans Licht kam, wurde ein Verfahren gegen Ljuba eingeleitet, um ihn aus der liberalen Partei auszuschließen. Aber von allem, was bei dieser Gelegenheit durchsickerte, wurde von Herrn Paschitsch nichts entschieden in Abrede gestellt. Er ging der Sache soviel wie möglich aus dem Wege.
    Es scheint kein Zweifel darüber zu bestehen, daß dem britischen Kriegsministerium vor Kriegsschluß amtlich mitgeteilt wurde, daß Dimitrijewitsch, der Chef der Nachrichtenabteilung im serbischen Generalstab, der Haupturheber des Mordes war. Er wurde im Jahre 1917 in Saloniki hingerichtet, da sein Dasein sich für die serbische Regierung als unbequem erwies. Als es aber zur Abfassung der Friedensverträge von Versailles kam, verschwor man sich, über dieses ganze Thema zu schweigen.
    Dieses schreckliche Beispiel von Betrug sollte eigentlich als eine serbische Lüge klassifiziert werden, aber so viele hatten sie sich zu eigen gemacht, daß halb Europa an ihr mitschuldig wurde, und selbst, wenn die Wahrheit noch während des Krieges zu den Ministerien und Auswärtigen Ämtern der alliierten Mächte gelangt ist, so hätten sie dieselbe unmöglich enthüllen können. Wäre jedoch im Juli 1914 die Wahrheit bekannt gewesen, so wäre die Meinung des britischen Volkes in bezug auf das österreichische Ultimatum ganz anders gewesen, als sie damals war.

 
    3
    Der Einfall in Belgien als Kriegsursache
     
    Was auch immer die Ursachen des Weltkrieges gewesen sein mögen, so war der deutsche Einmarsch in Belgien gewiß keine davon. Er war eine der ersten Folgen des Krieges. Er war nicht einmal der Grund für unseren Eintritt in den Krieg. Aber die Regierung, die wohl wußte, wie zweifelhaft es war, ob sich über eine geheime Verpflichtung Frankreich gegenüber die öffentliche Begeisterung entfachen ließ, konnte, infolge des verhängnisvollen deutschen Fehlers, den Einmarsch in Belgien und die Verletzung des belgischen Neutralitätsvertrages als die Ursache für unsere Teilnahme am Kriege ausgeben.
    Wir wissen jetzt, daß wir durch eine Ehrenverpflichtung an Frankreich gebunden waren, wir wissen auch, daß Sir Edward Grey zurückgetreten wäre, wenn wir uns nicht auf die Seite Frankreichs gestellt hätten; wir wissen ferner, daß Mr. Bonar Law die konservative Partei zur Unterstützung des Krieges verpflichtete, noch ehe die Frage von dem Einmarsch in Belgien sich erhob.
     
    Die Regierung weiß bereits, aber ich gehe ihr jetzt namens der Partei, deren Führer in diesem Hause ich bin, die Versicherung, daß sie bei allen Schritten, die sie für die Ehre und Sicherheit dieses Landes als notwendig erachtet, auf die unbedingte Unterstützung der Opposition rechnen kann.
    zitiert in „Twenty-Five Years” von Viscount Grey.
     
    Der Einfall in Belgien war für die Regierung und die Presse ein wahrer Glücksfall, und sie stürzten sich auf diesen Vorwand, dessen Wert zur Gewinnung der öffentlichen Meinung sie vollauf zu schätzen wußten.
     
    Wir ziehen in diesen uns aufgezwungenen Krieg als die

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