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Lumpenloretta

Lumpenloretta

Titel: Lumpenloretta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Nöstlinger
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geglaubt, der Locke-Opa meint bloß, seine Mutter und die Locke-Mutter hätten der Loretta helfen sollen. Aber da hat er sich leider geirrt!
    Kaum ist der Locke-Opa weg gewesen, hat die Loretta das Geschirrtuch weggelegt und gesagt: „Mir reicht es, Glatze. Das dreckige Geschirr rennt ja nicht davon, und das gewaschene trocknet von selber, ich geh wieder rüber zu Locke. Kommst mit?“
    Die Topfkratzerei hätte Glatze auch gereicht. Aber wieder zu Locke rüber hat er nicht wollen. Weil er durchs Küchenfenster gesehen hat, dass Locke und die Locke-Mutter auf der Terrasse den Tisch fürs Nachtmahl decken. Ohne eingeladen zu sein taucht man bei den Nachbarn zur Essenszeit nicht auf! Und das hat Glatze der Loretta auch gesagt, aber sie hat einfach erklärt, dass sie Hunger hat und außer uraltem Knäckebrot nichts mehr im Haus ist. Und Locke und der Opa sicher nichts dagegen haben, wenn sie rüberkommt und mitisst.
    Sie ist durchs Küchenfenster in den Garten raus und zu Locke rüber. Glatze hat sie fragen gehört: „Kann ich auch was raustragen?“
    Glatze hat noch zwei Töpfe halbwegs sauber geschrubbt, dann ist er auch durchs Küchenfenster raus und heim. Bevor er ins Haus rein ist, hat er zur Terrasse von Locke rübergeschaut. Die Loretta hat gerade eine große Schüssel voll Salat zum Tisch getragen, und Locke ist mit einem zusätzlichen Klappsessel hinter ihr hergekommen. Da hat Glatze sehr erleichtert aufgeatmet. Weil er Angst gehabt hatte, dass die Locke-Mutter die Loretta heimschicken wird. Und er hat nicht gewusst, wie er sie dann hätte trösten und ihr etwas zu essen verschaffen sollen.
    Bitteren Bemerkungen seiner Mutter ist Glatze an diesem Abend auch entgangen. Eine ihrer Freundinnen samt Ehemann ist zu Besuch gewesen, und die Glatze-Mutter spielt, wenn Besuch da ist, gern auf „heile Familie“. Wie der Besuch dann weg gewesen ist, hat sie mit dem Glatze-Vater geschimpft, weil der angeblich viel zu „mundfaul“ gewesen ist und mit ihrer Freundin und dem Ehemann zu wenig geredet hat. Und Glatze hat sich in sein Zimmer verdrückt und ferngeschaut.

AM MONTAG HAT GLATZE NACH dem Frühstück heimlich sein Sparbuch eingesteckt und ist ins Einkaufszentrum geradelt. Auf dem Weg dorthin ist der alte Opel von Lockes Opa an ihm vorbeigefahren, und Glatze hat ihm freundlich hinterhergewinkt.
    Im Einkaufszentrum ist Glatze zuerst in die Bank rein und hat fünfzig Euro vom Sparbuch abgehoben. Dann ist er in den Supermarkt und hat eingekauft. Orangensaft und Schinken, Käse und Milch, Butter und Semmeln, Kekse und Schokolade, Birnen und Weintrauben. Mit zwei prallen Tragetaschen ist er in die Siedlung zurückgeradelt, hat sein Fahrrad vor dem 19er-Haus, neben Zeckes altem Fahrrad abgestellt und an der Haustür geklingelt. Ewig lang hat er geklingelt. Schließlich ist er ums Haus rum, hat die Tragetaschen aufs Fensterbrett vom offenen Küchenfenster gestellt, ist wieder auf die Straße raus und zur Haustür von Locke. Ist ja naheliegend gewesen, dass die Loretta nur bei Locke sein kann, wenn sie nicht daheim ist.
    Das Fenster über der Haustür ist gekippt gewesen, dahinter hat jemand gelacht. Glatze ist sich sicher gewesen, dass da die Loretta lacht, für Lockes Stimme hat das Lachen zu hoch und kichernd geklungen, Locke lacht tief und glucksend.
    Glatze hat sich nach einem Kieselstein gebückt, um ihn zum gekippten Fenster raufzuwerfen. Ist ihm besser vorgekommen, als an der Tür zu klingeln. Gerade als er den Kieselstein werfen hat wollen, ist die Haustür aufgegangen, Locke ist rausgekommen, hat die Tür hinter sich zugezogen und gesagt: „Ich brauch eine kurze Erholung!“
    „Wovon musst dich erholen?“ Glatze hat den Kieselstein fallen lassen. Locke hat sich auf die Stufe vor der Haustür gehockt und zum gekippten Fenster raufgedeutet. „Die Nachbarin hängt seit gestern wie eine Klette an mir.“
    „Wieso seit gestern?“ Glatze hat sich die Haarstoppel gerubbelt. Tut er oft, wenn er etwas nicht recht sortieren kann.
    Locke hat geseufzt. „Sie hat auf meinem Gästebett geschlafen und bis nach Mitternacht vom Zirkus gequatscht. Jetzt probiert sie meine Klamotten durch. Und meine Mama tigert durchs Haus und verlangt von mir, dass ich die Lumpen-Loretta heimschicke.“
    „Die Lumpen-Loretta?“ Glatze hat Locke entsetzt angestarrt, und Locke hat mit den Schultern gezuckt und gesagt: „So nennen sie unsere Mamas, das hat deine gnä’ Frau erfunden.“
    „Arschgeigen, blöde!“ Glatze hat sich wieder

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