LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht
Lili sind unschuldig. Ich habe sie völlig falsch eingeschätzt.« Sie benutzte absichtlich die erste Person Singular, als seien die Nachforschungen allein ihre Sache.
Ethan runzelte die Stirn. »Was ist passiert?«
Emma holte tief Luft und erzählte ihm von ihrem Abend. »Es war nur ein Streich«, schloss sie. »Gabby und Lili waren zwar echt wütend wegen des Anfalls, aber sie haben Sutton nicht umgebracht. Sie wollten nur in den LügenspielClub aufgenommen werden.«
Ethan lehnte sich gegen seine Autotür. Ein paar Häuser weiter heulte ein Hund den Mond an.
»Sie haben auch den Scheinwerfer nicht auf meinen Kopf fallen lassen«, fuhr Emma fort. Sie fröstelte. »Das muss Suttons wahrer Mörder gewesen sein.«
»Aber Gabby und Lili waren so naheliegend. Du hast doch gesagt, dass Lili nach oben ging, um ihr Telefon zu holen. Und gleich darauf ist der Scheinwerfer abgestürzt.«
»Vielleicht ist das dem Killer aufgefallen und er hat gehofft, ich würde Gabby und Lili verdächtigen – schließlich hat Sutton ihnen ja einiges angetan.« Sie verzog das Gesicht, als sie daran dachte, wie prompt sie darauf reingefallen war. Gabby war zwar nicht wirklich gestürzt, aber Emma hatte sie trotzdem wütend von sich weggestoßen. Es hätte durchaus passieren können, dass die Wucht von Emmas Stoß Gabby wirklich in den Abgrund befördert und getötet hätte. Emma hatte sich noch nie so vor sich selbst gefürchtet.
Ethan verlagerte sein Gewicht und hustete in seine Faust. »Ich wollte mit dir reden, weil Sam mir etwas sehr … Merkwürdiges erzählt hat. Am Ende des Abends hatte sie allmählich die Nase voll und fragte mich, was ich eigentlich an jemandem wie Sutton fände. Sie sagte: ›Ich habe gehört, dass Sutton Mercer beinahe jemanden mit ihrem Auto umgebracht hat.‹«
»Was?« Emma schoss hoch. »Wen?«
»Das weiß ich nicht. Sie wollte es nicht sagen. Vielleicht wusste sie es auch nicht.«
Emma kniff die Augen zusammen. »Hast du vorher schon mal was darüber gehört?«
»Vielleicht stimmt es ja gar nicht«, sagte Ethan achselzuckend.
Emmas Herz raste. Wen könnte Sutton mit ihrem Auto beinahe getötet haben? Und wann? Warum wusste sie so etwas Entscheidendes nicht? »Vielleicht stimmt es doch«, sagte sie widerstrebend. »Ich bin vorgestern beim Abschlepphof gewesen, um Suttons Auto abzuholen … aber es war nicht mehr dort. Sutton hat es abgeholt, und zwar am 31. August.«
»An dem Abend, an dem sie starb?« Ethans Adamsapfel zuckte nervös.
»Ja. Suttons Freundinnen wussten nicht, dass sie das Auto abgeholt hatte.« Emma band sich einen Knoten in die Haare. »Vielleicht hatte sie ja einen Grund dafür, es für sich zu behalten. Vielleicht hat sie am 31. versucht, jemanden zu überfahren.«
»Momentchen.« Ethan hob abwehrend die Hände. »Du ziehst voreilige Schlüsse. Sutton war zwar nicht immer nett, aber sie war keine Mörderin.«
»Richtig«, hätte ich gerne hinzugefügt. Hielt Emma mich jetzt etwa für ein Mädchen, das Unfallflucht begeht?
Emma holte tief Luft. Vielleicht ging ihre Fantasie ja wirklich mit ihr durch. »Trotzdem müssen wir Suttons Auto finden«, sagte sie. »Wir müssen herausfinden, was damit passiert ist.«
»Es heißt also wieder ›wir‹?«, fragte Ethan lächelnd. »Darf ich wieder an den Nachforschungen teilnehmen?«
Emma starrte an ihm vorbei in die Nacht. »Von mir aus.« Aber in ihr tobten immer noch Scham und Ärger über seine Zurückweisung. Aus diesem Grund hielt sie gerne Abstand von Männern. Sie fürchtete sich vor den Ambivalenzen, den Missverständnissen, den starken Emotionen, die eine wichtige Begegnung auslöste. Es war viel einfacher, dem aus dem Weg zu gehen und sich vor möglichem Schmerz zu schützen.
»Das mit Sam tut mir leid«, sagte Ethan, als habe er ihre Gedanken gelesen. »Aber sie ist wirklich nur eine Freundin.«
»Das ist mir egal«, sagte Emma schnell und versuchte überzeugend zu klingen.
»Ich will aber nicht, dass es dir egal ist.« Ethans Stimme brach. »Ich meine, ich will, dass es dir etwas ausmacht, dass wir nicht zusammen sind.«
»Du kannst mit ihr ausgehen, wenn du willst. Sie ist eindeutig in dich verknallt.«
Ethan lachte amüsiert. »Ich bezweifle stark, dass das nach heute Nacht noch so ist. Ich habe den ganzen Abend damit verbracht, nach dir zu fragen, dir aus dem Weg zu gehen, mit dir auf dem Parkplatz zu reden und mir darüber Sorgen zu machen, ob es dir gut geht oder nicht.«
Emma verzog bei der Erinnerung den
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