Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lumpenloretta

Lumpenloretta

Titel: Lumpenloretta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Nöstlinger
Vom Netzwerk:
Glatze hat zum Locke-Haus hingelinst und drauf gewartet, dass der Locke-Opa und die Loretta mit dem Werkzeugkasten rauskommen. Sind sie aber nicht.
    „Ich hab acht Tage lang mit keinem Menschen geredet, der jünger als vierzig ist, das ist nicht gerade prickelnd“, hat Locke gesagt. Und dann hat sie zum Haus hingedeutet und gesagt: „Die zwei sind vorn raus!“
    Glatze ist sich ertappt vorgekommen. Er ist von der Armlehne auf die Bank runtergerutscht. „Wie findest du sie?“, hat er gefragt.
    „Ein bisschen sehr anhänglich.“ Locke hat mit den Schultern gezuckt. „Und durcheinander, irgendwie.“
    Dann ist der Locke-Opa beim Küchenfenster vom 19er-Haus aufgetaucht und hat zu Locke und Glatze rübergerufen: „Ihr könntet uns helfen!“ Glatze ist aufgesprungen und über die Ribiseln drüber zum Küchenfenster gewieselt. Locke hat ihm nachgeschaut. Einen komischen Blick hat sie draufgehabt. Ungefähr so wie jemand, der auf einem Bahnsteig steht und dem Zug hinterherschaut, in dem einer sitzt, den er vermissen wird. Glatze ist übers Fensterbrett in die Küche rein und hat gefragt: „Was soll ich tun?“
    „Den ganzen Dreck wegmachen!“, hat der Locke-Opa gesagt und hat sich vor die Abwasch gekniet und schnaufend versucht, den Siphon aufzuschrauben. „Die Loretta nimmt sich das Badezimmer vor.“
    Glatze hat sich ratlos umgeschaut. Ein kleiner Mülleimer ist zwar in der Küche gestanden, aber der war randvoll. „Wo soll ich den Dreck denn hintun?“, hat er gefragt.
    „Das ist alles Restmüll!“ Der Glatze-Opa hatte den Siphon aufgeschraubt, stinkig graues Wasser mit Brocken drin ist in den Plastikkübel geplatscht, den er unter die Abwasch gestellt hatte. „Da graust ja einer Sau!“, hat der Locke-Opa gemurmelt und den Kopf geschüttelt. Dann hat er den Siphon wieder zugeschraubt und Glatze den vollen Plastikkübel hingeschoben. „Leer den Murrer aus!“
    „Wo soll denn das hin?“ Glatze hat entsetzt auf das Grauszeug im Kübel gestarrt.
    „Na, ins Klo! Wohin denn sonst?“ Der Locke-Opa hat sich seufzend hochgerappelt und seine Knie gerieben. „Ich bin ja wirklich kein Pedant, aber dass man so leben kann?“
    Glatze ist mit dem Kübel aufs Klo gegangen. Sehr sauber ist es dort auch nicht gewesen. Und wie er den schweren Kübel ausgeleert hat, hat er das Klo noch mehr verdreckt, weil allerhand von dem Grauszeug neben die Klomuschel geschwappt ist. Klopapier, um die Spritzer und die Pfützen aufzuwischen, ist keines im Klo gewesen. So ist Glatze ins Badezimmer zur Loretta und hat sie nach einem Fetzen zum Aufwischen gefragt. Die Loretta hat auf ein dreckiges Handtuch gedeutet, das an einem Haken neben der Waschmuschel gehängt ist. Einen richtigen Wisch-Fetzen, hat sie gesagt, gibt es da nicht.
    Im Badezimmer hat es gestunken, obwohl das Fenster offen gestanden ist. Der Gestank ist aus einem Eimer voll gebrauchter Pampers gekommen, auf denen ein paar dicke Brummfliegen rumgekrabbelt sind. Die Loretta ist bei der halbvollen Badewanne gestanden, hat klatschnasse Wäschestücke rausgeholt und ausgewrungen. „Die haben wir eingeweicht“, hat sie Glatze erklärt. „Das tut man vor dem Waschen, da muss man dann nimmer so viel rubbeln.“ Sie hat die Wäsche-Würste auf einem Stockerl gestapelt. „Aber der Zopferl bringt eh eine Waschmaschine mit, wenn er kommt, drum haben wir nicht mehr gewaschen.“
    „Aha!“, hat Glatze gesagt und ist mit dem Handtuch aufs Klo, hat den Fliesenboden aufgewischt, dann ist er in die Küche zurück, hat den vollen Mülleimer geschnappt und ist mit ihm zu den zwei Mülltonnen im Vorgarten.
    Fünfmal ist Glatze mit einem vollen Mülleimer zu den Tonnen, bis der ganze Dreck aus der Küche weg gewesen ist. Ziemlich sicher ist er sich gewesen, dass ihn seine Mutter dabei aus dem Küchenfenster beobachtet. Der Locke-Opa hat den Durchlauferhitzer inspiziert und Glatze erklärt, dass der zwar alt, aber noch in Ordnung sei, da sei bloß das Zündflammerl ausgegangen, weil es verrußt gewesen sei. Er hat es mit seinem Feuerzeug angemacht. Und dann hat Glatze zum ersten Mal in seinem Leben Geschirr abgewaschen, was bei dem verkrusteten, verpappten Zeug eine echte Schwerarbeit gewesen ist. Die Loretta hat das Geschirr abgetrocknet, und der Locke-Opa hat sein Werkzeug zusammengepackt. Bevor er gegangen ist, hat er gemurmelt: „Die Pappen können sich die blöden Weiber zerreißen, aber dass sie etwas tun täten, fallt ihnen gar nicht ein.“
    Glatze hat es gehört und

Weitere Kostenlose Bücher