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Luegnerin

Luegnerin

Titel: Luegnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justine Larbalestier
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zurückgegeben hat.
    Auf die Art kriegt er eine Menge Sachen.
    Jemand klopft an die Tür. Vermutlich Dad. Moms Mantel hing nicht neben der Tür.
    »Micah«, ruft Dad. »Micah! Alles okay mit dir?«
    Ich habe keine Ahnung, was ich ihm antworten soll.
    Zach ist tot.

NACHHER
    Die Oldies sind mehr denn je darauf aus, dass ich zu ihnen auf die Farm komme. Dad meint, sie machen sich Sorgen. Sie glauben, dass ich frische Luft brauche. Sie wollen, dass ich frei herumlaufen kann. Ich wünschte, Mom und Dad wüssten nichts von der Sache mit Zach.
    Die Oldies rufen ständig an, seit Zach verschwunden ist. Und das, obwohl sie noch nicht mal ein Telefon haben. Sie müssen den ganzen Weg bis zur Tankstelle fahren und
von dort anrufen. Großmutter hasst Telefone. Sie sagt, dass ihre Ohren davon jucken.
    Früher wollte sie immer nur mit Dad sprechen und machte es so kurz wie möglich. Gebellte Anrufe, hat Dad das immer genannt. Jetzt will sie nur mit mir sprechen.
    »Micah?«, sagt sie laut. Dann fängt sie an, mir zu erklären, was ich tun soll. Zu ihnen aufs Land fahren und einige Zeit bei meiner Familie verbringen. Ich verkneife mir den Hinweis, dass ich ja bereits bei meiner Familie bin. Mom und Dad sind hier bei mir.
    Sie sagt, es wäre das beste Heilmittel gegen ein gebrochenes Herz, zu ihnen rauszufahren, auf der Farm zu wohnen und im Wald herumzulaufen.
    Ich versuche, ihr zu erklären, dass ich kein gebrochenes Herz habe. Es schlägt immer weiter und das Blut pulsiert in meinem Körper; es schmerzt nur, wenn ich daran denke zu atmen.
    Aber Großmutter hört gar nicht zu. »Wer ein gebrochenes Herz hat, der verzehrt sich so lange, bis fast nichts mehr übrig ist, was man begraben könnte.«
    Ich schlucke. Zach wird auch begraben werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er da zwei Meter tief im Boden in einer Kiste liegt.
    »Du wärst hier viel glücklicher, Micah«, sagt sie. »Der Wald wird dir guttun.« Ich gehe in mein Zimmer mit dem Hörer am Ohr und mache die Tür hinter mir zu.
    »Ich hab doch den Central Park«, sage ich und halte das Telefon mit zwei Fingern und großem Druck fest. Ich lege es darauf an, dass es mir aus der Hand fliegt. Im Central Park hatten Zach und ich uns richtig kennengelernt. Das ist ein Ort, der uns gehört.

    »Der ist zu brav für dich, mein Liebling.«
    Ich hasse es, wenn sie mich so nennt. Es passt nicht zu ihrer sonstigen Sprache. Meine Großmutter ist nicht besonders liebevoll. Sie spricht im Befehlston und nicht mit schmeichelnden Worten. Außerdem war Zach alles andere als brav. Ebenso wenig wie der Central Park.
    »Du kannst hier bei uns noch so viel lernen. Du fehlst uns hier, Micah.«
    Ich sage gar nichts. Ich vermisse sie eigentlich nie. Ich vermisse Zach.
    »Ich wünschte, dein Onkel Hilliard wäre noch bei uns. Der würde es dir schon begreiflich machen.«
    Ich erinnere mich noch gut, wie wortkarg und ruppig Hilliard gewesen war. Leuten etwas begreiflich zu machen, war nicht gerade sein liebster Zeitvertreib gewesen.
    »Deine Tante will noch mal mit dir reden«, sagt sie. Ich höre Kratzen und Rauschen aus dem Telefon. Gedämpfte Stimmen. Ich stecke meine Nase in Zachs Pulli und atme ihn ein. Sein Geruch verfliegt langsam.
    »Micah?«, brüllt Großtante Dorothy ins Telefon. »Bist du dran?«
    »Ja.«
    »Wir wollen, dass du zu uns kommst. Du brauchst ja nicht so lang zu bleiben. Nur eine Woche oder so. Damit du mal aus dem ganzen Schlamassel rauskommst.«
    »Ich stecke in keinem Schlamassel«, sage ich und trete gegen meinen Schreibtisch. Das Metall scheppert.
    »Nun ja, das mag sein. Aber dein Vater meint, dass du mal eine kleine Auszeit brauchst. Es ist nicht so leicht, mit dem Tod fertig zu werden.Vor allem, wenn man noch so jung ist.«

    Ich seufze gut hörbar. »Und warum sollte es bei euch leichter für mich sein?«
    Zach ist und bleibt tot, ganz gleich, wo ich mich befinde.
    »Du weißt, dass es so ist, Micah.Wir sind hier oben einfach näher an der Natur. Die Natur heilt alle Wunden.« Das sagt Großtante Dorothy immer.
    Aber die Natur zerschlägt auch Sachen in tausend Stücke. Stürme zerstören, Winde blasen alles davon und alles verrottet.
    »Ich hab aber Schule.«
    »Du bist noch jung – das ist nicht so wichtig. Außerdem können wir dir beim Lernen helfen, wenn du das willst.«
    Ich bin immerhin schon Senior, im letzten Highschool-Jahr! Meine gesamte Zukunft entscheidet sich jetzt. Wie sollen mir zwei Frauen, die beide die Highschool geschmissen haben, beim

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