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Lyonesse 3 - Madouc

Titel: Lyonesse 3 - Madouc Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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weiß!«
    »Warum nicht?« fragte Madouc. »Was wahr ist, ist wahr.«
    Devonet blinzelte, während sie versuchte, nicht nur den Sinn, sondern auch die Nebentöne von Madoucs Bemerkungen zu erfassen. Sie fragte vorsichtig: »Dann habt Ihr also nie den Namen Eures Vaters erfahren?«
    »Seinen Namen erfuhr ich wohl. Er stellte sich meiner Mutter als ›Sir Pellinore‹ vor, aber sofern sie nicht fast im gleichen Moment, da sie sich begegneten, das Ehegelübde ablegten – und meine Mutter kann sich einer solchen Zeremonie nicht entsinnen –, bin ich immer noch ein Bankert.«
    »Wie schade, wo Ihr Euch doch so sehr nach einem Stammbaum und nach achtbarer Abkunft gesehnt habt!«
    Madouc seufzte. »Ich habe aufgehört, mir über solche Dinge Gedanken zu machen, da sie mir wohl nicht vergönnt sind. Mag sein, daß Sir Pellinore noch existiert, aber ich befürchte, daß ich ihn nimmer kennenlernen werde.«
    »Ihr braucht nicht zu hadern«, erklärte Devonet, »denn fortan will ich Eure teure Freundin sein.«
    »Entschuldige«, sagte Madouc. »Mir fällt da etwas ein, das ich noch erledigen wollte.«
    Madouc ging zu den Stallungen, um Sir Pom-Pom aufzusuchen. Zu ihrem Kummer mußte sie erfahren, daß er in der Schlacht auf dem Breeknock-Ödland gefallen war.
    Madouc kehrte langsam zur Burg zurück, tief in Gedanken versunken. »Der Welt fehlt nun ein ›Sir Pom-Pom‹ mit seinen lustigen Schnurren«, sprach sie leise bei sich. »Wo mag er jetzt stecken? Ist er überhaupt irgendwo? Kann jemand nirgendwo sein?« Sie sann wohl eine Stunde über die Frage nach, vermochte aber keine abschließende Antwort zu finden.
    Am späten Nachmittag entdeckte Madouc zu ihrer Freude, daß Shimrod auf Haidion eingetroffen war. Er war mit Aillas und Dhrun in Watershade gewesen und brachte die frohe Kunde mit, daß Glyneth ein Mägdelein zur Welt gebracht hatte, die Prinzessin Serle. Er berichtete, daß Aillas und Dhrun in wenigen Tagen per Schiff zurückkehren würden; Glyneth würde noch für einen Monat in Watershade bleiben.
    »Mir fehlt die Geduld, um zu Pferde oder auf einem Schiff zu reisen«, sagte Shimrod. »Sobald ich erfuhr, daß Ihr nach Haidion gekommen wart, beschloß ich auf der Stelle, Euch zu besuchen, und im nächsten Moment war ich hier.«
    »Ich freue mich, daß Ihr hier seid«, sagte Madouc. »Obgleich ich gestehen muß, daß ich die Zeit allein fast ein bißchen genossen habe.«
    »Wie habt Ihr Euch beschäftigt?«
    »Die Tage gehen flugs vorbei. Ich besuche die Bibliothek, wo ich mich mit Kerce, dem Bibliothekar, unterhalte und Bücher lese. Einmal ging ich den Kreuzgang hinauf, durch Zoltra Hellsterns Tor und hinaus auf den Urquial. Ich ging nah an den Peinhador heran, und als ich auf den Boden blickte, stellte ich mir König Casmir vor, wie er da tief unter mir im Dunkeln kauerte. Der Gedanke befremdete mich. Ich kehrte zurück über den Urquial und durch das alte Tor, so daß ich in Suldruns Garten schauen konnte, aber ich ging nicht den Pfad hinunter; der Garten ist mir viel zu still. Heute war ich bei den Ställen und erfuhr, daß der arme Sir Pom-Pom in Dahaut in der Schlacht gefallen und jetzt tot ist. Ich kann es kaum glauben; er war so lustig und voller Torheit. Sein Leben hatte kaum begonnen, bevor es auch schon wieder zu Ende war.«
    »Ich sprach einmal mit Murgen über dieses Thema«, sagte Shimrod. »Seine Antwort war ein wenig ausweichend, und sie gibt mir bis zum heutigen Tag Rätsel auf – bis zu einem gewissen Maße zumindest.«
    »Was sagte er?«
    »Zuerst lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und schaute ins Feuer. Dann sagte er: ›Das Leben ist ein seltsam Ding, das seine eigenen Dimensionen hat. Gleichwie: Und wenn du auch Millionen Jahre leben solltest und deine ganze Zeit damit verbrächtest, dich den Freuden des Geistes und des Leibes zu widmen, so daß du jeden Tag ein neues Vergnügen entdecktest oder ein uraltes Rätsel löstest oder eine neue Herausforderung bestündest – selbst dann wäre auch nur eine einzige Stunde, die du in Trägheit, Schläfrigkeit oder Teilnahmslosigkeit verschwendetest, genauso tadelnswert, wie wenn das Vergehen von einem gewöhnlichen Sterblichen begangen würde, dessen Tage befristet sind.‹«
    »Hm«, sagte Madouc, »er gab Euch keine genaue Auskunft, wie mir scheint.«
    »Das war auch mein Empfinden«, sagte Shimrod. »Das teilte ich Murgen jedoch nicht mit.«
    Madouc sagte nachdenklich: »Es könnte sein, daß er von Eurer Frage verwirrt war und Euch die

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