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Lügenbeichte

Lügenbeichte

Titel: Lügenbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Dölling
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auf ihren kleinen Balkon. Seine Stimme, so weich in ihrem Ohr. Hinten, an der Gartenpforte sah sie Leute von der Spurensicherung, oder Spusi, wie sie ja in den Krimis genannt werden. Sie sahen auch genauso aus: weiß eingetütet bis obenhin und mit einem Schriftzug Polizei auf dem Rücken.
    »Dann ist Lou … noch nicht wieder da?«
    »Nein, Max«, sagte sie und erzählte ihm von der Toten.
8:32
    Sie war noch mit Max am Telefonieren, da klingelte es an der Tür. Thomas machte auf. Es war dieser Hauptkommissar.
    »Max, ich ruf dich zurück.«
    »Soll ich nicht vorbeikommen?«
    »Nein«, sagte sie und legte auf. Sie wollte gar nicht so schroff klingen, obwohl sie es ihm immer noch ein wenig übel nahm, dass er gestern Abend so schnell verschwunden war. Schließlich hatten sie miteinander geschlafen. Vielleicht reagierte sie aber auch überempfindlich. Ja, so fühlte sie sich, wie ein freigelegter Zahn.
    Herr Werner hatte immer noch diese Strickjacke an, obwohl es schon 20 Grad war. Ein Schweißfilm zierte seine Stirn. Hinter ihm standen Männer mit Hunden. Er sagte, es seien auch schon Taucher unterwegs, in der Krumme Lanke . Josi schluckte.
    Die Polizisten trugen schwarze Stiefel und blaue Overalls. Drei hatten Schäferhunde an der Leine. Ein Hund mit Maulkorb hechelte stark. Thomas sollte ein getragenes Kleidungsstück holen. Marina war inzwischen vom Sofa aufgestanden und sagte, er solle eins aus dem Wäschekorb nehmen.
    »Es sollte möglichst frisch getragen sein«, sagte ein Polizist.
    »Nimm das rote Piraten-T-Shirt. Das liegt in seinem Zimmer«, rief Josi ihm hinterher. »Das hatte er gestern Nachmittag an.« Gestern Nachmittag – es war, als wären Jahre vergangen, seit sie mit Lou im Baumhaus gesessen hatte!
    Ein Hund fing an zu bellen, als Thomas mit demT-Shirt runterkam. Der Mann im Overall nahm es Thomas ab und kniete sich vor den Hund. Der schnüffelte daran und winselte, fing an, sich im Kreis zu drehen. Der Polizist nahm ihm das Kleidungsstück wieder weg und ging mit dem Hund in den Garten. Drei Polizisten in normaler Uniform fragten, ob sie sich im Haus umsehen dürften.
    »Sie kennen das Haus nicht wie Sie, deshalb suchen sie mit anderen Augen«, sagte Herr Werner. »Ich weiß, Sie haben schon überall gesucht, aber –«
    »Natürlich«, sagte Thomas und gab ihnen den Garagenschlüssel. Josi wollte mit, aber Herr Werner hielt sie zurück.
    »Du bleibst hier!«, sagte er und sie erschrak vor seiner Schroffheit. »Ich hätte da nämlich noch ein paar Fragen.« Er betonte das so, als hätte er sie gerade auf frischer Tat ertappt.
    Sie setzte sich neben Marina in die Sofaecke. Marina kaute auf ihrer Unterlippe herum. Herr Werner zog ein kariertes Notizheft aus der Hosentasche. Sein Gesicht war teigig, blass, als wäre er den ganzen Sommer über nicht einmal draußen gewesen. Er schwitzte. Ein Zipfel von seinem karierten Hemd ragte unten aus der schlabberigen, grauen Strickjacke heraus. Seine Jeans war viel zu kurz und unten umgenäht. Er trug Sandalen mit grauen Socken, durch die vorn seine Zehen schimmerten. War er wirklich Polizist – und sogar Hauptkommissar? Er sah eher aus wie einer dieser BVG-Kontrolleure, und für den Hauch eines Augenblicks war ihr so, als wäre sie nur beim Schwarzfahren erwischt worden. Dann würde er jetzt ihre Personalien aufnehmen,es würde Ärger geben und teuer werden, aber damit wäre die Sache erledigt. Leider war sie nicht beim Schwarzfahren erwischt worden. Sie hatte viel Schlimmeres verursacht, sie saß hier auf dem Sofa, wo gestern noch Lou gesessen hatte und heute noch sitzen würde, wenn sie nur besser auf ihn aufgepasst hätte! Aber nun hockte sie diesem komischen Kommissar gegenüber, weil wegen ihr Lou verschwunden war, und das nun schon seit über acht Stunden! Die Hoffnung, dass er in irgendeinem Versteck eingeschlafen war, verblasste mit jeder Minute. Obwohl kleine Kinder durchaus auch zehn Stunden durchschlafen können, oder sogar zwölf, versuchte sie sich einzureden, aber sie wusste nur zu gut, nicht Lou. Er war kein Langschläfer. Er wäre längst wieder aufgewacht. Josi schaute nach draußen, in den Garten. Die Terrassentür stand sperrangelweit offen. Ein paar Spatzen hüpften über den Rasen. Als wenn Herr Werner ihre Gedanken lesen könnte, sagte er: »Einmal haben wir sogar ein hyperaktives Kind nach zehn Stunden wiedergefunden. Es hatte sich in ein Schränkchen unter dem Fernseher gequetscht und war dort eingeschlafen. Die Eltern hatten überall

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