L wie Love
Wie dieses Schuljahr begann …
Es war der Abend vor dem ersten Schultag. Mom kam in mein Zimmer und erwischte mich mit Ken im Bett. Ich knabberte gerade an seinem Hals, und er flüsterte mir Schmeicheleien ins Ohr, als die Tür aufging.
Ich versteckte ihn unter der Bettdecke, war aber nicht schnell genug.
Mom sah Ken in voller Pracht.
»Teresa«, sagte sie, »was hat die Barbiepuppe in deinem Bett verloren?«
Der wirkliche Grund
Ich hatte mir Ken geschnappt, weil ich ausprobieren wollte, wie es war, neben einem Jungen im Bett zu liegen. Falls ich einmal in eine solche Situation geraten sollte. Ich habe zwar keinen Freund und mit Sex will ich eigentlich auch noch warten … aber man weiß ja nie.
Deshalb hatte ich Ken aus der hintersten Schrankecke hervorgewühlt – und bei dieser Gelegenheit das süße Top gefunden,das ich schon seit Ewigkeiten vermisst hatte. Aber das konnte ich Mom unmöglich erzählen!
Der Grund für Mom
»Äh … ich habe mich so down gefühlt und ein bisschen Gesellschaft gebraucht.«
Ich setzte eine möglichst traurige, jammervolle Miene auf, die zum Teil sogar meine wahre Stimmung widerspiegelte. Ich fühlte mich tatsächlich ein wenig niedergeschlagen und das war überhaupt kein Wunder. Wie würde es euch gehen, wenn ihr tief in eurem Herzen wüsstet, dass euer Ken eigentlich scharf auf Barbie und ihre riesigen Plastikbrüste ist? Das hat er zwar nicht gesagt, aber ich bin mir da ziemlich sicher. Anscheinend ist das bei allen Jungen so. Ich meine, dass sie große Brüste mögen, wenn auch nicht unbedingt welche aus Plastik. Aber manchen Jungen ist sogar das egal.
Verwirrt? Willkommen in meinem Leben.
Letztes Jahr, in der 9. Klasse, wollte ich herausfinden, was Jungen an Mädchen mögen. Ich hatte behauptet, ich müsste ein Referat über Geschlechterrollen halten, und hatte meinen großen Bruder Hugo gefragt, welche Eigenschaften ihm wichtig seien.
»Köpfchen«, hatte er geantwortet, »eine, mit der ich über Politik, Religion und Enthaltsamkeit diskutieren kann.«
Und dann hatte er gegrinst und zwischen seinen Zähnen war Sahne hervorgequollen, weil er gerade einen Windbeutelgegessen hatte. Es hatte ausgesehen, als würde er aus dem Mund schäumen. Echt eklig. Ich frage mich ernsthaft, warum Mädchen sich für diese kindischen Schwachköpfe überhaupt interessieren.
»Ja«, hatte er hinzugefügt, »ich mag Frauen mit Köpfchen.«
»Frauen bestehen nicht nur aus Köpfchen!«, hatte ich entgegnet.
»Woher willst
du
das wissen? In Bezug auf Köpfchen bist du ein bisschen unterbelichtet.« Hugo hatte ein breites Lächeln aufgesetzt.
Okay, das hatte wehgetan.
»Bin ich froh, dass ich kein Junge bin. Ihr seid echte Blödiane!«
Das war eine ziemlich schwache Retourkutsche gewesen, aber etwas Besseres war mir in dem Moment nicht eingefallen. Jungen sind so was von dumm. Außer natürlich AAA – Absolut Atemberaubender Adam. Er geht in meine Parallelklasse und ist fantastisch. Also, ich habe zwar noch nie mit ihm gesprochen, aber er sieht fantastisch aus.
Problem
Mein Traummann weiß nicht, dass es mich gibt. Noch nicht.
Aber zurück zum Thema.
Mom stand in meinem Zimmer und sah mich an. »Teresa, mein Schatz, vielleicht willst du mit jemandem reden?«
Ich machte im Geist eine Liste, wer dieser
Jemand
sein könnte.
1. Dad – zu schwer von Begriff.
2. Dads Mutter, Großmama T – kann nicht mal das Wort »Liebe« aussprechen, ohne rot zu werden.
3. Moms Eltern, Nanna P oder Nannu P – viel zu alt.
4. Hugo – der taucht hier nur zum Spaß auf. Mit diesem Trottel würde ich niemals reden.
5. Sophia, meine große Schwester. Die interessiert sich zurzeit nur für ihre Hochzeit im Februar.
6. Pater Bernie – habe ich eine moralische Verfehlung begangen?
7. Biff – meine beste Freundin. Ah!
»Ich rede mit Biff«, sagte ich.
»Ich meine jemanden, der weiß, was du gerade durchmachst. Jemand, der dich durch dein Gefühlschaos führen kann. Die Pubertät ist eine schwierige Phase«, erwiderte Mom.
Achgodogod! (Merke: In dieser Schreibweise ist das keine Gotteslästerung.) Sie sprach von einem Seelenklempner! Seit Mom an der Volkshochschule einen Einführungskurs in Psychologie gemacht hatte, wartete sie darauf, dass einer aus der Familie Probleme bekam. Sie wollte endlich einen echten Therapeuten bei der Arbeit erleben. Und ich hatte ihr den perfekten Anlass geboten.
»Nein, Mom, ich bin okay. Mir geht es wirklich gut.« Ich grinste von einem Ohr zum anderen. Jemand,
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