Lyonesse 3 - Madouc
schildert, wie Lucanor einst zu den andern Göttern herniederstieg, als sie gerade bei einem Bankett saßen und sich an Strömen von Met gütlich taten, was die verblüffende Folge hatte, daß, während einige auf unerklärliche Weise nüchtern blieben, andere bald sturztrunken waren; konnte es sein, daß manche insgeheim mehr von dem köstlichen Trunk in sich hineinsoffen, als ihnen zustand? Die Disparität zwischen Nüchternen und Trunkenen führte zu Zank, und alles deutete darauf hin, daß sich hier ein ernsthafter Händel zusammenbraute. Lucanor rief die Streithähne zu Mäßigung und Gelassenheit auf und versicherte, daß die Kontroverse ohne Zuflucht zu Handgreiflichkeiten oder zu harschen Schmähworten beigelegt werden könne. Stante pede formulierte Lucanor das Konzept der Zahlen und des Numerierens, welches bis dato nicht existiert hatte. Fortan konnten die Götter vermittels eines Kerbholzes die Anzahl von Hörnern, die jeder von ihnen geleert hatte, mit peinlicher Exaktheit registrieren und mit Hilfe dieses neuartigen Verfahrens Gerechtigkeit und Gleichbehandlung gewährleisten und darüber hinaus die Erklärung dafür liefern, warum manche betrunken waren und andere nicht. »Die Antwort fällt, wird die neue Methode erst einmal beherrscht, ganz leicht!« erläuterte Lucanor. »Sie lautet, daß die betrunkenen Götter eine größere Zahl von Hörnern geleert haben als die nüchternen Götter, und das Rätsel ist gelöst.« Für diese Tat, die Erfindung der Mathematik, wurde Lucanor große Ehre erwiesen.
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by Luca Calcinai
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