Lumpenloretta
einen Meter lang!“ Was natürlich der totale Unsinn gewesen ist. In unserem Badeteich gibt es nicht einmal goldfischgroße Fische, bloß kaum daumenlange, die komischerweise so durchsichtig sind, dass man die Gräten sieht. Aber Glatze hat nicht widersprochen. Er ist noch einen Schritt weiter ins Wasser hinein, und da ist unter seinen Füßen kein Boden mehr gewesen. Ist ihm also nichts anderes übrig geblieben, als zu schwimmen.
„Jetzt wirst du getümpelt!“, hat die Loretta gerufen, wie sie bei Glatze gewesen ist.
Sie hat Glatze an den Schultern gepackt und unter das Wasser zu drücken versucht. Glatze hat sich wassertretend dagegen gewehrt, und die Loretta hat einsehen müssen, dass er viel kräftiger ist als sie. Lachend hat sie die Arme um seinen Hals gelegt und geschnurrt: „He, Glatze, du bist ja so stark wie ein Nilpferd!“
Da hat Glatze das Wasser nicht mehr scheißkalt gefunden. Er hat sich auf den Rücken gelegt, wodurch die Loretta auf seinem Bauch zu liegen gekommen ist, und hat versucht, sich mit den Armen und Füßen wachelnd über Wasser zu halten. Ist ihm aber nicht gelungen. Untergegangen ist er und die Loretta mit ihm, weil sie seinen Hals nicht losgelassen hat.
Unter Wasser zu sein ist Glatzes Sache nicht. Er hat jede Menge Wasser geschluckt, um sich geschlagen und versucht, die Arme vom Hals wegzukriegen, aber die Loretta hat nicht kapiert, dass das für Glatze kein Spaß ist und hat immer wieder nach seinem Hals gegrapscht. Dann ist es Glatze gelungen, sich zu befreien und den Kopf über Wasser zu kriegen. Hustend und spuckend ist er dem Ufer zugeschwommen, bis er Boden unter den Füßen gespürt hat.
Und die Loretta hat immer noch nicht kapiert, was mit Glatze los ist. Sie ist zu ihm gekrault, hat „Hoppauf “ gerufen und ist ihm auf den Rücken geklettert. Die Beine hat sie um seine Taille geklammert. Glatze ist schwankend aus dem Wasser gewankt, die Loretta hat „Pferdchen, schneller, Pferdchen hopp“ gebrüllt und mit hochgereckten Armen rumgewachelt. Glatze hat Mühe gehabt, das Gleichgewicht zu halten. Bis zum Badetuch hat er die Loretta geschleppt, dort ist er zu Boden gegangen, und die Loretta hat ihn endlich losgelassen und ist lachend ins Gras geplumpst. Und Glatze hat schnaufend gesehen, dass Zecke und Zahn nicht mehr zu zweit auf dem Badetuch hocken, sondern zwischen ihnen Locke sitzt.
„Hallo, Glatze, hallo, Frau Nachbarin!“, hat Locke gesagt. Und, in Richtung Loretta, erklärend hinzugefügt: „Ich wohne nämlich auf der anderen Seite von euch!“
Die Loretta hat sich aufgerichtet und Locke angestarrt. Kugelrund. Und dann hat sie gesagt: „Du bist sehr schön!“
Zecke und Zahn haben ziemlich irritiert geschaut, Glatze ist vollauf mit Verschnaufen beschäftigt gewesen, und Locke hat perplex „Danke schön!“ gemurmelt.
„Und dein Bikini ist auch sehr schön!“, hat die Loretta gesagt und sich den waschelnassen Schal über der Brust zurecht-gezupft.
Die Loretta hat wieder „Danke schön“ gemurmelt, dann hat sie in ihrer Badetasche herumgekramt, einen Bikini rausgeholt und der Loretta zugeworfen. „Den hab ich zum Wechseln mitgenommen“, hat sie gesagt. „Kannst ihn haben!“
„Echt und ehrlich? Den borgst mir?“ Die Loretta hat gewartet, bis Locke genickt hat, dann hat sie sich den Bikini angezogen. Ohne sich viel darum zu scheren, dass ihr nicht nur Zecke, Zahn, Glatze und Locke, sondern mindestens fünfzig Kinder und ein paar Erwachsene dabei zusehen.
Gleich einweihen hat sie den Bikini wollen. Zecke, Zahn und Glatze haben den Kopf geschüttelt.
„Die drei sind wasserscheu!“ Locke ist aufgestanden und mit der Loretta zum Wasser gelaufen.
Zahn hat den beiden nachgeschaut und gesagt: „Glatze, ich fürchte, deine Nachbarsbraut hat sich auf den ersten Blick in Locke verliebt!“
Ewig lang sind Locke und die Loretta im Wasser geblieben. Zecke hat bäuchlings vor sich hin gedöst, Zahn und Glatze haben Karten gespielt. Zweier-Schnapsen. Zahn hat dauernd gewonnen. Nach dem zehnten Bummerl hat Glatze genug gehabt.
Und Zecke hat gesagt: „Meine Herren, ich hungere! Ich habe Nachholbedarf, nach den zwei Hungerwochen.“
Zahn hat vorgeschlagen, dass einer von ihnen heimradeln und eine Ladung Futter holen soll.
„Und wer ist dieser eine?“, hat Zecke gefragt.
„Immer der, der fragt!“, hat Zahn gesagt und Zecke erklärt, dass man leider Glatze nicht um Futter schicken kann, weil bei dem daheim garantiert nichts Gutes, bloß Gesundes zu
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