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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Madouc stieg die Treppe zur Terrasse hinauf und überquerte sie. Die Gardisten, die am Hauptportal Wacht hielten, trugen jetzt anstelle des Grün und Lavendel von Lyonesse die Farben von Troicinet, Schwarz und Ocker. Als Madouc sich dem Tor näherte, knallten sie zum Salut zackig die Stiele ihrer Hellebarden auf den steinernen Boden, und einer hielt ihr das schwere Tor auf; ansonsten schenkten sie ihr keine weitere Beachtung.
    Die Eingangshalle war verwaist. Haidion schien nur noch die äußere Schale seines alten Selbst zu sein, wenngleich das Haushaltspersonal in Ermangelung anderslautender Befehle unaufdringlich seinen gewohnten Pflichten nachging.
    Von einem Lakaien erfuhr Madouc, daß sowohl Aillas als auch Dhrun nicht im Hause weilten; doch wohin sie gegangen waren und wann sie wiederkehren würden, konnte der Lakai nicht sagen.
    Da sie nichts Besseres zu tun wußte, stieg Madouc hinauf zu ihren alten Gemächern, die von langer Nichtbenutzung modrig rochen. Sie stieß die Läden weit auf, um Licht und Luft hereinzulassen, dann sah sie sich im Raum um. Er erschien ihr wie ein Ort aus einem Traum von ehedem.
    Madouc hatte kein Gepäck von Burg Miraldra mitgenommen. Im Kleiderschrank fand sie Kleider, die sie seinerzeit zurückgelassen hatte. Als sie sie anziehen wollte, mußte sie staunen, wie kurz und eng sie ihr geworden waren. Sie lachte ein halb trauriges, halb amüsiertes Lachen, das einen kleinen Schmerz in der Brust zurückließ. »Ich habe mich verändert«, sagte sie bei sich. »Oh, wie habe ich mich verändert!« Sie trat zurück und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. »Was ist aus jenem langbeinigen kleinen Geschöpf geworden, das einst in diesem Raum wohnte und aus jenem Fenster dort schaute und diese Kleider trug?«
    Madouc trat hinaus auf den Flur und rief eine Zofe.
    Die erkannte sie wieder und hub sogleich zu einem Klagelied über die tragischen Veränderungen an, die über den Palast gekommen waren. Madouc wurde ihres Sermons rasch überdrüssig. »Es ist gewiß alles zum Besten! Du solltest dich freuen, daß du am Leben bist und ein Dach über dem Kopf hast; viele andere sind tot oder heimatlos oder beides! Nun geh und hol die Schneiderin, da ich keine Kleider zum Anziehen habe! Danach wünsche ich zu baden; bring mir also heißes Wasser und gute Seife!«
    Von der Schneiderin erfuhr Madouc, warum Aillas und Dhrun von Haidion abgereist waren: Sie hatten sich auf den Weg nach Watershade auf Troicinet gemacht, wo Glyneth jeden Tag mit ihrer Niederkunft rechnete.
    Die Tage vergingen recht angenehm. Madouc wurde mit einem Dutzend hübscher neuer Gewänder ausgestattet. Sie erneuerte ihre Bekanntschaft mit Kerce, dem Bibliothekar, der auf Haidion geblieben war – zusammen mit einer kleinen Zahl von Höflingen und ihren Damen, die aus dem einen oder anderen Grunde das Wohnrecht gewährt bekommen hatten und nun nicht wußten, wohin sie sich sonst hätten wenden sollen. Unter denen, die am Hofe verblieben waren, befanden sich auch drei der Zofen, die Madouc einstmals aufgewartet hatten: Devonet mit dem langen güldenen Haar, die hübsche Ydraint und Felice. Anfangs hielten sich die drei mit Bedacht von ihr fern; dann, getrieben von der Aussicht auf mögliche Vorteile, versuchten sie, sich bei ihr lieb Kind zu machen, ungeachtet der Tatsache, daß Madouc ihnen mit kühler Zurückhaltung begegnete.
    Devonet war besonders beharrlich und versuchte, die alten Zeiten heraufzubeschwören. »Ach, was waren das doch für wunderbare Tage! Und nun sind sie für immer vorüber!«
    »Von welchen ›wunderbaren Tagen‹ redest du?« frug Madouc.
    »Erinnert Ihr Euch denn nicht? Wir hatten solch herrlichen Spaß miteinander.«
    »Ihr hattet herrlichen Spaß daran, mich einen Bastard zu schimpfen, daran erinnere ich mich sehr gut. Ich für mein Teil war alles andere als belustigt.«
    Devonet kicherte und schaute zur Seite. »Es war doch nur ein dummes Spiel; niemand nahm es ernst.«
    »Freilich nicht, da ja niemand außer mir sich einen Bastard schimpfen lassen mußte und ich euch meistens nicht beachtete.«
    Devonet stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. »Ich bin glücklich, daß Ihr so sprecht, da ich hoffe, einen Platz im neuen Hofstaat zu finden.«
    »Die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering«, sagte Madouc munter. »Du kannst mich wieder Bastard nennen, wenn du möchtest.«
    Devonet schlug entsetzt die Hände vors Gesicht. »Mir fiele nicht im Traum ein, so grob zu sein, nun da ich es besser

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