Lux Aeterna (German Edition)
einer Lehrerin zu einem Schüler, der in einer Klausur versagt hatte. „Jetzt, wo ich weiß, woran ich mit dir bin, ist es vielleicht besser, wenn ich die Auswahl vorab treffe.“ Mit diesen Worten stieß sie ihm ohne zu Zögern die Einhornwaffe ins Herz.
Xavier ging in die Knie, starrte ungläubig hoch auf seine schöne Mörderin, dann verwandelte er sich innerhalb von wenigen Sekunden in ein Häufchen schmutziggrauer Asche.
Jason hatte noch eingreifen wollen, war ins Zimmer gestürmt, doch da war es bereits zu spät. Hass und Verachtung sprachen aus dem Blick, den er jetzt der ehemals so geschätzten Fürstin schenkte. Er machte eine Bewegung, als wolle er sich auf sie stürzen, doch sie hob nur die Waffe hoch und warnte ihn somit davor, näher zu kommen. Jason hielt inne. Er wusste nicht, ob Leander mit seiner Vermutung Recht behalten würde und diese Waffe gegen ihn wertlos war. Er war schließlich schon einmal durch sie vernichtet worden!
„Du wirst noch gebraucht, mein Hübscher“, sagte die Schönheit vor ihm nur. Ehe Jason noch reagieren konnte, hatte sie sich längst wieder in diesen zarten, schleierartigen Nebel gehüllt, in dem sie sich zuvor manifestiert hatte. Sie verschwand durch den Kamin in die Nacht. Die Chance auf eine schnelle Vereitelung ihrer Pläne war vertan.
Mit dem Verschwinden von Lady Alderley war auch ihr Bann aufgehoben und die beiden Hybridenvampire wie auch Leander Knight stürmten in das Zimmer, in dem Jason immer noch wie angewurzelt auf die Überbleibsel seines ehemaligen Feindes starrte.
* * *
IX. Der Kardinal
Die Kathedrale von Exeter hütete viele Geheimnisse und seit neuestem auch das von Lady Alderley. Sie hatte nicht willkürlich Unterschlupf hier gesucht. Er war ihr zugewiesen worden.
Die Vampire würden ihr keinerlei Unterstützung mehr angedeihen lassen, dafür würde Jason schon gesorgt haben. Soviel war der Fürstin klar.
Aber Hilfe kam von ganz anderer Seite – von Seiten der Kirche. Oder, besser gesagt, von Seiten des Kardinals Pryce, der sich seit frühester Jugend mit okkulten Dingen beschäftigt hatte. Sein Weltbild war innerlich ein ganz anderes, als er äußerlich zur Schau trug.
Sein brutaler Vater mochte einen Teil Schuld daran haben. Schon als kleiner Junge sah er ihn selten außerhalb von Gefängnismauern. Die Mutter – eine labile Persönlichkeit – verkaufte nicht nur ihre Seele dem Alkohol, sondern später auch ihren Körper, um sich und den Sohn am Leben zu erhalten.
So blieb dem kleinen Ignatio nur die Flucht in eine andere, scheinbar bessere Welt, die Welt der Bücher. Sein Zuhause wurde die Bibliothek, wo er bald all jene verbotenen Bücher fand, die ihm ein besseres Leben versprachen. Er schmuggelte sie heimlich hinaus aus der Bücherei, um sie zu Hause weiter zu lesen, denn sie waren eigentlich nur für Erwachsene bestimmt, aber gerade deshalb so faszinierend.
Inzwischen schätzte die katholische Kirche ihn als Berater, was die schwarzen Künste anging, aber auch als Exorzisten. Ignatio Pryce hätte niemals gedacht, dass ihm der Teufel persönlich erscheinen würde – in Gestalt einer hinreißend schönen Frau.
Lydia Alderley spürte sehr wohl, was diesen großen, fast mageren Mann mit den brennenden schwarzen Augen beseelte. So hatte sie auch keine Bedenken, ihm von ihrer wahren Herkunft und ihren Plänen zu erzählen, und ihn um Hilfe zu bitten. Pryce zog ihre Ausführungen zu keiner Zeit in Zweifel. Im Gegenteil, er wollte immer mehr erfahren, und das Wort „Unsterblichkeit“ war für ihn der Schlüssel. Ja, Lady Alderley köderte ihn mit dem Versprechen auf ein wirklich ewiges Leben, das sie ihm als Vertrauten schenken würde, wenn er ihre Tochter angemessen versorgen und erziehen lassen würde. Er sollte ihrer Tochter im Alter von achtzehn Jahren auch ein Kleinod aus Perlmutt übergeben, das sie an ihre Mutter erinnern sollte. Allerdings verschwieg sie ihm, welchem Zweck dieses Schmuckstück diente. All das sagte Pryce ihr zu und bot ihr die Krypta als Versteck an. Er versprach sogar, ihr Nahrung zu verschaffen. Lady Alderley nahm dieses Angebot dankbar an.
Und so kam es, dass zu recht ungewöhnlichen Zeiten abendliche Bet- und Beichtstunden eingerichtet wurden, die der Kardinal höchstpersönlich abhielt. Dabei suchte er sich möglichst junge und starke Menschen aus, die er zudem noch zu einem Besuch der unterirdischen Grabstätte einlud, in der die Fürstin bereits wartete.
Michael Crane war einer
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