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Lulu

Lulu

Titel: Lulu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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Goldstück!
    LULU
    Sie können es mir später geben; aber zeigen Sie es mir.
    KUNGU POTI
    Ich nie bezahlen vorher.
    LULU
    Aber zeigen können Sie es mir doch!
    KUNGU POTI
    Nicht verstehen! Nicht verstehen! – Komm Ragapsischimulara! (Lulu um die Taille fassend.) Komm!
    LULU (wehrt sich aus Leibeskräften)
    Lassen Sie mich los! Lassen Sie mich los!
    ALWA
    (hat sich mühsam vom Lager aufgerafft, schleicht von hinten an Kungu Poti heran und reißt ihn am Rockkragen zurück).
    KUNGU POTI (wendet sich rasch nach Alwa um)
    Oh! Oh! Hier ist Mörderhöhle! – Komm, Freund, will dir geben Schlafmittel! (Er schlägt ihn mit einem Totschläger über den Kopf, worauf Alwa stöhnend zusammenbricht.) Hier hast du Schlafmittel! Hier hast du Opium! – Schöne Träume kommen! Schöne Träume! (Darauf gibt er Lulu einen Kuss, auf Alwa zeigend.) Träumt von dir, Ragapsischimulara! – Schöne Träume! – (Zur Tür eilend.) Hier ist Türe! (Ab.)
    LULU
     – – Ich werde doch nicht hierbleiben?! – – Wer hält es denn jetzt hier noch aus! – – Lieber hinunter auf die Straße! – (Ab.)
    (Schigolch kommt aus seinem Verschlag.)
    SCHIGOLCH (über Alwa gebeugt)
     – – Blut! – Alwa! – – Man muss ihn beiseite schaffen. – Hopp! – Sonst nehmen unsere Bekannten Anstoß an ihm. Alwa! Alwa! – Wer da nicht mit sich im Klaren ist –! – Entweder oder; sonst wird’s leicht zu spät! – – Ich will ihm Beine machen. (Er zündet ein Streichholz an und steckt es ihm unter den Kragen. Da sich Alwa nicht regt.) Er will seine Ruhe haben. – Aber hier wird nicht geschlafen. (Er schleift ihn am Genick in Lulus Kammer. Darauf versucht er die Lampe hinaufzuschrauben.) Für mich wird es nun auch bald Zeit, sonst kriegt man unten im Lokal keinen Weihnachtspudding mehr. Weiß Gott, wann die von ihrer Vergnügungstour zurückkommen. – (Lulus Bild ins Auge fassend.) Die versteht die Sache nicht. Die kann von der Liebe nicht leben, weil ihr Leben die Liebe ist. – Da kommt sie! Ich werde ihr mal ins Gewissen reden …
    (Die Tür geht auf, und die Gräfin Geschwitz tritt ein.)
    SCHIGOLCH
    Wenn Sie Nachtquartier bei uns nehmen wollen, dann geben Sie bitte ein wenig acht, dass hier nichts gestohlen wird.
    DIE GESCHWITZ
    Wie dunkel es hier ist!
    SCHIGOLCH
    Es wird noch viel dunkler. – Der Herr Doktor haben sich schon zur Ruhe gelegt.
    DIE GESCHWITZ
    Sie schickt mich voraus.
    SCHIGOLCH
    Das ist vernünftig. – Wenn jemand nach mir fragt, ich sitze unten im Lokal. – (Ab.)
    DIE GESCHWITZ (allein)
    Ich will mich neben die Tür setzen. Ich will alles mit ansehen und nicht mit der Wimper zucken. (Sie setzt sich auf den Strohsessel neben die Tür.)  – Die Menschen kennen sich nicht – sie wissen nicht, wie sie sind. Nur wer selber kein Mensch ist, der kennt sie. Jedes Wort, das sie sagen, ist unwahr, erlogen. Das wissen sie nicht, denn sie sind heute so und morgen so, je nachdem ob sie gegessen, getrunken und geliebt haben oder nicht. Nur der Körper bleibt auf einige Zeit, was er ist, und nur die Kinder haben Vernunft. Die Großen sind wie die Tiere; keines weiß, was es tut. Wenn sie am glücklichsten sind, dann jammern sie, dann stöhnen sie, und im tiefsten Elend freuen sie sich jedes winzigen Happens. Es ist sonderbar, wie der Hunger den Menschen die Kraft zum Unglück nimmt. Wenn sie sich aber gesättigt haben, dann machen sie sich die Welt zur Folterkammer, dann werfen sie ihr Leben für die Befriedigung einer Laune weg. – Ob es wohl einmal Menschen gegeben hat, die durch Liebe glücklich geworden sind? Was ist denn ihr Glück anders, als dass sie besser schlafen und alles vergessen können? – Herr Gott, ich danke dir, dass du mich nicht geschaffen hast wie diese. – Ich bin nicht Mensch; mein Leib hat nichts gemeines mit Menschenleibern. Habe ich eine Menschenseele? Zerquälte Menschen tragen ein kleines enges Herz in sich; ich aber weiß, dass es nicht mein Verdienst ist, wenn ich alles hingebe, alles opfre …
    (Lulu öffnet die Tür und lässt DOKTOR HILTI eintreten. Die Geschwitz bleibt, ohne von beiden bemerkt zu werden, regungslos neben der Tür sitzen.)
    LULU (munter)
    Komm nur herein! Komm! – Du bleibst bei mir die Nacht?
    DR. HILTI
    Abär iach habä niacht mähr, dän fühnf Schielingä bei miar; iach nämma nia mähr miet, wän iach ausgähä.
    LULU
    Das ist genug, weil du es bist! Du hast so treue Augen! – Komm, gib mir einen Kuss!
    DR. HILTI
    Hiemäl, Härgoht,

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