Lykandras Krieger 3 - Wolfskriegerin (German Edition)
es ihm Freiheiten erlaubte, die er zuvor nie gehabt hatte. Er hatte sich frei, stark und gefährlich gefühlt. Aber die Nächte, in denen er nicht auf Vampirjagd gewesen, sondern allein durch die Städte gewandert war, waren endlos lang und häufiger an der Zahl gewesen als die lichten Momente. Es hatte niemanden gegeben, mit dem er hatte reden können. Sein einziger Begleiter war sein Schatten gewesen.
„Auch“, erwiderte er schlicht und es fiel ihm auf, wie gut es ihm tat, Correy wieder mit eigenen Augen zu sehen, nicht auf Quentins Berichte angewiesen zu sein. Er hatte ihn vermisst.
„Ich bin froh, dass du zu uns gekommen bist“, hörte er Correy sagen und wurde ohne Vorwarnung in die Arme geschlossen.
Gerührt drückte Killian seinen jüngeren Bruder an sich. Ein zentnerschwerer Stein fiel ihm vom Herzen. Er wusste, dass viel Arbeit vor ihm lag, damit sich ihr Verhältnis irgendwann normalisierte, aber der erste Schritt war getan und Correy schien bereit, den Weg mit ihm zu gehen.
Theresa und Joli verkörperten, was sich Keira in ihrem Leben immer gewünscht hatte. Freundinnen oder Schwestern. Es war selten, dass ein Rudel, schon gar eins dieser Größe, mehr als eine Wolfsängerin beschäftigte. Dieses Rudel besaß zwei. Damit waren sie im Kampf gegen die Vampire gut gerüstet. Der Gedanke, dass beide Frauen einen direkten Draht zu Lykandra hatten, war unwirklich. In ihrem Rudel hatte es keinen Wolfsänger gegeben und so war sie nie, auch nicht indirekt, mit der Urmutter in Kontakt gekommen.
Sie plauderten über Belanglosigkeiten und Keira hielt sich bedeckt, denn es war besser, wenn sie nicht erfuhren, dass sie in Wahrheit eine Chimäre war. Als die Tür aufging und zwei zufriedene Brüder hereinkamen, wusste Keira, dass sie sich versöhnt hatten, und sie freute sich sehr für Killian, der viel gelöster wirkte.
„Wenn ihr möchtet, könnt ihr unser Gästezimmer haben“, schlug Correy vor und deutete den Flur hinunter.
Killian warf ihr einen fragenden Blick zu und Keira nickte. „Ja, warum nicht. Das wird sicher ganz nett“, erklärte sie.
Dann zogen sich alle ins Wohnzimmer zurück und besprachen den Plan, den Killian und Correy ausgeheckt hatten. Zuerst wollten sie den Teufelssee inspizieren, herausfinden, wie der Ort aussah, den die Vampire sich für ihr Ritual ausgesucht hatten. Sie bevorzugten mystische Plätze und laut Correy gab es eine Legende über den Teufelssee, die ihn für das Ritual prädestinierte.
„Wartet mal, wir können das nicht ohne unseren Leitwolf besprechen“, sagte Joli und Keira merkte an Killians Reaktion, dass dieser sich versehentlich angesprochen fühlte, weil er es gewöhnt war, der Leitwolf zu sein.
Unbehagen zeichnete sich in Kills Gesicht ab, während Theresa Joli das schnurlose Telefon reichte. Eine halbe Stunde später klingelte es an der Tür, doch die Stimmung war ab da merkwürdig gedrückt. Kills Augenbrauen waren zusammengekniffen und Keira sah ihm an, dass es hinter seiner Stirn arbeitete. Und seine Züge hellten sich auch nicht auf, als ein großer Mann mit langen Haaren den Raum betrat. Keira erfuhr, dass es sich um Remierre de Sagrais handelte, der mit Joli liiert war. Auch Rems Blick wurde düster, als er Killian sah. Zwischen beiden Männern herrschte eine Spannung, die jeder im Raum spürte. Unsichere Blicke gingen hin und her. Correy bot Remierre einen Platz am Tisch an, doch der zog es vor, stehen zu bleiben.
„Dir haben wir also diese Unruhe zu verdanken“, sagte Remierre und versuchte offenbar, freundlich zuklingen.
„Unruhe?“
„Als Joli mich anrief, war sie ganz aus dem Häuschen und ich hörte die aufgeregten Stimmen im Hintergrund.“
Correy bemühte sich, Remierre rasch aufzuklären, doch den schien im Gegensatz zu allen anderen nicht die Jagdlust zu packen.
„Ihr wollt gegen die Vampire vorgehen. Schön. Das begrüße ich. Aber bevor wir das tun, sollten wir Grundsätzliches regeln.“
„Das ist bereits geschehen. Wir haben einen Plan“, sagte Killian und fing an, ihn zu erklären, doch Remierre blockte ab.
Es schien ihn zu reizen, dass Kill das Wort ergriff. Seine Körperhaltung veränderte sich. Er wirkte noch angespannter. Auch Kill stand auf. Beide Männer funkelten sich an, doch nur unterschwellig, sodass ein Außenstehender nichts gemerkt hätte. Den Anwesenden hingegen entging die Spannung nicht, die sich zwischen ihnen aufbaute. Keira ahnte, dass zwischen den Männern einiges vorgefallen sein musste. Sie
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