Luegenbeichte
Nikotinpflaster?
Hoffentlich ließ er sie bald in Ruhe.
Thomas stellte sich in die Terrassentür und zündete sich eine Zigarette an. Er inhalierte genüsslich und blies den Rauch in Herrn Werners Richtung. Die beiden benahmen sich echt wie die Kinder. Nein, schlimmer!
Marina schenkte Saft ein, fragte, wer Eiswürfel haben wollte.
»Ich, ganz viele«, rief Lou und kam zum Tisch. Die Psychologin lächelte ihn an wie eine ältere Frau, die selber keine Kinder hat.
»Sind das Edelsteine?«, fragte Lou und zeigte auf ihre bunte Kette.
»Ja«, sagte sie.
»Du hast eine schöne Sammlung«, sagte Lou.
Frau Bruchhusen nahm die Kette ab und legte sie vor ihm auf den Tisch. »Willst du sie dir genauer anschauen?«
Er kam einen Schritt näher und griff nach der Kette.
»Pass auf, dass du sie nicht kaputt machst«, sagte Marina.
Josi trank einen Schluck Limettensaft und beobachtete Lou. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Das gefiel ihm sonst immer, aber jetzt war er nur von der Kette fasziniert. Er schaute sich jeden Stein genau an.
»Hast du die Steine gefunden?«
»Nein, ich habe sie gekauft oder geschenkt bekommen. Ich sammle schon ganz lange Edelsteine«, sagte Frau Bruchhusen. Lou erkannte einen Bernstein und ein Tigerauge.
»Na, du scheinst dich ja mit Edelsteinen gut auszukennen.«
»Nicht nur mit Edelsteinen«, sagte Marina. »Auch mit Autos, Robotern und Schuhen.«
»Wirklich!«
»Ja. Aber ich bin kein Feschitist.«
Die Psychologin lachte. »Was ist das denn?«
»So einer, der lauter Schuhe sammelt.«
Die abgesägten Absätze – ging es Josi durch den Kopf. Sie hatte immer noch keinem davon erzählt. Wenn sie jetzt davon anfing, würde Lou es als Verrat empfinden. Alles, was mit Herrn Rufus' Fällen zu tun hatte, war streng geheim. Sie nahm sich vor, Thomas und Marina die Absätze zu zeigen. Vielleicht kam die Psychologin noch darauf zu sprechen, sie musste doch von denen aus der Aldi -Tüte wissen.
»Was sammelst du denn?«, fragte sie Lou.
Lou antwortete nicht. Frau Bruchhusen zeigte auf einen großen durchsichtigen Stein in der Kette. »Das ist mein Lieblingsstein, ein Bergkristall. Guck mal,wenn man durchschaut, sieht alles aus, als wäre man unter Wasser.«
Lou kniff ein Auge zusammen und guckte mit dem anderen durch den Bergkristall.
»Und welchen Stein hast du am liebsten?«
Lou schaute eine Weile angestrengt auf die Kette. »Den da und den da und den da«, sagte er. »Aber am allerliebsten den Tigerauge.«
»Ja, der sieht wirklich schön aus. Was ist denn deine Lieblingsfarbe?«
»Tigerauge«, sagte Lou. Frau Bruchhusen lachte.
»Tigerauge ist doch keine Farbe«, sagte Marina. Die Psychologin ging nicht darauf ein. Lou auch nicht.
»Ich habe gehört, du magst gern Roboter. Hast du auch einen Tigeraugen-Roboter?«
»Nein«, sagte Lou und grinste. »Meine Roboter sind rot, blau, silber oder weiß. Einer ist sogar gelb. Der ist ganz alt, aus Blech. Der läuft ohne Batterie, mit einem Schlüssel im Rücken. Mit dem Schlüssel muss man ihn aufdrehen.«
»Aufziehen«, verbesserte ihn Marina.
»Ich mag, wie er surrt.« Lou machte das Geräusch nach. »Aber er geht nur in eine Richtung. Das ist nicht so toll. R2-D2 ändert von selbst die Richtung, wenn er gegen die Wand läuft oder wenn ich ihm ein Auto vor die Füße lege, macht er einfach einen Weg drumrum.«
»Wer ist denn R2-D2?«, fragte Frau Bruchhusen.
»Das ist doch der Roboter aus Star Wars ! Der kleine, der nicht redet und nur lustige Geräusche macht.« Lou machte R2-D2 nach. »Kennst du den nicht?«
»Nein.«
»Soll ich mal holen?« Lou wartete die Antwort gar nicht ab und rannte schon los. Er düste durchs Wohnzimmer, an dem telefonierenden Herrn Werner vorbei und kam mit einem Arm voller Roboter wieder. Er führte sie alle vor. Auf der Terrasse surrte und schnurrte es von Robotern; manche konnten sogar sprechen.
Frau Bruchhusen durfte den gelben Blechroboter mit dem Schlüssel aufziehen.
»Der ist ja echt süß!«, sagte sie. »Woher hast du den?«
»Och, hab ich mal vom Nikolaus gekriegt.«
»Und den neuen Roboter, hast du den auch vom Nikolaus?«
»Nikolaus?« Lou grinste. Josi sah, wie er überlegte. Dann prustete er los. »Doch nicht vom Nikolaus!« Er schüttelte den Kopf. »Mitten im Sommer!« Er amüsierte sich wirklich sehr über diese Frage.
Josi dachte, jetzt stellt die Psychologin die entscheidende Frage, woher er ihn denn hätte, aber Frau Bruchhusen kam gar nicht zu Wort, weil Lou ihr erklärte, dass
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