Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luegenbeichte

Luegenbeichte

Titel: Luegenbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Doelling
Vom Netzwerk:
gehen jetzt zu Oma Ingrid«, sagte sie. Lou zog seinen Arm zurück.
    »Ich will aber nicht zu Oma Ingrid.« Er machte einen Schmollmund und vergrub den Kopf in Thomas' Halsgrube. Josi wusste, dass er nicht so gern bei Marinas Mutter war, weil er sich dort kaum bewegen konnte. Die Wohnung in Steglitz war zwar riesig, aber alles war hyperaufgeräumt und nicht nur sauber, sondern hygienisch rein.
    »Lou, komm! Wir gehen!«, drängte Marina noch mal, aber Lou schüttelte den Kopf, ohne sie dabei anzusehen.
    »Will bei Papa bleiben«, nuschelte er.
    »Geh du zu deiner Mutter«, Thomas klang müde, aber bestimmt. »Lou bleibt hier, in seinem gewohnten Umfeld, so, wie die Psychologin es gesagt hat.«
    »Aber …«
    »Ist schon gut, Marina. Geh du einfach«, sagte Thomas leise, aber bestimmt.
    »Ich kann auch noch bis morgen bleiben«, sagte Josi.
    »Au ja!«, rief Lou.
    Marina drehte sich auf den Absatz um und ging, ohne noch ein Wort zu sagen.
20:08
    Der Dienstagabend verlief leise, ruhig und friedlich. Es war ein bisschen so, wie ins Grüne zu fahren, nur mit Lou und Thomas. Sie bestellten Sushi und Pizza und aßen zusammen auf dem Sofa. Die Terrassentür stand offen und ein warmer Sommerwind wehte ab und zu herein. Alles hätte so schön sein können, wenn da nicht dieser Druck in Josis Brust wäre – die Sorge, dass ihr Vater etwas mit dem Tod von Lilli Sander zu tun hatte. Sie versuchte, sich da nicht weiter reinzusteigern, damit dieser kostbare Moment nicht zerstört wurde. Könnte sie das doch nur unbeschwert genießen, jetzt, wo Lou wieder da war! Aber die Wut, Angst und Enttäuschung lasteten auf ihr und schmerzten, besonders wenn sie Thomas mit diesen Sorgenfalten zwischen den Augenbrauen sah. Trauerte er um Lilli Sander? Oder um seine Familie? Was hatte sie ihm wirklich bedeutet? Was verheimlichte er? Da war doch noch was!
    Josi traute sich nicht, ihn zu fragen. Sie wollte nicht noch mal angelogen werden. Sie wollte eigentlich gar nichts mehr wissen. Hoffentlich fand die Polizei bald den wahren Mörder. – Und wenn es wirklich ihr Vater war?
    Lou flegelte sich zwischen Thomas und sie und war sehr anhänglich. Morgen wollte Frau Bruchhusen wieder vorbeikommen, um ein bisschen mit ihm zu spielen, diesmal allein. Josi hatte auch noch nichts weiter über den »alten Mann« erfahren können. Aber als sie jetzt alle zusammen auf dem Sofa saßen und fernsahen, sagte Lou plötzlich, dass der Roboter »von da gekommen« sei. Er zeigte auf die Terrassentür.
    »Dein neuer Roboter?«, fragte Thomas.
    Lou nickte.
    »Der ist zu dir gekommen? Hierher?«
    »Der ist gegen die Tür gerannt.« Er machte das Geräusch nach.
    »Und dann hast du die Tür aufgemacht?«
    Lou nickte. Das hatte er Josi ja auch schon erzählt.
    »Und dann?«
    Josi biss sich auf die Unterlippe und hielt die Luft an.
    »Und dann?«, fragte Thomas noch mal.
    Lou zog die Schultern hoch.
    »Hast du die Tür aufgemacht?«
    Lou nickte.
    »War der alte Mann da?«
    Lou zuckte die Schultern.
    »Wie sah der alte Mann denn aus?«, versuchte es Josi noch mal.
    »Der hatte überhaupt keine Haare mehr«, sagte Lou.
    »So wie Herr Dittfurth?«
    Lou guckte unter die Decke und grinste. »Nee«, sagte er. »Ganz anders. Aber er hatte eine glatte Glatze.«
23:11
    Josi hatte sofort, als Lou schlief, Herrn Werner angerufen. Er schien auch schon geschlafen zu haben, jedenfalls klang er genervt, dass er um diese Zeit noch gestört wurde.
    »Lou hat gesagt, der alte Mann, der ihn mit dem Spielzeugroboter dazu gebracht hat, die Terrassentür zu öffnen, hatte eine Glatze«, sagte Josi. »Aber HerrDittfurth war es nicht. Den kennt er ja. Da muss man nach einem anderen Mann fahnden.«
    »Erzähl du mir nicht, wonach ich fahnden muss, Mädchen«, brummte Herr Werner. »Ich bin seit fünfundzwanzig Jahren im Geschäft und weiß, wie ich meine Ermittlungen zu führen habe. Okay?«
    »Und was heißt das jetzt?«
    »Dass der Dittfurth noch immer kein wasserdichtes Alibi für die Tatzeit hat. Aber was erzähl ich dir das.«
    »Sie hatten ihn doch wegen Kindesentführung verdächtigt …«
    »Mädchen, hier geht es um Mord! Da muss ich jeder Spur nachgehen, und bis nicht das Gegenteil bewiesen ist, sind erst mal alle verdächtigt. Punkt.«
    »Aber mein Vater hat ein Alibi.«
    »So? Was denn für eins?«
    »Er war auf der Schaunmann-Party. Und Max hat nur auf meinem Balkon geraucht. Er war ganz sicher nicht unten an der Bushaltestelle.«
    »Das werden wir schon alles klären. Morgen komme

Weitere Kostenlose Bücher