LYING GAME - Weg bist du noch lange nicht
Wochen Schiss gehabt, dass wir dir einen Streich spielen. Du hast dir ja beinahe in die Hose gemacht, als wir dich gestern zum Abschlepphof gefahren haben.«
Lili wedelte Emma mit dem Zeigefinger vor der Nase herum. »Ich habe dir doch gesagt, dass wir uns für den Zugstreich rächen werden!«
»Ach ja, wie hat dir denn unsere kleine Lokomotive gefallen?« Gabby schnippte gegen Lilis Bettelarmband, dessen Anhänger klimperten. Sie drehte sich zu den anderen um. »Wir haben Sutton vor ein paar Wochen ein kleines Präsent in den Countryclub geschickt. Um sie daran zu erinnern, dass wir noch nicht quitt sind.«
»Ihr wart das also«, sagte Emma. Es war keine Frage.
»Natürlich waren wir das«, grinste Lili. »Wer sollte es denn sonst gewesen sein?«
Gabby kicherte. »Wer hätte gedacht, dass die eiskalte Sutton Mercer solche Angst kriegen kann.«
Alle drehten sich zu Emma um und warteten auf ihre Reaktion. Emmas Herz raste immer noch und Adrenalin pumpte durch ihre Adern. Vor ein paar Minuten hatte sie noch geglaubt, sie müsse jetzt sterben. Sie hätte geschworen, dass Gabby und Lili Sutton getötet hatten und der Fall gelöst war. Aber jetzt sah plötzlich alles ganz anders aus. Das Ganze war nur ein Streich gewesen? Keine todernste, mörderische Rache? Ihre Erleichterung mischte sich mit dem frustrierenden Gefühl, dass sie immer noch nicht wusste, wer Sutton getötet hatte.
Aber ich entspannte mich zum ersten Mal seit Wochen. Emma war in Sicherheit – zumindest für den Moment. Gabby und Lili wollten nur unserer Clique angehören. Mein Mörder war immer noch da draußen, aber die fünf Mädchen, die Emma ansahen und sie für mich hielten, waren keine Mörderinnen. Sie waren meine Freundinnen.
Endlich richtete sich Emma auf und holte tief Luft.
»Ihr habt mich wirklich eiskalt erwischt«, gestand sie. »Ein wirklich guter Streich.«
»Ein genialer Streich«, stimmte Charlotte zu. »Wie seid ihr darauf gekommen? Hattet ihr Hilfe?«
»Ob du es glaubst oder nicht, die Idee stammt aus unseren winzigen Gehirnen«, sagte Lili und deutete auf ihren Kopf. »Wir haben euch schon tausend Mal gesagt, dass wir Super-Ideen für Streiche haben. Aber ihr Snobs wolltet ja nicht zuhören, also mussten wir die Sache selbst in die Hand nehmen.«
Charlotte verschränkte die Arme vor der Brust und schaute Emma an. »Meiner Meinung nach war das sogar der beste Streich aller Zeiten.«
»Viel besser als die Schienen«, warf Madeline ein. »Und besser als das Snuff-Video«, fügte Laurel hinzu. »Sogar noch besser, als das, was Sutton …« Sie warf Madeline einen Blick zu und verstummte.
Gabby und Lili wendeten sich Emma zu. Sie sahen so hoffnungsvoll und eifrig aus wie zwei Welpen, die unbedingt den Alphawolf beeindrucken wollen.
Ganz plötzlich spürte Emma Mitgefühl mit Gabby in sich aufsteigen. Sie hatte Schreckliches durchgemacht.
Mir tat Gabby auch leid. Aber hauptsächlich schämte ich mich für mein Verhalten. Ich hatte ihren Anfall herzlos heruntergespielt. Ich hatte darauf bestanden, dass niemand erzählte, was ich getan hatte, als sei ich die wichtigste Person bei der Sache gewesen. Hatte ich meinen Mörder auch so grausam behandelt? Hatte ich dem Falschen übel mitgespielt? Einem Menschen, der sich nicht nur mit einem Streich rächte? Jemandem, der mich mit meinem Leben bezahlen ließ?
Schließlich räusperte sich Emma. »Ich weiß, dass ich gesagt habe, der Lügenspielclub sei auf vier Mitglieder beschränkt. Aber ich glaube, diesmal können wir eine Ausnahme machen.«
»Vielleicht sogar zwei Ausnahmen«, fügte Charlotte hinzu.
Laurel nickte.
Die Twitter-Zwillinge fassten sich an den Händen und hüpften herum, als hätten sie gerade American Idol gewonnen. »Wir wussten es! Wir wussten, dass ihr uns aufnehmen würdet.«
»Dann ist es jetzt an der Zeit für die Initiationszeremonie«, verkündete Charlotte. »Zur feierlichen Begehung eurer offiziellen Aufnahme ins Lügenspiel.«
»Ihr dürft euch Titel aussuchen«, sagte Madeline. »Ich bin die Stil-Kaiserin, Sutton ist Präsidentin und Diva.«
»Ich will die Herrscherin des Glamour werden«, sagte Gabby sofort, als habe sie schon lange darüber nachgedacht.
»Ich bin die Kronprinzessin«, warf Lili ein.
»Es gibt auch ein paar Regeln«, sagte Charlotte. »Unter anderem, dass bei Spielen wie ›Ich hab noch nie‹ und ›Zwei Lügen und eine Wahrheit‹ nicht gelogen wird.« Sie hustete künstlich: »Gkä-häb-by!«
»Ich habe nicht gelogen!«,
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