Macabros 003: Attacke der Untoten
Etwas Vogelähnliches,
Pechschwarzes wurde vom Sturm hinausgesogen und verschwand aus
Macabros’ Blickfeld.
*
Er erhielt keine Zeit zur Besinnung.
Das Feuer im angrenzenden Raum griff um sich. Die knisternden
Flammen und der enorme Rauch waren keine Einbildung.
Höchste Eile war geboten. In wenigen Minuten würde diese
ausgetrocknete Hütte wie eine Fackel aufflammen.
»Professor Merthus! Professor?«
Der Deutsche war überzeugt, daß der Archäologe
hier im Haus untergebracht war. Auch Al Nafuur hatte darauf
hingewiesen.
Macabros selbst brauchte die Flammen nicht zu fürchten. Die
Substanz, aus der er bestand, enthielt seinen Geist und seinen Willen
vom Originalkörper, der sich im sicheren Gewahrsam einer
Arrestzelle in Atlanta befand.
Aber die Lage war trotz allem keineswegs rosig.
Professor Merthus mußte so schnell wie möglich gefunden
werden. Sein Körper würde den Flammen nicht wiederstehen
können.
»Hier…«, erscholl eine ferne, hustende Stimme.
Etwas klopfte an die Wand. Dumpf erreichte das Geräusch das Ohr
von Hellmark alias Macabros.
Er riß die Tür zum nächsten Zimmer auf.
Die Flammen im vordersten Raum tobten. Das prasselnde
Geräusch erfüllte wie ein Gewittersturm das Innere des
alten Hauses.
»Hier! Hallo, hier!«
Macabros’ Blick irrte zur anderen Wand. Dort gab es eine
Tür. Er mußte sich zwei-, dreimal dagegen werfen, ehe sie
aufsprang.
In einem fensterlosen, kahlen Raum, in dem nur ein Tisch, ein
Stuhl und eine primitive Liege standen, war Merthus untergebracht.
Auf dem Tisch stand eine brennende Kerze, vor dem Archäologen
lag das goldschimmernde Buch. Die Reisetasche Hellmarks stand am
Boden.
»Mister Hellmark?« fragte Merthus erstaunt.
»Aber…«
»Wir haben keine Zeit. Kommen Sie schnell!«
Draußen brach ein Dachbalken herunter. Die von Rox noch
verschlossene Zwischentür barst. Eine riesige Flammenzunge und
Myriaden sprühender Funken schlugen ihnen entgegen.
Merthus gab einen Schrei von sich.
»Nichts wie weg hier!« brüllte Macabros. Er griff
nach der Tasche, warf das Buch hinein und trieb Merthus durch die
Tür auf das Fenster zu.
Sie entkamen in letzter Sekunde.
Erschöpft, mit rußigem Gesicht und angesengten Haaren
ließ Bert Merthus sich einhundert Meter vom Brandherd entfernt
ins Gras fallen.
Die Hütte des unheimlichen Einsiedlers war eine einzige
brennende Fackel. Das Feuer beschränkte sich nicht allein auf
das Wohnhaus. Auch die Bäume wurden in Mitleidenschaft
gezogen.
»Er wollte, daß ich ihm Zeile für Zeile des Buches
übersetzte«, sagte Merthus leise. Er starrte ein paar
Sekunden lang in die Flammenwand, erhob sich dann wieder, von seinem
Begleiter gestützt.
Aus dem Dorf näherten sich die ersten Menschen. »Sie
schickt der Himmel, Mister Hellmark«, murmelte der
weißhaarige Mann und warf einen dankbaren Blick auf seinen
Retter. »Ohne Sie wäre ich bei lebendigem Leibe
verbrannt.«
*
Von Carbon Hill aus war es kein Problem, erst nach Birmingham zu
fahren und von dort aus einen Zug oder ein Flugzeug nach Atlanta zu
bekommen.
Björn Hellmarks Originalkörper in Atlanta schaffte es,
den Ätherkörper bis nach Birmingham aufrecht zu
erhalten.
Macabros konnte gerade noch mit Merthus verabreden, daß er
sich später melden würde. Er nahm seine Papiere an sich und
vertraute dem Gelehrten Reisetasche und Buch an.
Dann verschwand er in der Menge.
Auf einmal konnte er ihn nicht mehr sehen. Er glaubte, ihn aus den
Augen verloren zu haben.
Doch das stimmte nur bedingt.
In Wirklichkeit war Macabros überhaupt nicht mehr da. Merthus
sollte nie in seinem Leben erfahren, daß der Mann, der ihn
wegen der Übersetzung eines wichtigen Textes aufgesucht hatte,
in Wirklichkeit die Arrestzelle in Atlanta nie verlassen hatte.
*
Björn Hellmark sah sich um. Sein Doppelkörper war
sekundenlang wie ein Schemen zu sehen. Er stand vor ihm wie ein
schwaches Spiegelbild.
Macabros hielt noch die Hülle mit den Ausweispapieren in der
Hand. Hellmark griff danach, ehe sie zu Boden fielen, als der
Ätherkörper sich auflöste.
Hellmark steckte die Papiere in seine linke Gesäßtasche
und wollte schon Alarm trommeln, als er Schritte auf dem Gang
hörte.
Björn Hellmark preßte den Kopf an die Gitterstäbe
und grinste den ankommenden Captain Robeson und seinen Begleiter,
einen Uniformierten, an.
»Morgen, Captain.«
»So strahlender Laune? War es in der Zelle so bequem? Ich bin
gekommen, um mich mit Ihnen zu unterhalten, mein
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