Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lügen in Kriegszeiten

Lügen in Kriegszeiten

Titel: Lügen in Kriegszeiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Ponsonby
Vom Netzwerk:
will.“
    Am 31. August 1913 unterzeichneten die Chefs des russischen und des französischen Generalstabes eine Vereinbarung, die bestimmte, daß das Wort „Verteidigungskrieg“ nicht buchstäblich genommen werden solle, und hierauf bestätigten sie „die für das französische und das russische Heer unbedingte Notwendigkeit, eine wirksame Offensive soweit als möglich gleichzeitig zu ergreifen.“
    Nach General Percin war mit der „wirksamen Offensive“ die Verletzung der belgischen Neutralität gemeint.
    „Konnten wir eine wirksame Offensive ergreifen, ohne die belgische Neutralität zu verletzen ? Konnten wir wirklich unsere 1 300 000 Mann auf der schmalen Front von Elsaß-Lothringen aufmarschieren lassen?“
     
    Verletzung Belgiens unvermeidlich.
     
    Er behauptet kategorisch, daß nach dem Sinne des französischen Generalstabes der Krieg in Belgien stattfinden sollte, und tatsächlich machte sechs Monate nach der Unterzeichnung des obengenannten Abkommens zwischen den französischen und russischen Generalstäben der Artillerieoberst Picard an der Spitze einer Gruppe von Stabsoffizieren eine Reise durch Belgien, um die seinerzeitige Ausnützung dieses Operationsfeldes zu studieren.
    General Percin sagt am Schlusse: „Es ging gar nicht anders, als daß der Vertrag von 1839 entweder von den Deutschen oder von uns verletzt wurde. Er war erfunden worden, um den Krieg unmöglich zu machen. Die Frage, über die wir ein Urteil fällen müssen, ist nun die: Welche von den zwei Nationen, Frankreich oder Deutschland, hat den Krieg am meisten gewollt? Nicht, welche hat für diesen Vertrag die größte Mißachtung gezeigt. Jene Nation, welche den Krieg mehr gewollt hat als die andere, müßte notwendigerweise die Verletzung belgischen Gebietes wollen.“
     
    Es könnte eine Anzahl Auszüge gegeben werden, die zeigt, daß der Einfall in Belgien erwartet wurde. Und dennoch wurden keine Schritte getan, um die Verpflichtungen unter dem alten Vertrage aufs neue zu bekräftigen und sie viel bindender zu machen, als sie tatsächlich waren.
    Der Einfall in Belgien war nicht die Ursache zum Kriege; der Einfall in Belgien kam nicht unerwartet; der Einfall in Belgien hat das moralische Feingefühl der britischen oder der französischen Regierung nicht empört. Aber es mag zugegeben werden, daß die britische und die französische Regierung angesichts der Lage, in der sie sich befanden und die zu schaffen sie großenteils mitgeholfen hatten, in den ersten Stadien des Krieges vollauf berechtigt waren, die Tatsachen umzugestalten und die Verwicklungen zu verdrehen, wie sie es taten, freilich nur dann, wenn man den in Kriegszeiten üblichen Standpunkt der Moral gelten läßt. Es war eine gebieterische Notwendigkeit, das Bild mit der Farbe der Falschheit zu malen, und dies geschah mit restlosem Erfolge.

 
    4
    Deutschlands Alleinschuld am Kriege
     
    Bei allen Völkern und bei allen Kriegen ist es der Brauch, den Feind der alleinigen Schuld am Kriege zu zeihen. Insofern dieses Land in Betracht kommt, waren die Russen (im Krimkriege), die Afghaner, die Araber, die Zulus und die Buren, alle der Reihe nach, die unprovozierten Angreifer. Das sind nur einige Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit. Es ist dies eine notwendige Falschheit, die in einem Streitfalle auf einer augenblicklich einseitigen Meinung beruht und die dann die unentbehrliche Grundlage der ganzen nachherigen Propaganda wird. Die Leitartikel der Zeitungen handeln bei Ausbruch eines jeden Krieges alle vom gleichen Thema und sind sich im Wortlaut so ähnlich, daß man annehmen könnte, es werden Musterartikel bereit gehalten, in die im gegebenen Zeitpunkt nur noch der Name des Feindes, wer immer er sei, eingesetzt wird. Wenn dann die Vernunft wiederkehrt und der Abschluß des Friedens für alle Völker eine gebieterische Notwendigkeit wird, wird die Anschuldigung amtlicherseits allmählich fallen gelassen.
    Es ist kaum nötig, von der allgemeinen Erklärung von Deutschlands alleiniger Verantwortlichkeit, seiner Schuld und seinem bösen Willen viele Beispiele anzuführen. Ähnliche Erklärungen ließen sich im Kriege in jedem Lande aus beiden Seiten sammeln.
     
    Sie (die Kriegserklärung) kommt kaum überraschend, denn eine lange Kette von Tatsachen bekundet, daß Deutschland die Krisis, die jetzt über Europa hängt, absichtlich herbeigeführt hat.
    „Times“, 5. August 1914.
     
    Deutschland und Österreich haben allein diesen Krieg gewollt.
    Sir Valentine

Weitere Kostenlose Bücher