Lux Aeterna (German Edition)
die Hybriden, von denen sich nur zwei im Hause befanden. Auch der Halbengel konnte sich ihrem Einfluss nicht entziehen. In seinem Unterbewusstsein erspürte er zwar die Gefahr, aber er war unfähig sich zu bewegen. Lydia war hier! Aber die Vampirfürstin war nicht unbeobachtet geblieben.
Noch bevor sie sich manifestiert hatte, war ihre Ankunft für Jason Dawn deutlich spürbar gewesen. Er verschmolz mit der Finsternis im Raum und beobachtete ihr weiteres Vorgehen, ohne jedoch einzugreifen, obwohl er nicht unbewaffnet war. Die zierliche Fürstin schwebte wie ein nachtschwarzer Engel die Treppe hinauf in den ersten Stock des Gebäudes. Ihre Füße berührten kaum den Boden. Ihr Ziel war eindeutig Xaviers Zimmer. Jason folgte ihr. Er war sich nicht sicher, ob sie seine Anwesenheit spüren konnte. Wenn ja, dann schien sie ihn vollkommen zu ignorieren.
Xavier war die Präsenz der Fürstin ebenfalls nicht entgangen. Er schien sie bereits zu erwarten. Doch diesmal grüßte er weit weniger respektvoll als bei ihrer ersten Begegnung.
„Ihr seid hier wenig willkommen, nachdem Ihr Euer wahres Gesicht enthüllt habt“, meinte er grinsend.
Lady Alderley blieb ungerührt. Ihre wachsende Macht und ausgeprägte weibliche Schönheit schienen den gesamten, nur mit schwachem Kerzenlicht ausgeleuchteten Raum einzunehmen. Ihre strahlenden, veilchenblauen Augen waren auf den Vampirprinzen gerichtet.
„Ich muss wissen, auf welcher Seite Ihr steht, bevor ich mein Leben opfere“, gab sie zur Antwort. „Leander hat uns über Eure Pläne wohl informiert“, sagte der blonde Franzose mit spöttischer Stimme, „aber weder Jason noch ich sind willens, eine neue Generation von Lamia zu schaffen.“
„Mit Jasons Widerstand hatte ich bereits gerechnet, aber nun stellt auch Ihr Euch gegen mich? Wo sind denn Eure hochfliegenden Pläne von der Herrschaft über Europa geblieben?“, zischte ihm die Fürstin mit unterdrückter Wut entgegen. „Hat Euch die eiserne Jungfrau so schnell kuriert?“, fügte sie noch hinzu.
In Xaviers Augen begann es zu funkeln. Wie konnte diese Frau es wagen, so mit ihm zu reden? Schließlich trug er das Blut eines Gottes in sich! Als hätte Lydia seine Gedanken gelesen (was sie vielleicht auch getan hatte), verwandelte sie sich wieder in die scheue Gazelle.
„Ich bitte um Verzeihung, aber seht Ihr denn nicht, welche Zukunft ich Euch bieten kann? Herrscher über eine neue Generation von mächtigen Vampiren, Herrscher über die ganze degenerierte Menschheit!“, flehte sie eindringlich, aber Xaviers Misstrauen war erwacht.
Er wich einige Schritte zurück, als sie sich nun langsam näherte, bis er mit dem Rücken zur Wand stand. Er spürte deutlich die Waffe hinter sich in seinem Gürtel, der von einem langen, schwarzen Hemd verborgen wurde. Vielleicht wäre es jetzt an der Zeit, sie zu nutzen? Sie war ihm jetzt so nah, dass er ihren Atem hätte spüren können, wenn sie welchen besäße. Sie aber blickte ihm nur in die Augen, hielt ihn gefangen, durchforschte seine Gedanken, die er versuchte, vor ihren durchdringenden Blicken abzuschirmen.
„Was verbirgst du vor mir?“, flüsterte sie. Vorbei war es mit den Höflichkeiten.
Ruckartig schlang sie ihre schlanken Arme um seine Taille. Eine Kraft ging von dieser zierlichen Frau aus, als würde ein riesiger, achtarmiger Oktopus einen hilflosen Seemann umschlingen. Ohne Gegenwehr zog sie das Horn des Einhorns aus seinem Gürtel hinter seinem Rücken und machte ein paar Schritte zurück. Sie betrachtete zunächst unsicher die Waffe in ihren Händen, die so anmutig im Kerzenschein schimmerte. Dann wurde ihr schlagartig deren Bedeutung klar.
„So also hast du dir mein Ende vorgestellt.“ Ihre Stimme klang enttäuscht und emotionslos. Immer noch stand Xavier an der Wand, unfähig sich zu rühren.
Die Lamia hatte ihn scheinbar genauso bannen können wie die Hybriden. Er konnte nicht wissen, dass das bei einem stärkeren Vampir wie ihn nie lange anhielt. Im Moment fühlte er sich einfach nur hilflos und unterlegen.
So musste sich die Fürstin damals in seinen Händen gefühlt haben. Dabei hätte er sich zu gerne auf sie gestürzt und ihr dieses Horn ins Herz gestoßen!
Lady Alderley blickte ihren Widersacher an, als schien sie seine Intention körperlich zu spüren. Hätte er nur an etwas anderes gedacht! Wieder ging sie mit langsamen Schritten auf ihn zu. Oder schwebte sie?
„Von dir hatte ich mir eigentlich mehr erhofft“, bemerkte sie im Tonfall
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