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Luegenbeichte

Luegenbeichte

Titel: Luegenbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Doelling
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verlassen!«
    Herr Werner machte eine dramatische Pause. Jetzt drehte er seinen Kopf und erblickte sie. Josi stand mitten im Wohnzimmer und konnte keinen Schritt weitergehen, ihre Beine waren wie gelähmt. Papa wollte Marina also wegen dieser Studentin verlassen? Sie traute sich nicht, ihn anzusehen. Dann hörte sie ihren Namen.
    »Josefine!«
    Herr Werner hatte sie gerufen.
    »Wenn du schon hier bist, hätte ich da noch eine Frage an dich. Dazu muss ich dir was zeigen. Komm doch bitte auf die Terrasse, du bist ja beweglicher als ich.«
    Sie ging wie ein aufgezogener Spielzeugroboter an Marina vorbei, von der eine eisige Kälte ausstrahlte, obwohl das gar nicht möglich war, physikalisch jedenfalls nicht, aber Josi war, als bekäme sie Schüttelfrost.
    Thomas stand da, mit einer Zigarette zwischen den Fingern, ohne daran zu ziehen, völlig versteinert. Als sie auf die Terrasse kam, regte er sich, warf die halb gerauchte Zigarette auf den Boden und trat sie aus.»Was für ein Geschwätz!«, sagte er überraschend ruhig.
    Herr Werner war inzwischen aufgestanden, stützte sich mit einer Hand auf beide Krücken, wühlte mit der anderen Hand in seiner Mappe und zog ein Foto heraus.
    »Josefine, erkennst du die Frau darauf?«
    Auf dem Foto war eine lachende, posierende Frau zu sehen, mit tief ausgeschnittenem Top. Ihre Brüste waren zusammengedrückt und zu zwei Dritteln sichtbar, mindestens so groß wie Marinas. Die blonden Haare waren schulterlang und offen. In der Art, wie stolz sie ihre körperlichen Reize präsentierte, hatte sie durchaus Ähnlichkeit mit Marina – auch mit den blonden Haaren.
    »Ist das nun die junge Frau, der du Samstag den Regenmantel geliehen hast, oder nicht?«
    »Ja«, sagte Josi sofort. »Das ist sie.«
    »Keine Zweifel mehr?«
    Sie schüttelte den Kopf, schaute Thomas an. Er kniff die Augen zusammen, konnte ihrem Blick nicht standhalten. Hatte sie ihn jetzt verraten?
    Herr Werner blätterte in seinen Unterlagen und sagte, dass er gern noch einen Absatz vorlesen würde, Frau Sanders letzte Eintragung, die sie am Samstagnachmittag geschrieben hatte. Er wandte den Kopf zu Josi. Sie sah ihm schon an, was er wollte: »Du kannst jetzt wieder gehen«, sagte er.
    »Kommandieren Sie meine Tochter nicht so herum. Wir sind hier nicht bei der Volkspolizei!«, pfiff Thomas ihn an. Ein autoritärer Ton machte ihn immer wütend.Aber es war noch was anderes im Spiel. Angst. Josi merkte, dass er nicht wollte, dass Herr Werner den letzten Absatz vorlas, und hoffte, das vermeiden zu können, indem Josi blieb.
    Aber die Lust, den erfolgreichen Professor bloßzustellen, war wohl größer als seine Prinzipien. Herr Werner sah Thomas triumphierend in die Augen und las die letzte Eintragung aus Lilli Sanders Tagebuch vor: »Ich fass es nicht! Thomas hat mir eine SMS geschickt. Er will seine Frau nun doch nicht verlassen! Er will mich nicht mehr wiedersehen! Dieses feige Arschloch! Aber so leicht kommt er mir nicht davon. Mir nicht! Ich werde ihn zur Rede stellen, und zwar bei ihm zu Hause, vor seiner Frau.«
    Herr Werner schob die Blätter in seine Mappe zurück, steckte die Fotos wieder ein und fragte: »Nun, Herr Herzberg, was haben Sie dazu zu sagen?«
    »Nichts!«, brüllte Thomas ihn an.
    Herr Werner zuckte zusammen, klemmte sich die Mappe unter die Achsel und sagte ganz ruhig: »Unsere Experten sind noch dabei, Frau Sanders Handy auszulesen. Es hat leider in einer Pfütze gelegen und war vollkommen durchnässt. Es wird sich aber nur noch um Minuten handeln, bis wir die bereits erwähnte SMS haben.« Er legte den Kopf schräg. »Ich nehme an, Sie haben alles, was von Ihrem Handy an Frau Sander herausgegangen ist, gelöscht?«
    Thomas sagte nichts.
    »Wir hätten trotzdem gern Ihr Handy, Herr Herzberg. Und dass ich Sie jetzt nicht sofort festnehme, wegen dringendem Tatverdacht, liegt nur daran, dass unsnoch ein Detail fehlt. Also: Sie verlassen bitte weiterhin nicht die Stadt und stellen sich nach Bedarf jederzeit zur Verfügung!«
    Herr Werner verzog keine Miene, als er Thomas' Handy entgegennahm und es in seine ausgeleierte Strickjacke steckte. Dann machte er sich auf den Weg. Als er an Marina vorbeihinkte, rutschte ihm die Mappe aus der Achsel. Die Blätter und Fotos schlitterten über den Fußboden. Marina stand auf, zog ihr Kleid zurecht, stieg über die Blätter hinweg und stöckelte in den Flur. Josi hörte, wie sie sich ihre Handtasche schnappte, den Autoschlüssel vom Haken nahm, und dann knallte sie

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