Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
wollen, aber das war nicht möglich. Alle mussten sehen, wo und ob es einen freien Platz gab, nachdem die Angehörigen die ersten Bankreihen eingenommen hatten. Ein paar Polizisten in Uniform waren behilflich, die Ströme der Fahrzeuge und Neugierigen zu kanalisieren. Sie stellten für die Fahrzeuge von Claessons eigener Einheit eine zusätzliche Verstärkung dar. Die Presse und sogar das Lokalfernsehen waren ebenfalls erschienen. Alles verlief ruhig. Es gab kein Gedränge, niemand kam im letzten Augenblick.
Louise hatte ganz hinten in der Kapelle Platz genommen. Die Waldkapelle war ein modernes Gebäude aus den frühen sechziger Jahren aus gelbem Backstein, das sich den Konturen der Landschaft anpasste. Ein großes Portal wurde bei Erdbestattungen verwendet, ein schmaleres, wenn wie jetzt der Sarg anschließend ins Krematorium gebracht wurde. Die Urne würde erst sehr viel später beigesetzt werden.
Die Trauerfeier sollte im großen Saal stattfinden. Er hatte einen Seiteneingang, der aber nur vom Personal benützt wurde, hatten sie sich sagen lassen. Von Pfarrern, dem Geistlichen, der den Trauerakt durchführte, Bestattern und Friedhofsangestellten.
Claesson betrachtete die Trauergäste. Vermutlich hatte sich Olsson, obwohl er zu den Honoratioren der Stadt gehört hatte, nie träumen lassen, unter so aufsehenerregenden Umständen unter die Erde zu kommen. Wie ein Promibegräbnis. Viele wollten natürlich Abschied nehmen und der Witwe und der Familie ihr Beileid aussprechen.
Larsson hatte den zivilen Wagen mit Özen und Bank so optimal wie möglich geparkt, ohne dass sie Aufmerksamkeit weckten und die Rhododendronbüsche ihnen die Sicht versperrten. Claesson und Jasinski, die einen klassischen schwarzen Hosenanzug trug, würden die ganze Zeit in der Nähe der Kapelle bleiben, das war so vereinbart. Alle hatten Funkgeräte mit Knopf im Ohr.
Özen hatte sich bereits gemeldet und gejammert.
»Falls Ilyas den Verdächtigen wirklich in dieser Menschenmenge wiedererkennt, grenzt das an ein Wunder«, sagte er.
»Wir ziehen das jetzt durch«, erwiderte Claesson verbissen und so unauffällig wie möglich. Er hatte sich das Mikro ans Revers geklemmt.
»Okay.«
Zu allem Überfluss hatten etliche Trauergäste Regenschirme aufgespannt.
Louise hatte zwei Plätze ganz hinten in der Kapelle am Gang freigehalten, damit sie unbehindert kommen und gehen konnten.
Claesson trug sein dunkelgraues Sakko, ein weißes Hemd und eine graue Hose mit Bügelfalten, die er nur ungefähr jedes dritte Jahr anhatte und dann immer bei Beerdigungen. Darüber trug er eine dunkelgrüne Gore-Tex-Jacke, die bereits so viel mitgemacht hatte, dass sie die Feuchtigkeit durchließ.
Louise und er waren so rechtzeitig da, dass sie den Geistlichen hatten begrüßen können, dem Claesson bereits früher beruflich begegnet war. Ein bescheidener Mann, der jetzt über ihre hoffentlich unauffällige Anwesenheit unterrichtet war.
Plötzlich lärmte es in Claessons Ohr. »Er glaubt, das Objekt gesehen zu haben«, sagte Özen aufgeregt.
Verdammt!, dachte Claesson. »Verstanden«, antwortete er. Er wusste, dass alle dieselbe Information erhalten hatten. »Wo?«
»Er geht jetzt auf die Kapelle zu.«
»Danke.«
Claesson blieb sitzen, aber reckte seinen Hals, um alle zu mustern, die die Kapelle betraten. Der Nieselregen hatte nachgelassen. Die Gesichter waren nass, die Kleider ebenfalls, immer mehr Eintretende machten ihre Regenschirme zu. Manchmal klappt alles, dachte Claesson.
Er glaubte, dass er unter den anderen dunkel gekleideten Trauergästen nicht weiter auffallen würde. Louise sollte in der Kapelle warten, bis sie andere Anweisungen erhielt.
Grüppchen dunkel gekleideter Leute kamen in einem steten Strom den asphaltierten Weg entlang. Einige kannte Claesson und nickte ihnen zu. Natürlich war ihnen klar, warum er an der Beerdigung teilnahm. Dass Olssons Mörder noch nicht gefasst war, wussten alle.
Da sah er ihn.
Magnus Öberg ging langsam und mit gesenktem Kopf, den Blick zu Boden gerichtet, seine Frau an seiner Seite.
Zweifellos war er es, stellte Claesson fest. Ihm kam Öberg jedoch größer vor, als er ihn aus Istanbul in Erinnerung hatte und als die in seinem Pass angegebenen 183 cm. Das konnte auch daran liegen, dass er abgemagert war. Sein Markenjackett schlotterte, auch die Anzughosen waren zu weit. Die schwarzen Schnürschuhe waren blank gewienert.
Claesson wandte den Blick vom Ehepaar Öberg ab, behielt sie aber im Auge. Ihm fiel
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