Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)
lassen. Na, wenigstens würde Fehnkamp sich mächtig über
den Anblick seines Gartens freuen, grinste Büttner still in sich hinein, aber
auch dieser Gedanke konnte seine Laune nicht wirklich bessern. „Hasenkrug“,
brummte er, „rufen Sie Magdalena Fehnkamp an. Sie muss wissen, dass ihr Vater
auf dem Weg nach Hause ist. Sie sollte sich schleunigst aus dem Staub machen,
falls sie sich nach wie vor dort aufhält.“
Er wollte noch etwas hinzufügen,
doch hörte er in diesem Moment draußen auf dem Flur einen Tumult losbrechen.
Schnell sprang er auf um zu sehen, was sich dort abspielte. Na, das war ja mal
ein Ding! Da stand dieser Widerling von Fehnkamp und schüttelte und schlug
seine Tochter Magdalena, die panisch um Hilfe schrie. Sein Anwalt versuchte zu
vermitteln, wurde aber von seinem Mandanten, der völlig auszurasten schien,
brutal weggestoßen, so dass er über einen Pflanzkübel stolperte und sich dann
der Länge nach auf die Nase legte.
Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte
Büttner sich an diesem Anblick erfreuen können, dafür aber war die Situation zu
ernst. Er sah Adrian, der ebenfalls versuchte, sich zwischen Vater und Tochter
zu werfen, gegen den sich wie tollwütig gebärdenden Mann jedoch nichts auszurichten
vermochte. Zu Büttners Erleichterung kamen nun gleich vier junge Polizisten auf
die Gruppe zugeschossen, und ihnen gelang es innerhalb kürzester Zeit, dem Spuk
ein Ende zu setzen. Die ganze Geschichte hatte nicht länger als vielleicht eine
Minute gedauert, aber Büttner zitterten bedenklich die Knie. Was war dieser
Fehnkamp doch für ein Bestie. Nun ja, auf jedenfalls hatte er nun einen Grund,
ihn noch weiterhin hier festzuhalten. Das schien auch dessen Anwalt Philipp
Hagedoorn begriffen zu haben, denn sein spöttisches Grinsen war wie weggewischt,
und er sah nun missmutig von einem zum anderen, während er seinen Anzug wieder
in Form zupfte.
„Gleich zurück in den
Vernehmungsraum“, bedeutete Büttner seinen Kollegen, die ihn, den keuchenden
Onno Fehnkamp im Klammergriff, fragend ansahen. Er selbst ging auf Magdalena zu
und fragte: „Alles in Ordnung?“
Sie nickte und lehnte sich an
Adrians Schulter, der schützend seinen Arm um sie gelegt hatte und ihr mit der
anderen Hand die langen Haare aus dem tränenüberströmten Gesicht strich. „Ich
... muss mit Ihnen reden“, schluchzte sie, während sie sich mit einem
Papiertaschentuch die Tränen von den geröteten Wangen wischte. „Es ist
dringend.“
Büttner nickte und sah aus dem
Augenwinkel Philipp Hagedoorn, der auf sie zutrat. „Es tut mir leid,
Magdalena“, sagte er lahm und streckte ihr zögerlich die Hand hin, „ich wusste
nicht, dass dein Vater ...“
„Schon gut“, murmelte Magdalena,
machte aber keine Anstalten, ihm ebenfalls die Hand zu reichen. Also wandte
sich Hagedoorn ab und ging mit hängenden Schultern davon. „Ich lege mein Mandat
nieder“, rief er noch ohne sich umzudrehen. Dann war er verschwunden.
„Hm, er hat wohl Angst, seinen
guten Ruf zu verlieren, wenn er sich mit prügelnden Tyrannen verbrüdert“,
bemerkte Büttner. „Woher kennen Sie ihn, Magdalena?“
„Er gehört auch zum Bibelkreis“,
sagte sie leise.
Büttner schürzte die Lippen. Warum
wunderte ihn das jetzt nicht? „Ich bin sofort wieder bei Ihnen, Magdalena“,
sagte er dann und wandte sich zum Gehen. „Ich will nur den Kollegen schnell
sagen, wie sie mit Ihrem Vater verfahren sollen.“
Nur wenige Minuten später saßen
Magdalena und Adrian ihm am Schreibtisch gegenüber und hielten beide eine extra
große, dampfende Tasse Kaffee in der Hand. Büttner sah prüfend von einem zum
anderen und dachte, welch fürchterliche Dinge manche Menschen doch schon in
jungem Alter erleben mussten. Er hoffte inständig, dass diese Ermittlungen bald
abgeschlossen sein würden und Magdalena die Chance bekam, ihr Leben nach ihren
ganz eigenen Wünschen zu gestalten. Er freute sich, dass sie einen so patenten
jungen Mann wie Adrian an ihrer Seite hatte, der sicherlich alles daran setzen
würde, dass Magdalena zu ihrem so hübschen Lachen zurückfand.
„Was kann ich für Sie tun?“,
fragte er in die Stille hinein, nachdem sich Magdalena und Adrian ein wenig
hatten sammeln können.
Magdalena warf Adrian einen
fragenden Blick zu, der ihr aufmunternd zunickte. Sie fingerte daraufhin in
ihrer Handtasche herum und zog das kleine Notizbuch und den Umschlag hervor,
die sie im Sekretär ihrer Mutter gefunden hatte. Für ein paar Sekunden drehte
sie
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