Lukas und die gestohlene Weihnacht
Menschen in seiner Zeit, die nicht aufhörten, an die Geschichten aus alter Zeit zu glauben, obwohl sie nicht wie Lukas jetzt sicher wissen konnten, dass es wahr ist. Immer mehr Menschen verloren ihren Glauben, weil moderne Leute Beweise brauchen, um zu glauben. Und nun, da Lukas sah, dass alles der Wahrheit entsprach, da bewunderte er die Menschen, die zweitausend Jahre nachdem sich dies ereignete, immer noch fest daran glaubten. Er dachte dabei besonders an seine Eltern, die ihren Glauben nie verloren hatten.
Der helle Stern am Nachthimmel wachte über die drei Reisenden. So kam es Lukas vor und er fühlte sich unter dem Weihnachtsstern und mit den drei Weisen aus dem Morgenland geborgen und sicher. Mit diesen Gedanken schlief er am Lagerfeuer ein.
Den nächsten Tag über marschierten sie stramm dem Stern hinterher, der sogar in der gleißenden Mittags- und Nachmittagssonne hell am Himmel zu sehen war. Caspar sagte, die Kamele sind nicht nur zum Reiten da, sie sollen vor allem die Zelte und das Gepäck tragen. Nur wenn sie selbst zu erschöpft waren, um weiter zu gehen, ritten sie darauf.
„Warum ist es so wichtig, dass Ihr Drei zum Kind Gottes reist und ihm huldigt? Was bringt Euch das, dabei zu sein?“, fragte Lukas.
„Die Welt muss von der Anku nft des Messias erfahren, Lukas“, antwortete Melchior. „Und wir drei entspringen drei Generationen: ein Junge, ein Erwachsener und ein alter Mann. Wenn wir zurück reisen, dann werden wir uns trennen. Und ein jeder von uns wird den Menschen von der Ankunft des Gottessohnes erzählen: Der Jugendliche den jungen Leuten, der Erwachsene den großen und der Greis den alten Menschen. Die Erwachsenen würden dem Jugendlichen nicht glauben und die Jugendlichen würden den Alten nicht glauben. So erreichen wir alle.“
Am Abend kamen sie zu einer Stadt. Der helle Stern stand über ihr und bewegte sich nicht weiter. Sie waren an ihrem Ziel angekommen, in Bethlehem. Hier wurde Jesus geboren, das wusste Lukas aus dem Religionsunterricht. Nein, hier wird Jesus geboren!
Sie gingen durch die leeren Straßen. Lukas sah Licht durch die Fenster scheinen, doch sah man keine Menschen hier draußen. Es war kalt und wie Lukas in der vergangenen Nacht gelernt hatte, waren die Tage hier immer sehr heiß, doch die Nächte in der Wüste bitterkalt.
Sie bogen in eine Straße ein, an deren Ende sie einen zum Weg hin offenen Stall sahen, in dem ein Licht brannte. Lukas bekam eine Gänsehaut und die Knie wurden ihm weich: Sie näherten sich dem Stall, in dem das Jesuskind in der Krippe lag. Sollte er nun tatsächlich das Christkind sehen, von dem in all den Weihnachtsliedern immer gesungen wurde, an das er aber nie so wirklich geglaubt hatte? Sie kamen dem Stall immer näher, keiner seiner Begleiter sprach ein Wort, und die Stille wurde nur durch die gemächlichen Schritte der Tiere unterbrochen, die klangen dumpf und leise auf dem sandigen Boden der Straßen Bethlehems. Lukas spürte eine feierliche Stimmung, wie er sie an sich selbst noch nie erlebt hatte.
Je näher sie dem Stall kamen, desto mehr konnte er erkennen. Da sah er zwei Menschen um eine Futterkrippe stehen, eine Frau und einen Mann. Schon komisch, dachte Lukas, da liegt Jesus in einer Futterkrippe für Tiere, weil keine Menschenseele Mitleid mit der schwangeren Maria hatte und das Paar aufnahm. Der Sohn Gottes in einem Stall!
Lukas dachte daran, wie er in seiner Zeit geglaubt hatte, dass alle Menschen nur an sich selbst dachten. Ihm fiel Rebekka ein und wie sie seit einiger Zeit immer gesagt hatte, dass Weihnachten verlogen wäre, weil die Menschen nur ans Schenken dachten und nicht an das eigentlich Wichtige. Und was war das eigentlich Wichtige?
Lukas musste nicht lange nachdenken, was wichtig war: die Menschen. Es sind zwei Weihnachtsbotschaften, dachte Lukas. Die eine ist der Glaube an Gott und dass wir Menschen nicht alleine sind. Das wird dieses kleine Baby da in der Krippe einmal den Menschen erzählen, wenn es groß und erwachsen ist. Aber die andere Weihnachtsbotschaft geht nicht von Jesus aus, sondern von uns Menschen selbst und an uns Menschen gerichtet: Die Fähigkeit, füreinander da zu sein! Nur eine Familie hier in Bethlehem war dazu bereit, Maria und Joseph eine Unterkunft zu geben, damit das Kind zur Welt kommen kann. Sie wissen nicht, wer dieses Kind ist. Für sie ist es einfach irgendein Paar, die irgendein Kind zur Welt bringen werden. Sie können keinen Nutzen daraus ziehen. Und doch helfen
Weitere Kostenlose Bücher