Lykandras Krieger 1 - Wolfsängerin (German Edition)
mit verbundenen Augen, probierte.
„Öffne deinen Mund“, wies er sie an und pustete den Dampf vom gefüllten Löffel, den er ihr anschließend vorsichtig in den Mund schob.
„Mmh ... die ist ...“ Joli hustete. „Köstlich“, lobte sie und schnappte nach Luft. „Hast du die Suppe selbst gekocht?“ Sie schob den Schal hoch und sah ihm in die Augen.
Er nickte. „Meine Premiere.“
„Ernsthaft? Du hast nie zuvor gekocht?“
„Ich stamme aus einem adligen Haus, ich war es gewohnt, dass andere für mich kochten.“ Er grinste verlegen.
„Für das erste Mal ist die Suppe gelungen, wenn auch ...“ Sie hustete noch einmal. „Etwas scharf.“
„Es gibt nicht nur Suppe. Ich habe ein ganzes Menü gekocht. Warte einen Moment, ich hole den nächsten Gang.“
Mit diesen Worten erhob er sich und machte sich erneut auf den Weg in die Küche, um Joli mit seinem romantischen Dinner zu beeindrucken.
Der Abend verging viel zu schnell. Nach dem Hauptgericht, gefüllte, leicht angebrannte Wachteln nach altem Rezept, servierte Remierre zwei Éclair als Nachtisch, die er allerdings fertig gekauft hatte. Vor Aufregung bekam er selbst kaum einen Bissen herunter, doch er vermutete bei Jolis gesundem Appetit, dass ihr sein Gericht schmeckte. Die Überraschung war geglückt und Remierre war mehr als zufrieden mit seiner Leistung.
„Werwölfe sind also nicht nur Vampirjäger und Menschenfreunde, sondern auch nicht zu verachtende Köche“, sagte Joli, doch ihr Schmunzeln verriet ihm, dass sie es mit einem kleinen Augenzwinkern meinte.
„Danke für das Lob. Aber ich muss etwas richtig stellen. Nicht alle Werwölfe sehen in den Menschen Schutzbedürftige.“ Er wusste nicht, warum er ausgerechnet jetzt an seinen ehemaligen Rudelführer denken musste.
Joli hob eine Augenbraue und sah ihn verwundert an. „Ich dachte, das ist euer Kodex.“
„Es ist mein Kodex. Und der vieler anderer. Aber eben nicht aller Werwölfe.“
„Soll das heißen, dass es Werwölfe gibt, die den Menschen schaden wollen?“
Remierre zuckte die Schultern, denn er hatte keine Ahnung was er sagen sollte. Er wusste aber, dass es Werwölfe gab, die in Menschen nur Abschaum sahen. „Ich kannte einen Werwolf, dem das Leben eines Menschen nichts bedeutete. Sein Name war Killian Blackdoom. Ich habe lange Zeit nichts von ihm gehört. Ich weiß auch nicht, wo er sich jetzt aufhält oder ob er überhaupt noch lebt.“
„Das klingt nicht nach einem angenehmen Zeitgenossen. Und wenn Nomen est Omen ist ...“
„Er hatte seine Stärken und seine Schwächen.“ Remierre schwieg einen Moment. „Lass uns nicht von ihm reden. Der Abend ist noch jung.“ Er hatte nicht vor, an diesem Abend Geister zu wecken. Dafür war ihm der Augenblick zu kostbar.
„Ich bin froh, dass zumindest du ein liebenswerter Werwolf bist.“
„Der dich vor allen Unholden beschützen wird.“
Sie lächelte ihn zärtlich an und er spürte, wie sein Verlangen nach ihr größer wurde.
„Setzen wir uns in den Salon?“, schlug er vor, wischte sich den Mund mit einer Serviette ab und reichte ihr die Hand.
„Gern.“
Sein Blick glitt über ihr Dekolleté, während sie durch den Flur zum Salon gingen. Diese kleinen, festen Brüste, deren Ansätze man nur erahnte, weil der Ausschnitt genau dort endete, wo sie begannen. Und als sie sich schließlich auf die antike Couch setzten und ihre Knie sich sanft aneinander rieben, machte sich ein ganz anderer Hunger bemerkbar. Er wunderte sich ein wenig, warum sein Körper derart reagierte, warum seine Kehle so trocken wurde, dass er Schwierigkeiten hatte zu sprechen. Nie war er in der Gegenwart einer Frau nervös geworden. Dabei war Joli keine Fremde. Er hatte sie ohne Kleidung gesehen, er hatte ihren Körper berührt und mit ihr geschlafen. Aber heute war alles anders. Vielleicht lag es daran, dass er sich über seine Gefühle im Klaren geworden war. Er begehrte sie nicht nur, er liebte sie.
Vorsichtig griff er nach ihrer Hand und hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken. „Du siehst heute wunderschön aus.“
Ihre Wangen erröteten. Er liebte diesen sanften, roten Schatten, der ihrem Gesicht Leben einhauchte. Noch schöner war allerdings ihr Lächeln, bei dessen Anblick es ihn immer wie ein Blitz traf. Er beugte sich vorsichtig über sie, denn er verspürte den unwiderstehlichen Drang sie zu küssen. Joli sank auf die Couch zurück und schloss die Augen, als seine Lippen ihre berührten. „Oh Rem ...“ Sie seufzte. „Ich will
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