Macabros 009: Blutregen
Baring und Berry Tuth waren in ihr Institut
zurückgekehrt. Ernie Garet war Richtung Bristol gefahren. In der
Nähe wohnte eine Bekannte, bei der er die Nacht verbringen
wollte.
Es gab niemanden, der im Moment seine Mission hätte
stören können. Er konnte das nachholen, woran er vorhin
gehindert worden war.
Hellmark ließ das Taxi eine halbe Meile von
»Cork’s House« entfernt halten, bezahlte und bat den
Fahrer, in einer Stunde etwa wieder an der gleichen Stelle auf ihn zu
warten. Björn gab ein so großzügiges Trinkgeld,
daß er damit rechnen konnte, den Fahrer in der Tat noch einmal
wiederzusehen.
Hellmark lief durch die feuchte Nacht.
Niemand begegnete ihm auf dem Weg zu »Cork’s
House«.
Er erreichte das einsame Grundstück, stieg durch das Loch im
Bretterzaun und lief auf den verschlossenen Hauseingang zu.
Alles lag in tiefster Finsternis.
Es sah anders aus als vorhin, als er den schwachen Lichtschein
hinter den milchigen Plastikvorhängen wahrgenommen hatte.
Bevor er endgültig ins Haus huschte, vergewisserte sich, ob
ihn auch wirklich kein Mensch beobachtete.
Niemand in der Nähe.
Er ging direkt in den Keller.
Er verhielt sich nicht leichtsinnig, prüfte vorher den Sitz
der Balken und Bohlen, ehe er tiefer in das Gewölbe eindrang und
die Stelle erreichte, wo die beiden riesigen Fässer aufgestellt
waren.
Die Dauben waren teilweise eingebrochen. Ratten tummelten sich
darin, schienen die Fässer als eine Art Unterkunft zu
benutzen.
Hellmarks Hände wurden schmutzig und schmierig, weil er
ständig seine Umgebung abtastete, um sich zu vergewissern, ob
das Risiko auch nicht zu groß war.
Die zahlreichen Gänge und Nischen wurden zu einer Art
Labyrinth.
Zwei, drei Meter langes Spinngewebe hing von der Decke herab,
klebte an seinen Armen, in seinen Haaren, in seinem Gesicht.
Überall wimmelte es von Ungeziefer. Kellerasseln und Spinnen
krabbelten über seine Füße, seine Hosenbeine. Ratten
waren in Massen hier unten vertreten. Sie wichen vor dem Eindringling
nicht einmal zurück.
Hellmark leuchtete den Boden ab.
Er schob immer wieder mit der Fußspitze den alten Schutt
beiseite, in der Hoffnung, auf einen Hinweis zu stoßen, der ihm
zeigte, wo sich der Schacht befand.
Und er fand ihn wirklich: eine schwere steinerne Schachtklappe,
die sich kaum vom Boden abhob.
Björn legte die Taschenlampe neben sich und bückte sich,
um die Klappe anzuheben.
Mehrere Versuche verliefen vergebens.
Die Klappe lag da wie in den Boden gegossen.
Al Nafuur hatte von einem Schacht gesprochen. Ein Schacht, in dem
er ein Geheimnis finden würde.
Dies Geheimnis hatte mit den Schwarzen Priestern und der Macht der
Dämonen zu tun. In ferner Vergangenheit waren Dinge auf der Erde
passiert, von denen kein Geschichtsbuch berichtete. In Sagen und
Märchen waren hier und da Halbwahrheiten eingeflossen, in denen
von Hexen und Zauberern, Dämonen und schrecklichen Spukgestalten
die Rede war.
Heute verbannte man sie in das Reich der Phantasie. Aber nicht nur
in der Vergangenheit waren Dämonenmächte tätig
gewesen. Sie waren noch immer vorhanden. Sie verstärkten ihre
Angriffe gegen die Lebenden. Molochos, der oberste der Schwarzen
Priester und Herrscher über eine Vielzahl von Dämonen, war
aktiv geworden.
Björn Hellmark wußte als einziger lebender Mensch von
der tödlichen Gefahr und kämpfte praktisch allein gegen
List und Tücke, gegen Tod und Verderben. Er konnte sich nur auf
Al Nafuur verlassen, der aus dem Zwischenbereich, in den sein
unsterblicher Geist existierte, Hellmark manchmal warnen konnte. Wenn
Al Nafuur den Schacht erwähnt hatte, dann hatte das seine
Bedeutung.
Da knirschte es.
Der Stein bewegte sich ein wenig. Seit Ewigkeiten schien die
Schachtklappe nicht mehr gehoben worden zu sein.
Mit aller Kraft gelang es Björn, die Klappe vollends zur
Seite zu ziehen.
Ein kreisrundes Loch tat sich auf.
Hellmark griff nach der Taschenlampe.
Er wollte sehen, was es dort unten gab.
Da passierte es.
Der Angriff überraschte Hellmark. Er kam zu keiner
Abwehraktion.
Er erhielt einen Schlag an den Kopf, einen zweiten gegen das
Genick.
Instinktiv warf er sich zur Seite.
Da war jemand. Ein großer, dunkler Schatten.
Björn fiel zu Boden. Die Taschenlampe rutschte aus seinen
Fingern.
Er erhielt einen Tritt in die Seite.
Dann zerrte man ihn herum. Seine Füße verschwanden
zuerst in dem Loch. Er war zu benommen und konnte nichts gegen das
tun, was man mit ihm tat.
Er rutschte in die Tiefe.
Seine
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