Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)
Gestalt ihres Mannes so übel
mitgespielt hatte.
„Hatten Sie vielleicht mal, nun
ja, eine Liebesbeziehung zu ihm?“, fragte er vorsichtig.
„Eine Liebesbeziehung? Ich? Zu
Raffael?“ Sie ließ nun ein so glockenhelles Lachen vernehmen, dass Büttner
verwirrt zu ihr hinüber blickte. „Aber nein“, fuhr sie wenig später fort, „so
etwas geziemt sich doch nicht. Nein. Natürlich wollten wir warten, bis wir
verheiratet waren.“
Büttner schluckte. „Raffael
Winter hat Ihnen gesagt, dass er Sie heiraten will?“
„Nein. Aber ich weiß, dass er es
mich bald gefragt hätte. Er hat mich immer so angesehen, so, so ...“
„Verliebt?“, half Büttner ihr auf
die Sprünge.
„Ja, genau, verliebt. Verliebt
hat er geguckt.“ Sie sah Büttner anerkennend an. Soviel Geistesgegenwart hatte
sie ihm offensichtlich nicht zugetraut.
„Und an diesem Nachmittag, als er
starb, hat er Sie da auch so angesehen?“
„Aber ja. Er hat mich immer so
angesehen.“
„Waren Sie deswegen zu ihm gegangen?“
„Nein. Ich wollte ihn vor meinem
Mann warnen.“ Bei diesen Worten war ihr Lächeln plötzlich verschwunden und ein
dunkler Schatten legte sich auf ihr Gesicht.
„Ihr Mann hatte an diesem Mittag
gedroht, Raffael Winter zur Rede zu stellen, weil er sich an Magdalena ... ähm,
weil er Magdalena ein wenig zu nahe gekommen war.“
„Dieses Kind!“ Wieder lachte
Gundula Fehnkamp hell auf. „Sie glaubte tatsächlich, dass Raffael sie liebte!
Aber so ist das, wenn man jung ist, nicht wahr?“
„Und was passierte dann, als Sie
bei ihm waren?“
„Er nahm meine Hand. Es fühlte
sich so gut an.“ Ein seliges Lächeln umspielte ihren Mund.
„Und dann?“
„Er hat gesagt, dass er auf
Magdalena wartete. Und da habe ich gesagt, dass das nicht sein könne, da sie an
diesem Tag keinen Unterricht habe.“ Ihr Gesicht verdunkelte sich wieder. „Und
dann hat er gesagt, dass, dass ...“
„Dass er und Magdalena ein Paar
seien?“
Gundula Fehnkamp nickte und
schlug die Hände vors Gesicht. Von einem Moment auf den anderen wurde sie
erneut von einem Weinkrampf geschüttelt.
„Und was haben Sie dann
gemacht?“, fragte Büttner leise.
„Ich hab ihm gesagt, dass das
nicht sein könne, weil, weil ... aber er wollte doch mich heiraten!“ Die
letzten Worte schrie sie förmlich heraus.
Büttner nahm ihre Hand und
drückte sie. „Und dann haben Sie rot gesehen und ihn mit der kleinen Skulptur
erschlagen?“
Gundula Fehnkamp nickte stumm.
38
„Was geschieht nun mit meiner
Mutter?“
„Das hängt jetzt vom Gutachten
ab. Wenn sie für schuldfähig erklärt wird, wird sie ins Gefängnis müssen.
Ansonsten kommt sie in eine psychiatrische Anstalt, nehme ich an.“
Magdalena stand auf und sah aus
dem Fenster hinaus in ihren immer noch geschundenen Garten. Er ist genauso
kaputt wie unsere Familie schoss es ihr durch den Kopf und das Bild ihres
Vaters erschien vor ihren Augen. Der hatte sich für ein paar Wochen in ein
Kloster zurückgezogen, um Buße zu tun, wie er ihr am Telefon erklärt hatte. Sie
hatte ihn seit dem Vorfall im Präsidium nicht mehr zu Gesicht bekommen.
„Was haben Sie jetzt vor, Magdalena?“
„Zunächst einmal werde ich mein
Abi machen. Jetzt habe ich ja wieder Zeit, mich darauf vorzubereiten.“ Sie
lächelte gequält. „Danach muss ich mal sehen. Ich denke, dass ich vielleicht
für ein Jahr ins Ausland gehe. Als Au-pair oder für ein freiwilliges soziales
Jahr vielleicht. Das hängt nun auch davon ab, was aus Mama wird. Ich will
nicht, dass sie irgendwo alleine herumsitzt und keiner sich um sie kümmert.
Egal, ob sie ins Gefängnis muss oder in die Klinik.“
„Sie sollten aber auch an sich
denken“, wandte Büttner ein, „Sie haben ein eigenes Leben und sind nicht für
das verantwortlich, was ihre Eltern gemacht haben.“
Magdalena nickte nur, erwiderte
aber nichts darauf.
„Gibt es denn keine anderen
Verwandten, die sich um Ihre Mutter kümmern könnten?“
„Sie hat eine Schwester, Tante
Margret. Und meine Großeltern leben auch noch. Wir hatten aber seit Jahren
keinen Kontakt.“
Büttner fragte nicht nach dem
Grund für diese Kontaktpause, denn er konnte sich schon denken, dass auch daran
Magdalenas Vater schuld war. „Sie könnten den Kontakt wieder aufbauen“, schlug
er daher nur vor.
Magdalena lächelte. „Ja, das wäre
schön. Ich habe meine Tante immer sehr gemocht, wissen Sie. Und auch meine
beiden Vettern, Fabian und Tobias. Ja, es wäre schön sie wieder zu
Weitere Kostenlose Bücher